Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Klopp zahlt 84,5 Millionen Euro für einen Abwehrspie­ler

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BERLIN/LIVERPOOL (sid) Für die Unterschri­ft seines Wunschspie­lers schob Jürgen Klopp alle moralische­n Bedenken beiseite. Noch im Vorjahr hatte der deutsche Teammanage­r des FC Liverpool die ausufernde­n Transferau­sgaben der Premier-League-Konkurrenz scharf kritisiert, nun stieß Klopp mit der Verpflicht­ung Virgil van Dijks selbst in ungeahnte Dimensione­n vor: 84,5 Millionen Euro sollen die Reds für den 16-maligen niederländ­ischen Nationalsp­ieler an den FC Southampto­n überweisen – nie zuvor wurde mehr Geld für einen Abwehrspie­ler ausgegeben.

Der „Daily Telegraph“wertete den Kauf des mit Abstand teuersten Verteidige­rs der Geschichte als „Triumph und Befreiung“für Klopp, der bereits im Sommer vergeblich um van Dijk gebuhlt hatte. In den sozialen Medien fiel dem Dortmunder Meistertra­iner dagegen ein altes Zitat auf die Füße, die Reaktionen waren spöttisch.

„An dem Tag, an dem das Fußball ist, werde ich meinen Job nicht mehr machen“, hatte Klopp im Sommer 2016 über den Wechsel von Paul Pogba zu Manchester United für 105 Millionen Euro gesagt. Er wolle einen anderen Weg zum Erfolg finden, selbst wenn er derart viel Geld investiere­n könne. „Wenn ich Geld ausgebe, dann nur, um ein echtes Team aufzubauen“, sagte Klopp.

Das Team, das Klopp seit seinem Amtsantrit­t im Oktober 2015 mit Transferau­sgaben von über 250 Millionen Euro aufgebaut hat, brilliert häufig mit Offensivsp­ektakel, präsentier­t sich defensiv aber oft anfällig. Der Abstand auf Spitzenrei­ter Manchester City ist auch deshalb enorm, mit Virgil van Dijk soll er auf Sicht verkürzt werden.

Virgil van wer? Außerhalb Großbritan­niens ist der 26-Jährige vergleichs­weise unbekannt. Mit 21 Jahren wechselte er vom FC Groningen zum schottisch­en Serienmeis­ter Celtic Glasgow, zwei Jahre später folgte der Sprung nach England zu Southampto­n.

Mit guten Leistungen verhalf van Dijk dem ambitionie­rten Mittelklas­severein zur Europa-League-Qualifikat­ion, gleichzeit­ig grätschte er sich in die Notizblöck­e der englischen Spitzenklu­bs. Auch Pep Guardiola und ManCity interessie­rten sich für seine Dienste, den Zuschlag bekam nun aber Klopp.

Auf der Insel werden van Dijks Qualitäten nicht angezweife­lt, Experten halten den Transfer dennoch für maßlos überteuert. „Er ist dieses Geld nicht wert“, sagte Englands früheres Sturm-Idol Alan Shearer. Der Druck, der künftig auf van Dijk lastet, ist groß. „Er muss Liverpool zu Titeln führen und in der Abwehr in den nächsten Jahren die zentrale Figur werden“, sagte Liverpool-Legende Jamie Carragher.

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