Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Ordnungskräfte für die Küche
Der Jahreswechsel ist auch immer Anlass zum Aufräumen – geistig und körperlich. Die Italienerin Roberta Schira verspricht: Ordne deine Küche
richtig und werde glücklich!
tes Verhältnis zu Lebensmitteln und zu allen, die sich mit uns in der Küche aufhalten“, sagt sie.
Stichwort Lebensmittel: Die Menschen in Industrieländern schmeißen viel zu viele Lebensmittel weg, oder sie verzetteln sich beim Kauf von Schwämmen, Gewürzen oder Backpulvertütchen. Sie haben keinen Überblick über das, was sie noch im Haus haben, und erliegen dann im Supermarkt dem Angebot und werfen noch dieses und jenes in den Wagen. „Mit diesen Doppelkäufen stopfte ich meine Küche voll und musste immer wieder etwas wegwerfen, weil es abgelaufen war“, schreibt Schira, die deshalb rät, Vorräte nach klaren Kriterien zu sortieren. Sie empfiehlt, wie es auch im Supermarkt die Mitarbeiter machen, immer die neuen Produkte nach hinten zu räumen. Zudem ist es praktisch, an der Schranktür einen Zettel zu befestigen, auf dem man fehlende Dinge notieren kann – so hat man automatisch auch einen Einkaufszettel. Und man sollte Einkäufe sofort wegräumen und nicht in Taschen oder Körben vergessen. Schira notiert sich immer auf einem Block in der Küche, was fehlt, zum Beispiel Linsen. Dann kauft sie welche, füllt sie in einen Glasbehälter, schneidet das Etikett der Verpackung ab und klebt es auf einen Behälter. Denjenigen, die das umständlich finden, entgegnet sie, dass sich so viel Zeit sparen lasse.
Ebenfalls ein wichtiger Punkt, der für Ordnung in der Küche spricht: Je weniger Dinge herumstehen, desto leichter lassen sich Oberflächen und Schubladen sauberhalten. Und Sauberkeit ist vor allem aus hygienischen Gründen enorm wichtig. Deshalb empfiehlt Schira auch, den Kühlschrank nicht so vollzustopfen, denn sonst kann die kühle Luft nicht zirkulieren. Und damit man nichts im Kühlschrank oder Gefrierfach vergisst, rät die Italienerin, einmal im Monat eine „Alles muss raus“-Küchenparty zu geben. Bei der Küchenplanung wäre die Größe des Kühlschranks zu beachten: denn je größer er ist, desto mehr kann man ihn vollstopfen.
Auch wenn es in vielen KüchenProspekten anders beworben wird: Eine Leiste mit Küchengeräten gehört nicht direkt über den Herd, dort verschmutzt sie nur unnötig. Gleiches gilt für Kochbücher. Sie sollten in Regalen außerhalb der Küche stehen, auf ein vom Herd entferntes Bord gehören nur wenige Exemplare, die gerade benötigt werden.
Für einiges Chaos sorgt das Problem, sich nicht gut von Dingen trennen zu können. Dabei handelt es sich meist um Utensilien, die man nicht dringend benötigt. Beispiel Töpfe und Pfannen: „Der Topf ist dem Küchenchaoten das, was die Schuhe dem Modebesessenen sind: Jede Gelegenheit ist recht, um einen neuen zu kaufen“, stellt Roberta Schira fest.
Deshalb besitzen Menschen Crêpes-Pfannen, Grill-Pfannen, Spargeltöpfe, Fischtöpfe, Spaghetti-Töpfe, Eierkochtöpfe, Milchtöpfe. Von den normalen Töpfen haben einige ihre besten Zeiten hinter sich, es fehlt der Deckel, oder es wackelt der Griff. Die Italienerin kennt in diesem Punkt kein Erbarmen: Nur Entrümpeln schafft Luft. „Entsorgen Sie alles, was Sie seit einem Jahr nicht mehr benutzt haben“, rät sie. Womöglich freuen sich soziale Einrichtungen über eine Spende von funktionierenden Sachen. Bei Dingen, die man geschenkt bekommen hat, hilft eine offene Frage im Freundeskreis: Wer kann eine Saftpresse/Popcornmaschine/Raclette-Pfanne gebrauchen? Ich hätte eine abzugeben!
Für manche Veränderung ist es mit Umräumen nicht getan, da muss ein Heimwerker oder Schreiner her. Wem es zum Beispiel lästig ist, ständig Schüsseln oder Teller hochheben zu müssen, um an ein anderes Stück Porzellan heranzukommen und der deshalb das Geschirr nicht ordentlich wegräumen kann, benötigt sicherlich zusätzliche Böden für Hänge- oder Unterschränke.
Roberta Schira möchte niemanden zum Ordnungsfanatiker erziehen, aber wer den Überblick über Vorräte, Arbeitsgeräte und Sauberkeit behält, der fühlt sich in seiner Küche auch wohl. Sie empfiehlt die Sieben-Minuten-Regel. Diese seien das Minimum an Zeit, das man – allerdings mit Spülmaschine – benötigt, um an einem normalen Tag klar Schiff machen. Für Weintrinker, die sich mit dem Thema beschäftigen, die sich beraten lassen, die sich interessieren für Riesling, Rebsorten & Co, die sich Freunde zu einer privaten Verkostung einladen, die dann auch schon mal zu einem Winzer fahren, die neugierig sind – genau für diese Genießer gibt es jetzt ein neues informatives und zugleich schön gestaltetes Buch. „Frenzels Weinschule“widmet sich dem Aroma, Anbau, Ausbau im Fass oder Tank und dem Handel. Nicht zu vergessen das Kapitel – das interessiert die meisten –, welcher Wein zu welchem Essen passt.
Ralf Frenzel, 1983 von Hans-Peter Wodarz in Wiesbaden im