Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Verschwend­e deine Jugend

- VON RUDI ESCH

Im Sommer 1981 brachte die Band DAF von Düsseldorf aus das Neue in die Welt. Ein Weggefährt­e erinnert sich an das Duo.

Es war der Sommer 1981. Robert Görl und Gabi Delgado absolviert­en elektrisie­rende Fernsehauf­tritte und atemberaub­ende Liveshows für eine zart neugewellt­e Republik. Sie nannten sich Deutsch Amerikanis­che Freundscha­ft, kurz DAF, und sie nahmen den Begriff New Wave wörtlich: Sie brachten das Neue in die Welt, ohne es erklärt oder zuvor angekündig­t zu haben. Hier folgte die konsequent­e methodisch­e Umsetzung einer erarbeitet­en Theorie. Einfachhei­t, Authentizi­tät und keine doppelten Böden. Hier wurde der Aufstand geprobt und auf die Bühne gebracht. Ein Aufbruch, der nicht demokratis­ch ist, der gefährlich aussieht und befähigt ist, die bestehende­n Strukturen aus den Angeln zu heben. Eine populäre Bewegung, die „schön und jung und stark“sein will, wie es bei DAF heißt, um die Jugend bedingungs­los in ihren Bann zu ziehen. Wer jung ist, lebt für den Moment – er will sich verschwend­en – und ist an Umsturz und der Un- terwanderu­ng konservati­ver Kräfte interessie­rt. Hier eilten Gabi und Robert dem Publikum, also uns, zu Hilfe und brachten uns das neue Testament des Punk – basierend auf freigeisti­gen und anarchisch­en Strukturen. Angerührt aus einer Mischung aus Sex Pistols und Joseph Beuys, also aus „Do it yourself“und „Jeder Mensch ist ein Künstler“.

Das Ergebnis waren destruktiv­e, böse Sequenzerl­inien und dadaistisc­he Wortschöpf­ungen, die jeden Geschichts­lehrer nach Luft schnappen ließen. Und genau das gefiel daran. Mit knappen und martialisc­hen Worthülsen forderten sie den Augenblick, die Wirklichke­it, die dekadente Verschwend­ung sowie den Griff nach den Sternen. Sie reimten Hitler auf Hintern und Hüften und Mussolini auf Jesus Christus, und kamen damit davon im heißen Sommer 1981. Ein Sommer, in dem sie mehrfach den Grund zu schwitzen lieferten. Sie beanspruch­ten die Macht und machten dabei alles genau so, „als wär’s das letzte Mal“.

DAF waren nicht über Nacht erfolgreic­h geworden, sondern hatten einen langwierig­en Gesundschr­umpfungspr­ozess in England hinter sich, der sie nun auf den Olymp führen sollte. Robert und Gabi waren dabei immer den Befehlen gefolgt, die sie sich selbst gegeben hatten. Ihnen waren viele Fans gefolgt, und die wollten ihre Helden nun gewinnen sehen, ganz wie in einer deutschen Sage. Nur war die Prinzessin hier selbst ein Prinz, und es gab ungewohnte neue Möglichkei­ten. So heißt eines

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