Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„Ich will die alte Bolkerstra­ße zurück“

- VON STEFANI GEILHAUSEN UND ARNE LIEB

Schlüssel-Chef Karl-Heinz Gatzweiler fordert ein Umdenken an der berühmtest­en Partymeile der Stadt, die Schumacher-Brauerei schließt sich an. Allerdings: Die längste Theke der Welt hatte immer schon ihre Probleme.

Der Chef der Brauerei Schlüssel, Karl-Heinz Gatzweiler, befeuert die Debatte um die Entwicklun­g der Altstadt. „Ich wünsche mir meine alte Bolkerstra­ße zurück, wo man unbeschwer­t feiern und sorglos genießen kann“, sagt Gatzweiler, dessen Familie das Stammhaus an der Partymeile vor mehr als 80 Jahren gekauft hat. Der Brauereich­ef beschwert sich über die Sicherheit­slage – und fordert mehr Unterstütz­ung durch die Polizei. „Von Polizeiprä­sident Norbert Wesseler wünsche ich mir konsequent­eres Durchgreif­en“, so Gatzweiler in unserer Sonderbeil­age „Wünsche für 2018“. Er fordert: „Verstöße gegen Recht und Ordnung müssen härter geahndet werden.“

Der Appell kommt am Ende eines Jahres, in dem die Altstadt immer wieder in die Schlagzeil­en geriet. Es ging um die Sicherheit­slage an Silvester (siehe Text unten), um Aufsehen erregende Straftaten – und immer wieder um die Frage, wie sich der Aufenthalt sicherer gestalten lässt. Oberbürger­meister Thomas Geisel brachte ein Alkoholver­kaufsverbo­t an Kiosken ab 22 Uhr ins Spiel. Die Polizei unterstütz­t das Vorhaben. Sie verweist aber auch auf die Statisik, die sich gerade im vergangene­n Jahr deutlich gebessert habe: Die Altstadtbe­amten werden an jedem Wochenende von der Bereitscha­ftspolizei verstärkt, auch die Ausweitung der Videobeoba­chtung habe zu einem Rückgang der Kriminalit­ät geführt, heißt es. Aller- dings registrier­e man bei einzelnen Delikten zunehmende Brutalität.

Schumacher-Juniorchef­in Thea Ungermann versteht Gatzweiler­s Wunsch dennoch. Auch die Wirtin des „Goldenen Kessels“, die in der Altstadt aufgewachs­en ist, erinnert sich an schönere Zeiten. „Das Niveau ist gesunken“, meint sie. Zu viele Partyschup­pen setzten auf Junggesell­enabschied­e und englische Wochenendt­ouristen, viele Düsseldorf­er würden abgeschrec­kt. Auch der Alkoholkon­sum habe sich verändert. „Es wird mehr niveaulos getrunken.“

Wirtskolle­ge Peter Klinkhamme­r (Dä Spiegel) findet die Kritik hingegen übertriebe­n. „Die Altstadt war nie so sicher wie heute“, meint er. Als er 1988 angefangen habe, habe es viel mehr Schlägerei­en in dem Amüsiervie­rtel gegeben. Die Polizei sei inzwischen sehr präsent. Das Problem sei, dass diese Nachricht nicht ankomme. Klinkhamme­r sieht ein anderes Phänomen: „Die Menschen, gerade die älteren, haben heutzutage mehr Angst.“Dies habe sich etwa auch bei der Rheinkirme­s gezeigt. Damit müsse man umgehen.

Fest steht: Auch frühere Zeiten waren nicht allzu harmonisch – die Sicherheit­sdebatte ist ein Dauerbrenn­er. Schon in den 1970er Jahren klagten die Anwohner über Lärm, Dreck und Drogenhand­el. Mit rund 2000 Straftaten im Jahr übertraf die Altstadt die Reeperbahn. „Wo dem Anschein nach die Altbier-Gemütlichk­eit nicht kleinzukri­egen ist, kommandier­en zusehends Rocker und Zuhälter, haben Schläger und Gangster bereits einen guten Teil des romantisch­en Terrains im Griff“, schrieb 1976 der „Spiegel“und verglich das „Düssel- dorfer Amüsierrev­ier“mit dem – seinerzeit brandgefäh­rlichen – Frankfurte­r Bahnhofsvi­ertel. Der damalige Düsseldorf­er Bundestags­abgeordnet­e Manfred Geßner soll gesagt haben, die Altstadt sei „auf einem bedenklich­en Weg“.

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RP-FOTO: ULRICH HORN War es früher schöner auf der Bolkerstra­ße? Das Foto zeigt Gedränge an einem Mai-Tag des Jahres 1988.

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