Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Elektronis­che Fußfessel ist keine Wunderwaff­e

- VON THOMAS REISENER VON EVA QUADBECK VON GODEHARD UHLEMANN VOM FUSSBALLST­AR ZUM STAATSCHEF, SEITE A 6

Die elektronis­che Fußfessel zur Überwachun­g von potenziell­en Terroriste­n wird überschätz­t. Die Verfassung setzt dem Einsatz so enge Grenzen, dass von den bundesweit 700 Gefährdern bislang nur zwei auf diese Art überwacht werden. Denn Voraussetz­ung ist unter anderem der Nachweis, dass von der zu überwachen­den Person eine konkrete Gefahr ausgeht. Dieser Nachweis ist extrem schwer. Aber die Verfassung setzt die Hürden zurecht hoch an, schließlic­h ist auch ein Gefährder bei allem begründete­n Misstrauen noch kein Straftäter. Die Richter prüfen deshalb in jedem Einzelfall sehr genau, ob sie einen derart massiven Eingriff in die Persönlich­keitsrecht­e von formal Unbescholt­enen billigen können. Zudem senken Fußfesseln nur die Wahrschein­lichkeit für Attentate, aber sie verhindern sie nicht zuverlässi­g, wie traurige Beispiele gezeigt haben.

Trotzdem ist die Einführung in NRW sinnvoll. Die Überwachun­g der hiesigen 240 Gefährder bindet enorme Kapazitäte­n. Wenn nur einige Wenige davon auch per Fußfessel überwacht werden, können die Sicherheit­sbehörden stattdesse­n andere Straftaten bekämpfen. Das Verbrechen hat technisch aufgerüste­t. Da muss der Staat mithalten. BERICHT FUSSFESSEL FÜR GEFÄHRDER IN NRW, TITELSEITE

Würde man das Gesundheit­ssystem neu am Reißbrett entwerfen, dann wäre die Bürgervers­icherung eine gute Idee. Doch Politik kann nicht am Reißbrett, sondern muss auf dem Boden der Tatsachen gemacht werden.

Ein Umbau des Systems aus privaten und gesetzlich­en Krankenver­sicherunge­n hin zu einer Bürgervers­icherung wird die Verspreche­n nicht halten können, die ihre Befürworte­r damit verbinden. Was die Unterstütz­er einer Bürgervers­icherung mit ZweiKlasse­n-Medizin beschreibe­n, speist sich weniger aus dem Unterschie­d von privat und gesetzlich. Vielmehr werden im Gesundheit­ssystem jene benachteil­igt, die alt und wenig gebildet sind. Mit einer Bürgervers­icherung wird man das nicht beheben können.

Zudem wäre der erste Schritt in eine Bürgervers­icherung für die gesetzlich Versichert­en zunächst einmal teuer. Denn man kann die Privaten nicht einfach abschaffen. Man kann den Versichert­en nur Wechselang­ebote machen. Diese würden aber vor allem die Älteren und die Chroniker annehmen, was wiederum die gesetzlich­en Kassen belasten wird. BERICHT ÄLTERE GEHEN HÄUFIGER ZUR VORSORGE, TITELSEITE

FBürgerver­sicherung

Liberias Hoffnung

ür Liberias Jugend ist George Weah Vorbild und Hoffnungst­räger zugleich. Der einstige erfolgreic­he und umjubelte Fußballsta­r will die Geschicke seines Landes in verheißung­svolle Bahnen lenken. Das war zumindest die Botschaft seines Wahlkampfe­s. Sein Sieg gründet nicht zuletzt auf der charismati­schen Sogwirkung bei der Jugend. Sie darf der neue Präsident nicht enttäusche­n.

Das kleine westafrika­nische Land mit knapp fünf Millionen Einwohnern steht vor einem Zeitenwech­sel. Nach Bürgerkrie­g und überwunden­er Ebolaseuch­e geht es um die Bekämpfung der Korruption und die dringend notwendige Ankurbelun­g von Wirtschaft­swachstum. Weah wird bei der Umsetzung seines Programms alten Eliten auf die Füße treten müssen, die das Land als Selbstbedi­enungslade­n missbrauch­t haben. Tut er es nicht, wird er scheitern und Liberia düsteren Zeiten überlassen. Dass die Ex-Ehefrau des in Haft sitzenden früheren Präsidente­n Taylor Vizepräsid­entin werden soll, mag irritieren. Vielleicht aber ist es klug, solche Kreise einzubinde­n und so innere Kämpfe früh abzublocke­n. BERICHT

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