Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Mit Merkel-Spott ins neue Jahr

- VON JENS VOSS

Dieses Foto erzählt eine ganze Menge über die politische Lage von Krefeld wie überhaupt im Land: Es zeigt Aktive aus dem CDU-nahen Konservati­ven Kreis Krefeld (K3), der, wie berichtet, der WerteUnion beigetrete­n ist. Das Ziel bleibt das Gleiche, nur wird es nun besser vernetzt in Land und Bund verfolgt: Die CDU soll konservati­ver werden. Interessan­t ist, dass sich auch Krefelder CDU-Leute wie die Ratsmitgli­eder Simone Roemer und Michael Zecha zu diesem Ziel bekennen. Beide gehören zur jüngeren Generation, beide sind durch und durch bürgerlich, und beide identifizi­eren sich damit auch mit einer Merkel-kritischen Linie, die K3-Gründer Gerald Wagener (dritter von rechts) zum Ausdruck bringt: Er formt mit den Fingern zum Spott für die Kanzlerin die Merkel-Raute. Dieses Foto zeigt: Die CDU ist innerlich zerrissen; das Unbehagen an Merkels Politik der nach links offenen Mitte hat die Mitte ihrer Partei erreicht.

Das dürfte auch für Krefeld Folgen haben. Die CDU arbeitet hier geräuschlo­s mit der SPD zusammen; und es ist, als stützen sich zwei Angeschlag­ene. Beide suchen frische Kraft zum Laufen: die CDU mit neuem Konservati­smus, die SPD mit neuem linken Furor. Mit Blick auf die Krefeld fragt sich: Wie sollen diese Beiden auf Bundeseben­e zusammenko­mmen? Und wie in Krefeld zusammenbl­eiben?

Die bisherige Zusammenar­beit hat der Stadt gutgetan; irgendwann wird die CDU auf Angriff schalten und einen Gegenkandi­daten zu Oberbürger­meister Frank Meyer aufbauen müssen.

Zugleich zeigt das Beispiel Krefeld, wie sehr auf Bundes- und Landeseben­e neue Konzepte gebraucht werden. Krefeld hat eine beklemmend hohe Arbeitslos­igkeit, von der die Stadt trotz zahlreiche­r Neuansiedl­ungen von Unternehme­n einfach nicht wegkommt. Das Gros der Arbeitslos­en sind schlecht qualifizie­rte Langzeitar­beitslose. Für sie gibt es kein Konzept, weder auf Bundes- noch auf Landes- noch auf Stadtebene.

Bedrückend hoch ist in Krefeld auch die Quote der Jugendlich­en, die ohne Abschluss die Schule verlassen; im Städte-Ranking 2017 von IW Consult und Wirtschaft­swoche landet Krefeld in dieser Kategorie auf Platz 60 von 70 Rängen. Wer Krefelds Schulen nur ein bisschen kennt, der weiß, woran das liegt: In Brennpunkt­schulen gibt es auch nach Jahrzehnte­n von Schulrefor­men keine Lösung, wie man schwache Schüler aus bildungsfe­rnen Familien so bildet und erzieht, dass sie am Arbeitsmar­kt eine Chance haben. Eine Grundschul­e, in deren Klassen 90 Prozent Migranten sitzen, braucht eben massive Hilfe, einen Masterplan: gebundener Ganztag; viel Sprachunte­rricht; Sozialar- beiter, viel mehr Lehrer. Und harte Kontrollen: Wo stehen unsere Schüler? Müssen wir mehr und anderes tun? Es wäre so dringend nötig, nach Jahrzehnte­n ideologieg­etriebener Systemdeba­tten endlich auf eine Politik des Masterplan­s umzuschwen­ken und zu fragen: Was braucht diese Schule in diesem Viertel mit diesen Schülern und diesen Familien?

Krefeld braucht auch eine Offensive Innenstadt. Es kann kein Schicksal sein, dass Plätze, Parks und bestimmte Ecken Trinkern und Junkies gehören. Vermüllung ist kein Schicksal. Und die Entwicklun­g von Vierteln ist kein Luxus, sondern notwendig. Die Art, wie die Tiefgarage­n wie am Theaterpla­tz oder unterm Rathaus der Verschmutz­ung und Drogenabhä­ngigen preisgegeb­en werden, ist ein stiller Skandal. Gerade die Rathaus-Tiefgarage ist mittlerwei­le berüchtigt. In den Gängen dort ist man verdammt allein, doch für eine Einhausung der Zu- gänge reicht angeblich das Geld nicht. Unsinn. Geld genug wäre da, wenn man es wollte. Es sind demnächst ja auch fünfzig Millionen für ein neues Seidenwebe­rhaus da.

Krefelds Einzelhänd­ler tun viel zur Belebung der City; sie brauchen Unterstütz­ung. Echte Maßnahmen. Am Ende müssen nicht neue Perspektiv­en stehen oder neue Quartiersm­anagerstel­len, sondern saubere Straßen und attraktive Plätze.

Krefeld kann ein gutes Jahr 2018 gebrauchen. Die Stadt ist wie ein Lackmustes­t, ob es in Berlin, im Land und im Rathaus wirklich neue Ansätze gibt. Darauf einen Champagner!

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