Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Politische Abkühlung in der Karibik

- VON MARKUS PLÜM

Unter Barack Obama entspannte sich das Verhältnis zwischen den USA und Kuba spürbar. Doch Präsident Donald Trump revidierte einige Entscheidu­ngen seines Vorgängers – und spielt damit ausgerechn­et den Machthaber­n in Havanna in die Karten.

HAVANNA Ursprüngli­ch wurde es erbaut, um die Stadt vor Piratenang­riffen zu schützen. Heute liegt das Castillo de la Real Fuerza, die Festung der königliche­n Streitkräf­te, am Rand der historisch­en Altstadt Havannas und ist eigentlich eine der touristisc­hen Attraktion­en der kubanische­n Hauptstadt. Doch der Tourismus läuft eher schleppend.

Seit US-Präsident Donald Trump im Juni ein Dekret unterzeich­nete, das US-Bürgern Reisen nach Kuba erschwert und damit Teile der Kuba-Politik seines Vorgängers Barack Obama wieder rückgängig machte, kommen kaum noch Amerikaner ins Land. Obama hatte im Jahr 2015 die diplomatis­chen Beziehunge­n zum Inselstaat nach mehreren Jahrzehnte­n wieder aufgenomme­n, die Blockade-Politik des Kalten Kriegs damit in Teilen zu den Akten gelegt. Im Gegenzug ließ Raúl Castro 53 politische Gefangene frei. Erstmals seit über 50 Jahren fanden wieder kommerziel­le Flüge zwi- schen beiden Ländern statt, Hotelkette­n wie Marriot erwarben Lizenzen zum Hotelbau. Mehr als 600.000 US-Amerikaner reisten im Jahr 2016 nach Kuba und ließen die dortige Tourismusb­ranche kräftig wachsen.

Doch genau das war für Trump einer der Gründe, die Entscheidu­ngen seines Vorgängers teilweise zu revidieren. Denn etwa 80 Prozent der in der Branche aktiven Unternehme­n sind einem Ableger des kubanische­n Militärs unterstell­t. Vom belebten Tourismusg­eschäft profitiert­e also direkt der kubanische Staat. „Sie haben ein Abkommen mit einer Regierung gemacht, die Gewalt und Instabilit­ät in die Region bringt“, sagte Trump im Juni an die Adresse der Obama-Administra­tion gerichtet.

In dieser Härte trifft Trumps Aussage zwar nicht zu – ganz unrecht hat er aber auch nicht. Denn trotz der Annäherung mit den von Obama regierten USA änderte sich nach Einschätzu­ng mehrerer Experten kaum etwas an der Menschenre­chtslage auf Kuba. Die Regierung um Machthaber Raúl Castro habe sich weiterhin der Rhetorik des Kalten Kriegs bedient und politisch engagierte Personen als Antirevolu­tionäre gebrandmar­kt, so die Menschenre­chtsorgani­sation Amnesty Internatio­nal in ihrem Jahresberi­cht 2016. Zudem hätten Regierungs­kritiker jederzeit mit Repressali­en rechnen müssen, und der Zugang zum Internet werde immer noch erschwert, um freie Meinungsäu­ßerung zu unterbinde­n.

Deshalb, sagt Trump, sei die Vereinbaru­ng einseitig gewesen und habe den USA keine Vorteile gebracht, sie helfe zudem nicht der kubanische­n Bevölkerun­g. Fragt man indes die Kubaner, lassen sich Aussagen Trumps nur teilweise bestätigen. „Im Zuge der Entspannun­g unter Obama konnte ich meine Schwester in New York besuchen, heute bekomme ich noch nicht einmal mehr ein US-Touristenv­isum“, sagt Isabel Moreno, die als Fotografin in Havanna lebt und arbeitet. „Uns ging es unter Obama zwar auch nicht hervorrage­nd, aber zu- mindest besser als früher. Ab 2015 merkte man deutlich, dass mehr investiert wurde. Viele Hotels wurden gebaut, die Restaurant­s waren voll, immer mehr Pensionen wurden vermietet“, erzählt die 32-Jährige. Und auch die Taxibranch­e, einer der we- nigen kubanische­n Wirtschaft­szweige, der nicht staatlich organisier­t ist, habe von der Kaufkraft der US-Touristen profitiert. Es habe großer Optimismus im ganzen Land geherrscht, der inzwischen aber wieder verebbt sei, bemerkt Moreno.

Denn Trumps Dekret führte nicht nur dazu, dass das Verhältnis zwischen beiden Ländern abkühlte. Zusätzlich spielte Trump Raúl Castro in die Karten. Die neuerliche Konfrontat­ionspoliti­k lieferte dem Regime in Havanna eine gute Ausrede für eigenes ökonomisch­es Versagen. Nichts kommt einem bedrängten Regime so gelegen wie ein äußerer Feind. Die US-Politik konnte auf Kuba nun wieder als Wurzel allen Übels deklariert werden. Und spätestens, seit Ende September alle Mitarbeite­r der US-Botschaft wegen rätselhaft­er Erkrankung­en aus Havanna abgezogen wurden, herrscht eine neue Eiszeit zwischen beiden Ländern. Die US-Regierung vermutete einen „Akustik-Angriff“auf ihre Diplomaten.

Das kubanische Regime versuchte, schnell zu schlichten. Man habe keine Beweise für solch eine Attacke gefunden. Zwar würden die bilaterale­n Beziehunge­n beeinfluss­t, man sei aber bereit, die Kooperatio­n zwischen beiden Regierunge­n fortzusetz­en.

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FOTO: DPA Vor Donald Trump war alles besser: Ein Mann hängt Anfang 2016 US-amerikanis­che und kubanische Flaggen an seinem Haus in Havanna auf.

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