Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„Beleidigun­gen sind nicht mehr die Ausnahme“

- VON MANFRED JOHAN

Hartmut Daxenberge­r von Turu 80 ist seit 25 Jahren Fußball-Schiedsric­hter aus Leidenscha­ft.

Im Winter bekommt Hartmut Daxenberge­r für sein Hobby regelmäßig mitleidige Blicke. Das 67-jährige Vereinsmit­glied von Turu fungiert nämlich als Fußball-Schiedsric­hter. „Regen, Wind und Kälte machen mir auch in kurzen Hosen und dünnem Hemd nicht viel aus, solange mir meine Aufgabe Spaß macht“, betont er. Der ehemalige Postangest­ellte kam erst spät dazu, als Schiedsric­hter des Kreises Düsseldorf Spiele zu leiten. „Ich habe erst mit 42 Jahren angefangen, also dann wenn Schiedsric­hter im internatio­nalen Fußball ihre Pfeife an den Nagel hängen müssen“, erzählt er. Seine Frau war damals in Lohausen Spielerin, und er begleitete sie als Zuschauer zu deren Partien. „Ir- gendwann sprach ich am Rande eines Spiels meiner Frau den Schiedsric­hter-Obmann Karl-Heinz Klein an und fragte ihn, was man machen müsse, um Schiedsric­hter zu werden. Darauf ging es sehr schnell: Schon am nächsten Tag war ich bei einem Schulungsa­bend dabei, und eine Woche später bestand ich die notwendige Prüfung.“Mit seinem ersten Einsatz als Unparteiis­cher ging es sogar so schnell, dass er keine kurze schwarze Hose in seinem Kleidersch­rank hatte. „Da habe ich einfach an einer langen Hose die Hosenbeine abgeschnit­ten.“Seine ersten Einsätze führten ihn in die Kreisligen A, B und C. „Nur wenige Wochen nach meinem ersten Spiel erlebte ich auch die Schattense­iten meines Hobbys. In einem A-Ligaspiel kam ich nicht um einen Spiel- abbruch vorbei. Die Polizei musste anrücken, um die Streitigke­iten zu schlichten.“

Es gab aber auch viele positive Höhepunkte in seiner 25-jährigen Laufbahn als Schiedsric­hter. Dazu zählt Daxenberge­r das Frauen-End- spiel im Niederrhei­npokal zwischen dem Garather SV und dem heutigen Bundesligi­sten SGS Essen im Mai des Jahres 2000. „Oder ein Alt-Herrenspie­l vor über 1000 Zuschauern zur Einweihung der Platzeinwe­ihung des TV Angermund. „Da durfte ich ehemalige Fortuna-Profis wie Gerd Zewe, Robert Niestroj und Bernd Beiroth pfeifen.“

Unvergesse­n bleibt ihm der 13. August 2006, als er als Zuschauer auf der Tribüne des Stadions an der Feuerbachs­traße die Begegnung Turu gegen KFC Uerdingen miterlebte. Nachdem ein Tor des Uerdingers Jesse-James Krnevic in der 31. Minute nicht gegeben wurde, erregten sich die Gemüter der Uerdinger Anhänger. Eine Hundestaff­el der Polizei zog auf. Ein Polizeihun­d riss sich los und biss Assistent Stephan Merlich, der daraufhin ins Krankenhau­s musste. Schiedsric­hter Dalibor Guzijan wollte nicht mit nur einem Ersatzmann weiter machen. Über Lautsprech­er suchte er einen Linienrich­ter. „Da habe ich mich gemeldet“, erinnert sich Daxenberge­r. In der Kabine gab es eine kurze Belehrung, und das Spiel wurde fortgesetz­t. „Beim Betreten des Rasens haben die Zuschauer geklatscht, das war ich überhaupt nicht gewöhnt.“

Nach 25 Jahren an der Pfeife denkt Daxenberge­r, der jetzt noch überwiegen­d Frauen-Fussballsp­iele leitet, so langsam ans Aufhören. „Schiedsric­hter zu sein, ist anders geworden. Besonders bei Begegnunge­n der Männer wird viel mehr reklamiert und gemeckert, Beleidigun­gen sind nicht mehr die Ausnahme.“

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FOTO: PRIVAT Hartmut Daxenberge­r pfeift Fußballspi­ele.

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