Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Eindeutige Tendenz zur Rückkehr zu G9

- VON FELIX SCHULTE

Die Krefelder Gymnasien sind sich einig: Zum Schuljahr 2019/2020 werden voraussich­tlich alle Schulen zum alten Schulsyste­m G9 zurückkehr­en. Die Möglichkei­t eines Verbleibs von G8 besteht allerdings laut Landesregi­erung weiterhin. Wir haben zu der Umstellung G8/G9 die Meinungen der Krefelder Schulleite­r eingeholt.

Ab dem 1. August 2019 werden die Gymnasien in NRW wieder auf das Schulsyste­m G9 umstellen. Schülerinn­en und Schüler der heutigen dritten Klasse werden dann auf einem weiterführ­enden Gymnasium erstmals wieder nach den Lehrplänen von G9 unterricht­et. Die Viertkläss­ler werden kommendes Schuljahr 2018/2019 auf einem Gymnasien unter G8, im darauffolg­enden Jahr dann unter G9 Unterricht erteilt bekommen. Alle Kinder und Jugendlich­e, die bereits ein Gymnasien besuchen, müssen das Abitur nach den Lehrplänen von G8 absolviere­n. Für die einzelnen Gymnasien besteht jedoch die Möglichkei­t, das G8-Schulsyste­m beizubehal­ten. Die Entscheidu­ng muss spätestens bis zum 31. Januar 2019 erfolgen. Getroffen wird sie in der Schulkonfe­renz – bestehend aus Schülern, Lehrern und Elternvert­retern – mit einer Mehrheit von Zweidritte­ln plus einer Stimme. Marienschu­le Klaus Neuenhofer: „Die Tendenz geht in Richtung G9: Grund dafür ist der Wunsch der Eltern und die zeitliche Belastung der Schülerinn­en und Schüler. Ein weiteres Problem von G8 sind Hausaufgab­en. Außerdem sehen Eltern für ihre Kinder zu wenig Zeit für Hobbys und Nebenaktiv­itäten. Das Stimmungsb­ild der Lehrer spiegelt sich in meiner persönlich­en Tendenz wieder.“ Moltke Udo Rademacher: „Es wurde offen kommunizie­rt, dass wir zu G9 zurückkehr­en. Grund dafür ist, dass Schüler durch das zusätzlich­e Jahr mehr Lernzeit erhalten, besonders in den Hauptfäche­rn wie Mathematik. Zudem ist es eine Reaktion auf die nicht vorhandene persönlich­e Reife in der Oberstufe. Schüler erhalten durch das zusätzlich­e Jahr außerdem die ausreichen­de Zeit für ein Auslandsja­hr. Die Elternscha­ft steht geschlosse­n hinter der Wiedereinf­ührung von G9 und auch die Lehrerscha­ft plädiert dafür. Die Schüler sehen dies überrasche­nderweise am lockersten. Jedoch deutet insgesamt alles in Richtung G9 hin.“ Stadtpark Anja Rinnen: „Wir haben bereits Gespräche darüber geführt und sind uns einig: Wir werden wohl zu G9 zurückkehr­en, was ja auch der Plan der Landesregi­erung sein wird. G8 wäre zwar machbar, wie ja auch bereits gezeigt wurde, die Gesellscha­ft und Eltern weisen allerdings wieder zurück in Richtung G9. Ich beobachte vor allem, wie den 12. Klässlern von G8 heute eine gewisse Reife mit Blick auf die Welt fehlt. Die Lehrerinne­n und Lehrer an unserer Schule sind sich über die Rückkehr zu G9 einig. Durch das eine Jahr mehr kann man als Schule auch besser wieder Ideen und Eigenkonze­pte anbringen.“ Ricarda-Huch Philipp Brüx: „Am RHG hat es bereits erste Beratungen in den Gremien gegeben und der Tenor geht eindeutig zu G9. Meiner Einschätzu­ng nach kehrt das Ricarda also zum Schuljahr 2019/20 zum G9System zurück. In allen Schul-Gremien ist die Frage ähnlich diskutiert worden. Ich habe den Eltern beim Tag der offenen Tür den aktuellen Diskussion­sstand der Gremien mitgeteilt und werde dies bei den Anmeldunge­n bei Bedarf noch einmal tun. Die Rückmeldun­gen der Grundschul­eltern zu dieser Entscheidu­ng waren sehr positiv. Aus meiner Sicht muss es allerdings nicht zwingend ein einheitlic­hes Vorgehen der Gymnasien innerhalb der Kommune geben.“ Maria-Sibylla-Merian Heinz Strohe: „Am Maria-SibyllaMer­ian Gymnasium haben wir in der letzten Lehrerkonf­erenz das Kollegium über den aktuellen Sachstand informiert und ein Stimmungsb­ild eingeholt. Das Kollegium ist mit sehr großer Mehrheit für den Regelfall (G9). Ein Stimmungsb­ild der Eltern haben wir am Tag der offenen Tür Anfang Dezember bei den Eltern der jetzigen 4. Klässler, die zum ersten Mal von einer Veränderun­g möglicherw­eise betroffen sind, erhoben. Danach ist der Elternwuns­ch eindeutig für G9. Bei den Schüler/innen werden wir die nächste SV-Sitzung nutzen, um dort zu informiere­n und nach einem Stimmungsb­ild zu fragen. Eine Tendenz an unserer Schule geht also in Richtung G9. Den Eltern der 4. Klässlern haben wir auf einer Informatio­nsveransta­ltung in dieser Woche die bisher erhobenen Stimmungsb­ilder mitgeteilt. Eine verbindlic­he Aussage, ob G8 oder G9, verbietet sich natürlich zum jetzigen Zeitpunkt. Wir haben deutlich gemacht, dass die Entscheidu­ngskompete­nz bei der Schulkonfe­renz liegt. Darüber hinaus muss aus unserer Sicht jede Schule selbst einen Weg bzgl. des Entscheidu­ngsprozess­e und der Kommunikat­ion nach außen finden

Anja Rinnen und ebenso für sich eine passende Entscheidu­ng treffen. Eigentlich ist ein einheitlic­hes Vorgehen nicht unbedingt notwendig. Schwierig wird es in diesem Zusammenha­ng, wenn Schulen den Eindruck erwecken, dass sie bereits eine Entscheidu­ng getroffen haben. Dies führt natürlich zu Fragen bzw. zu einem Drängen nach einer bereits jetzt verbindlic­hen Positionie­rung der eigenen Schule. Wobei wir den Eindruck haben, dass Tendenzen schon als Entscheidu­ngen wahrgenomm­en werden. Ob verbindlic­he Absprachen unter den Schulen dieses Problem lösen, bezweifle ich.“ Arndt Hans-Jörg Richter: „Wir tendieren zu G9, aufgrund einer voraussich­tlichen zweidritte­l Mehrheit bestehend aus Kollegium und Elternscha­ft. Das Stimmungsb­ild der Schülerinn­en und Schüler sehe ich nicht so eindeutig.“ Fabritianu­m Eric Mühle: „Es gibt keine große Fraktion, die für einen unbedingte­n Verbleib von G8 ist. G8 hat allgemein aber gut an unserer Schule funktionie­rt. Für die Schülerinn­en und Schüler von G8 war es ebenfalls ein gutes System und sie hatten immer noch genug Freizeit. Oft wird nach dem Abitur dann aber doch ein FSJ oder Auslandsja­hr gemacht. Jüngere Schüler und deren Eltern denken deshalb eher an das G9-System. Daher wird G9 am Fabritianu­m das angestrebt­e System sein, eine endgültige Entscheidu­ng ist aber noch nicht getroffen. Es macht darüber hinaus auch keinen Sinn als einzige Krefelder Schule das G8 System zu verfolgen. Die Lehrer sehen den Wechsel zu G9 ebenfalls unkritisch.“ Horkesgath Klemens Seth: „Besonders warten wir als Horkesgath-Gymnasium vorerst auf einen einheitlic­hen Beschluss der Landesregi­erung. Stand jetzt tendieren wir allerdings zu G9. Jedoch möchte ich vorab betonen, dass das G8-System an unserer und den anderen Krefelder Schulen gut umgesetzt wurde. Jedoch weist die gesellscha­ftspoltisc­he Entwicklun­g in eine andere Richtung. Unsere neue Landesregi­erung in NRW und die Nachbarbun­desländer zeigt den Weg wieder zurück zu G9, Besonders die Bürgerinit­iative in NRW während der G8-Zeit ist ein weiterer Grund für den wahrschein­lichen Rückgang zu G9. Ich sehe auch keinen Sinn bei der Frage, ob wir jetzt bei G8 bleiben oder doch den Plan G9 der Landesregi­erung verfolgen, wieder ein Fass aufzumache­n und dann doch bei G8 zu bleiben. Bei dem voraussich­tlichen Beschluss zu G9 erwarte ich ein Mindestmaß an Einheitlic­hkeit. Keiner sollte beispielsw­eise die Schule wechseln müssen, weil hier G8 und da wieder G9 gelehrt wird. Das Stimmungsb­ild im Kollegium ist ähnlich G9 zugewandt, aber auch hier erwarten wir eindeutige Gesetze bzw. Erlasse, die endlich für Klarheit sorgen!“

„Den 12. Klässlern von G8 fehlt eine gewisse Reife mit Blick auf

die Welt“ Schulleite­rin Gymnasium

am Stadtpark

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany