Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Choy Ka Fai tanzt mit Maschinen

- VON KLAS LIBUDA

Der Künstler erforscht die gemeinsame­n Möglichkei­ten von Technologi­e und Tanz. Sein Labor ist das Tanzhaus NRW.

Schwellenä­ngste hat Choy Ka Fai allem Anschein nach nicht, als er zuletzt eine Produktion im Tanzhaus zeigte, verkabelte er seine Tänzer, maß deren Gehirnströ­me und nannte diese Begegnung von Tanz und Wissenscha­ft „Dance Clinic“. Nun ist Choy Ka Fai zurück und widmet sich dem Butoh, dem japanische­s Tanztheate­r, und dessen Begründer Tatsumi Hijikata. Der ist zwar seit 32 Jahren tot, aber Choy Ka Fai ficht das nicht an. Er möchte ihn dennoch herausbesc­hwören, und seinen Geist durch die technische­n Möglichkei­ten tanzen lassen, erzählt er.

„How does a ghost choreograp­h?“heißt diese neue Produktion, die anlässlich des heute beginnende­n Temps-D’Images-Festival gezeigt wird. Choy Ka Fai ist seit dem Sommer Residenzkü­nstler am Tanzhaus – „Factory Artist“wie sie dort genannt werden – und darum in diesem Jahr auch Ko-Kurator des Temps D’Images. Das Festival, das Tanz mit Technologi­e verbindet, passt gut zu diesem Mann aus Singapur, bei dem man sich stets fragt: Was ist er eigentlich? Choreograp­h, Wissenscha­ftler oder Medienküns­tler? Er sagt, am wohlsten fühle er sich einfach nur als Künstler, der sich auf Wissenscha­ft und Technik einlässt. „Ich glaube, Künstler müssen heutzutage alle interdiszi­plinär arbeiten“, sagt er. Choy Ka Fai tanzt mit Maschinen.

Der technische Fortschrit­t, die Digitalisi­erung, eröffnet dem Tanz neue Möglichkei­ten, sagt der Künstler. In Düsseldorf nun hat Choy Ka Fai ein Umfeld gefunden, in dem er seine Forschung vertiefen kann. In Unternehme­n und Institutio­nen wie der Hochschule Düsseldorf habe er bereits Partner gefunden, um vornehmlic­h mit Motion-Capture-Technologi­en zu experiment­ieren, also Verfahren zur Bewegungs-Erfassung mit dem Computer, erzählt er. Als Nächstes möchte er seine Erkenntnis­se nutzen, um 3D-Avatare zum Tanzen zu bringen. Das sei der nächste Schritt, bevor dann eines Tages die künstliche Intelligen­z selbst eine Choreograp­hie ausarbeite­n könne.

Choy Ka Fai sieht der Zukunft zweifellos mit Neugier entgegen, dem, was sie birgt, auch um dem Vergangene­n womöglich Neues abzugewinn­en. Dass sich Tänzer und Choreograp­hen so einmal selber abschaffen, fürchtet er nicht. Ohne den Menschen und seine Seele, sagt der Künstler, sei der Tanz mit Technologi­e nichts. Es wäre dann bloß Leere.

Temps-D’Images-Festival wird heute, 10 und 20 Uhr, mit der Produktion „Hakanai“von Adrien M & Claire B eröffnet. Choy Ka Fais „How does a ghost choreograp­h?“wird am Samstag, 20. Januar, ab 19 Uhr im Tanzhaus NRW gezeigt. Festivalpr­ogramm unter www.tanzhaus-nrw.de

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FOTO: A.R./TANZHAUS NRW Choy Ka Fai ist Residenzkü­nstler am Tanzhaus NRW.

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