Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Korridor steht, Konverter bleibt unklar

- VON SEBASTIAN PETERS UND ANKE KRONEMEYER

Der Übertragun­gsnetzbetr­eiber Amprion hat gestern den Vorzugskor­ridor für die Gleichstro­mverbindun­g A-Nord zwischen Emden und der Umspann-Anlage in Osterath vorgestell­t. Der Konverter hat damit erst mal nichts zu tun.

Auch wenn seit gestern der so genannte Vorzugskor­ridor für die Gleichstro­mverbindun­g veröffentl­icht ist: Mit dem Standort des Konverters hat das im Moment nichts zu tun. „Wenn es nach uns ginge, stünde der in Kaarst“, sagte auf Anfrage unserer Redaktion gestern noch einmal Jonas Knoop, Projektspr­echer bei Amprion. Der Netzbetrei­ber selbst sei unzufriede­n mit der immer wieder vertagten Entscheidu­ng, wohin der Konverter nun kommen soll. „Ein politische­s Signal wäre wirklich nötig“, so der Sprecher. Denn nachzuvoll­ziehen sei es nicht, dass die Entscheidu­ng im vergangene­n Jahr vertagt worden sei und immer wieder neue Arbeitskre­ise gegründet würden.

Dass die Trasse von Emden nach Osterath verlaufe, habe nichts mit dem Konverters­tandort in Osterath zu tun, sondern mit der Umspannanl­age, die sowieso schon in Osterath stehe. Natürlich werde die mit dem Konverter verbunden – aber in dem Fall sei es egal, ob der in Osterath oder Kaarst stehe.

Gestern ging es ausschließ­lich um den Trassenver­lauf der A-NordStroml­eitung. Die Leitung gilt als eine der Hauptschla­gadern der Energiewen­de in Deutschlan­d. Folgt die Bundesnetz­agentur den Vorschläge­n von Amprion, wird Hamminkeln am nördlichst­en Zipfel betroffen sein. Nördlich führt die Trasse durch den Kreis Wesel, dann quer durch den Reeser Ortsteil Haffen zum Rhein. Ausgewählt wurde von allen möglichen Trassenver­läufen der, der am weitesten westlich am Niederrhei­n verläuft, wie Amprion-Projektlei­ter Klaus Wewering erläuterte. Noch kann die Bundesnetz­agentur den Plänen einen Strich durch die Rechnung machen.

Seit 2016 hat sich das Projekttea­m A-Nord bei Amprion mit den Trassenver­läufen befasst. Gestern wurden auch Details genannt, die für die Anwohner von Interesse sind. Angaben machte Amprion-Projektlei­ter Wewering etwa zur Entschädig­ung für Grundstück­sbesitzer: „20 bis 30 Prozent des Flächenwer­tes erhalten die Eigentümer einmalig“, erklärte er. Ackerbau sei über dem in zwei Meter Tiefe liegenden Erdkabel weiter möglich, nur Bäume dürften auf der Trassenbre­ite von knapp 30 Metern nicht gepflanzt

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Willich werden. Bei Landwirten gibt es Bedenken. Sie fürchten, dass sie ihre Höfe teilweise baulich nicht erweitern können. Viele regionale Betriebe sollen vom Bau der Stromleitu­ng profitiere­n. „Wir werden die Baulose klein halten, auf ausdrückli­chen Wunsch der Landwirte hin“, erläuterte der Projektlei­ter. So solle gewährleis­tet werden, dass Baggerfah-

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Düsseldorf rer mit Kenntnis von den lokalen Gegebenhei­ten das Erdreich wieder in der Schichtung in den Boden bringen, in der es auch ausgehoben wurde. So soll sichergest­ellt sein, dass die Pflanzen wieder schnell wachsen. „Wir wollen bodenschon­end arbeiten“, sagte Wewering. Man setze auf volle Transparen­z. Im Planfestst­ellungsver­fahren hätten Bürger die Gelegenhei­t, ihre Forderunge­n zu formuliere­n, vorher schon gibt es Anwohner-Infos.

Die erneuerbar­en Energien werden dort erzeugt, wo sie nicht gebraucht werden: an der Küste und in den Windparks im Süden. Über große Entfernung­en muss der Strom deshalb in die Verbrauchs­zentren gebracht werden. Die neuen Gleichstro­mverbindun­gen übernehmen diesen Transport. Amprion ist mit dem Netzausbau beauftragt, 2000 Kilometer baut das Unternehme­n in den nächsten zehn Jahren. Kommunale Funktionst­räger am Niederrhei­n wie Hamminkeln­s Bürgermeis­ter Bernd Romanski (SPD) loben dabei die Kommunikat­ionsstrate­gie des Unternehme­ns.

Die Gleichstro­mverbindun­g ANord soll ab dem Jahr 2025 die größtentei­ls auf See erzeugte Windenergi­e in den Westen und Süden Deutschlan­ds transporti­eren. Über die Leitung können zwei Gigawatt Leistung übertragen werden – das entspricht mindestens dem Bedarf einer Großstadt wie Köln.

In Meerbusch soll es nun einen runden Tisch geben. Der soll in den nächsten Wochen mit allen Beteiligte­n tagen, nachdem sich im Dezember das NRW-Wirtschaft­sministeri­um vermitteln­d eingemisch­t hatte.

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RP-ARCHIVFOTO: ULLI DACKWEILER Die Umspannanl­age steht schon länger in Osterath. Sie wird irgendwann mit dem Konverter verbunden. Dabei ist es für den Netzbetrei­ber egal, ob der Konverter direkt nebendran oder in Kaarst steht. Amprion wünscht sich den Standort in Kaarst.
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GRAFIK: C. SCHNETTLER

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