Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Deftig grillen auf Chinesisch

- VON BIRGIT WANNINGER

Gäste sind beim Essen gern aktiv. Im Lokal BBQ ist in jedem Tisch eine Grillplatt­e eingelasse­n. Gegart werden chinesisch­e Spezialitä­ten.

Nein, wie ein typisches chinesisch­es Lokal sieht das BBQ nicht aus. Gerade mal ein Fächer an der Wand und eine Winkekatze an der Theke erinnern von Ferne an das Reich der Mitte.

Vielmehr wirkt das Grill-Restaurant an der Bilker Allee gutbürgerl­ich. Und ein gutbürgerl­iches Restaurant war das Haus an der Bilker Allee einmal, bevor es in den vergangene­n Jahren von unterschie­dlichen Gastronome­n betrieben wurde. Nachdem sich zwei Schwestern mit ihrer Bistro-Küche überrasche­nd verabschie­det hatten, kam ein Grieche, der aber nach sehr kurzer Zeit verschwand. Im Frühjahr 2016 eröffnete dort Fernsehkoc­h und Food-Entwickler Sebastian Lege sein BabyQ.

Nun also BBQ. Klingt ähnlich, ist aber was ganz anderes. Geblieben ist nur die Einrichtun­g – eben gut- bürgerlich. Allerdings sind inzwischen in allen Tischen Grills eingelasse­n. Nachdem das gemütliche Restaurant, ausgestatt­et mit dunklen Holzmöbeln und einer großen Bar, sieben Monate lang leer stand, haben Yugui Sun und ihre Geschäftsp­artnerin Mei Wang dort ihr Chinesisch­es BBQ eröffnet.

Die Frauen stammen aus Nordchina, in der Nähe der koreanisch­en Grenze, wie sie erzählen. Den Einfluss der koreanisch­en Küche spürt man sofort: alles kräftig bis scharf gewürzt. Es sei denn, der Gast betont, dass er es milder lieber hat.

Als wir das Restaurant für unser Test-Essen betreten, fällt uns auf, dass vor allem Asiaten an den Tischen sitzen. „Können Sie mit Stäbchen essen“, fragt der quirlige Kellner eine andere Gruppe auf Deutsch, bevor er sie an den Tisch führt. „Selbstvers­tändlich“, antwortet einer aus der Gruppe, „wir kommen aus Vietnam.“

Schon ist der Kellner in seinem Element. Er ist der Entertaine­r, der alles charmant erklärt, denn die beiden Damen sind des Deutschen nicht so sehr mächtig. Aber dafür können sie kochen – und marinieren.

Zunächst geht es ans Vorspeisen­Buffet. Kaltes eingelegte­s Fleisch in verschiede­nen Variatione­n sowie das koreanisch­e Nationalge­richt Kimchi (scharf eingelegte­r Kohl), Seetang und Nudeln gibt es. Außerdem warme Jautse (Maultasche­n) und ein wunderbare­s knuspriges Brot. Für Vegetarier ist die Auswahl im BBQ gering.

Mit den Vorspeisen wieder zurück am Tisch, stehen dort schon mehrere scharfe Dips und eine wunderba- re Erdnuss-Soße. Schon kommt der emsige Kellner mit drei Platten – eine mit Meeresfrüc­hten, eine mit Fleisch, und eine mit ein wenig Gemüse. Das Angebot wechselt. Es gibt hauchdünn geschnitte­nes Rindfleisc­h, leicht mariniert, scharf eingelegte­r Schweineba­uch oder -nacken. Lammfleisc­h oder -Lammspieße. Außerdem auf der zweiten Platte scharf marinierte­r Tinten- fisch, Garnelen und kleiner Oktopus. Als wir von den Spezialitä­ten (Rindfleisc­h spezial für 13,80 Euro) bestellen wollen, gibt es von der Chefin nur ein Kopfschütt­eln. „Erst mal abwarten“. Die Dame hat recht. Denn ganz nebenbei kommt noch ein in Alufolie eingepackt­es Fischfilet mit einer besonderen Würze aus Koriander und Chili. Das muss jetzt knapp zehn Minuten am Rand des Grills ziehen, während Fleisch und Seafood ruckzuck gar sind. Zwar ist das Fleisch unterschie­dlich zart, doch geschmackl­ich gut und abwechslun­gsreich gewürzt. Außerdem ist das Ganze sehr kommunikat­iv und spaßig. Mit Nachbestel­len ist dann nichts mehr. Bleibt höchsten noch ein wenig Platz fürs Dessert. Und das besteht in der Regel aus frischem Obst.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Restaurant-Chefin Yugui Sun hat das Chin BBQ in Bilk eröffnet.

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