Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Cheerleade­r treten bei Olympia auf

- VON THOMAS SCHULZE

Die Dolphins des SC Bayer 05 Uerdingen fliegen als Team Deutschlan­d zu den Winterspie­len nach Südkorea und fungieren dort als Botschafte­r ihrer Sportart, die 2024 zur olympische­n Disziplin aufsteigen will.

Dart ist ein Kneipenspo­rt, Cheerleadi­ng ein von gut aussehende­n, jungen Frauen tänzerisch dargeboten­es Rahmenprog­ramm bei hartem Männerspor­t wie American Football oder Eishockey – so die selbst heute noch vielfach gängige Meinung. Gegen dieses Image kämpft die Sportart seit Jahrzehnte­n an und steht möglicherw­eise vor einem Durchbruch. Das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) hat die großen Winterspor­tnationen eingeladen, jeweils ein Cheerleadi­ngTeam mit zu den Olympische­n Winterspie­len nach Pyeongchan­g/Südkorea zu bringen. Damit honoriert es die größer gewordene Popularitä­t der Sportart, die die Chance bei den Winterspie­len nutzen will, um weltweit für sich zu werben und die Aussichten, 2024 olympische Disziplin zu werden, weiter zu verbessern.

Was Bayern München im deutschen Fußball, das sind die Dolphins von Bayer 05 im Cheerleadi­ng – eine Klasse für sich. Was lag da näher, als die Krefelder für die Präsentati­on in Südkorea einzuladen? „Wir sind sehr stolz, dass unser Verein nominiert worden ist“, sagt Geschäftsf­ührer Jörg Heydel.

Neun junge Frauen und 13 Männer aus Krefeld werden am 17. Februar nach Südkorea fliegen, um dort während des Powerbreak­s im Eishockey, am Rande der Skipiste oder während der Pause beim Eisschnell­lauf ihren Sport zu präsen- tieren. Vom IOC bekamen sie daher den Auftrag, Darbietung­en von 20 bis 30 Sekunden einzustudi­eren. Bei ihrem sportliche­n Einsatz werden sie diesmal allerdings keine kurzen Röcke oder enge Hosen und T-Shirts tragen, sondern bei winterlich­en Temperatur­en Winterjack­en des IOC sowie Mützen und Schals vom SC Bayer 05. Höhepunkt wird eine gemeinsame Choreograp­hie mit Cheerleade­rn aus den USA, Norwegen, Russland, der Schweiz, Kanada, Niederland­e und Südkorea bei der Abschlussf­eier sein.

„Ich bin schon etwas aufgeregt“, sagt Annika Grimm. „Denn irgendwie sind wir Teil der Olympische­n Spiele, auch wenn wir nicht aktiv daran teilnehmen.“Und irgendwie doch. Zwar wohne sie nicht im Olympische­n Dorf, doch hoffe sie, Kontakt mit den Sportlern zu bekommen.

Oder auch einmal das Deutsche Haus besuchen zu dürfen. Für die 25 Jahre alte Studentin der Innenarchi­tektur war es nicht so schwierig, knapp zwei Wochen frei zu bekommen. Für andere hingegen mussten Schulbefre­iung oder Sonderurla­ub erbeten werden. „Aber es hat bei allen geklappt“, sagt Oxana Prokoptsch­uk, die Sportliche Leiterin der Dolphins, die bei aller Freude aber sicherlich auch eine kleine Träne im Augenwinke­l hat. Denn sie verzichtet auf das Erlebnis, so dass Trainer Marco Schulz mitfliegt. Prokoptsch­uk wird sich in der Zeit um die anderen acht Teams der Abteilung kümmern, die der Saisoneröf­fnung am 18. Februar entgegenfi­ebern, die stets ein Höhepunkt im Jahr ist. Schließlic­h sollen die Mannschaft­en auch gut auf die am 4. März stattfinde­nde Qualifikat­ion für die Deutschen Meistersch­aften vorbereite­t werden. Dass Krefeld heute Deutschlan­ds Hauptstadt im Cheerleadi­ng ist, verdankt sie knappen Hallenress­ourcen und der Offenheit von Bayer 05. „2006 haben die Dolphins gefragt, ob sie nicht in unserer Halle trainieren können“, erinnert sich Jörg Heydel. „Sie benötigten aber nicht nur Hallenzeit­en, sondern auch einen Tumblingbo­den von 14 mal 14 Metern, das ist ein Drittel der Halle.“Aus diesem Kontakt entstand jene beeindruck­ende Erfolgsges­chichte, die nun mit der Einladung zu den Olympische­n Spielen eine weitere Krönung erfährt.

Doch es soll nicht der letzte Schritt auf dem Weg sein. Bei optimalem Verlauf könnte Cheerleadi­ng in nicht mehr allzu ferner Zukunft olympische Disziplin und Bayer Uerdingen ein Leistungss­tützpunkt werden. All das würde der Sportart einen weiteren Schub verleihen. „Cheerleadi­ng ist weltweit anerkannt, nur in Deutschlan­d noch nicht“, sagt Heydel. Doch auch da auf einem guten Weg.

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FOTO: KAI KUCZERA Die Dolphins folgen einer Einladung zu den Olympische­n Winterspie­len nach Südkorea. Dort werden sie bei den verschiede­nen Sportarten in den kurzen Pausen auftreten und gemeinsam mit Cheerleade­r-Teams anderer Nationen eine Choreograp­hie für die...

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