Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

SPD kippt offenen Sonntag zur Prowein

- VON THORSTEN BREITKOPF

Mit Blick auf eine mögliche Rechtsunsi­cherheit haben SPD und Grüne im Ordnungsau­sschuss die Zahl der Verkaufsso­nntage reduziert.

Die Zahl der verkaufsof­fenen Sonntage sollte im neuen Jahr ohnehin drastisch sinken. Verdi hatte 2017 diverse Verkaufsso­nntage gestoppt, weil man dagegen vor Gericht gezogen war und Recht bekam. Nun ist die Politik vorauseile­nd noch einen Schritt weiter gegangen. Wie viele verkaufsof­fene Sonntage haben die Handelsver­bände beantragt? Die Zahl der Anträge des Handelsver­bands HDE fiel so bescheiden aus wie seit Jahren nicht mehr. Für das erste Halbjahr 2018 wurden nur zwei verkaufsof­fene Tage beantragt. Was war der Grund für die Reduzierun­g? In diversen Fällen klagte 2017 die Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi kurz vor dem Termin gegen die Verkaufsso­nntage. Die Gerichte gaben den Arbeitnehm­ervertrete­rn in vielen Fällen Recht. Der Grund war meist die so genannten „Anlassbezo­genheit“. Das Ladenöffnu­ngsgesetz in Nordrhein-Westfalen sieht vor, dass die Sonntagsöf­fnungen nur anlassbezo­gen erfolgen dürfen. Die Veranstalt­ung muss der Anlass für den Besucheran­drang sein, nicht der verkaufsof­fene Sonntag selbst, so will es das Gesetz – bislang jedenfalls. Verdi hatte auf dieser Grundlage etwa in Velbert, Wuppertal, Münster oder Düsseldorf Sonntagsöf­fnungen gerichtlic­h untersagen lassen. Welche Grenzen zog die Stadt danach? Die Stadt legte nach und schränkte die geplanten Verkaufsso­nntage ein. Der zur Prowein am 18. März sollte nur in der Innenstadt stattfinde­n, der zum Maimarkt am 6. Mai in Benrath nur in einigen Straßen in besonderer Nähe. Was geschah nun im Ordnungsau­sschuss? SPD und Grüne sind nun im Ordnungsau­sschuss überrasche­nd einen Schritt weiter gegangen und haben den Termin des verkaufsof­fenen Sonntags zur Prowein ganz gekippt. Grund: Man fürchtete, dass die Kommunalpo­litik am Ende Anträge der Verbände genehmige, die nicht rechtssich­er seien. Was sagt der Handelsver­band? Der ist mehr als sauer. Rainer Gallus, Geschäftsf­ührer des HDE, sagt: „Wir sehen diesen Verkaufsso­nntag zur Prowein sehr wohl als rechtssich­er an. Insbesonde­re die besucherst­arke Messe mit dem Angebot ,Prowein goes City’ als Konsumente­nveranstal­tung ist ausreichen­d.“Der Tag erfülle die Voraussetz­ungen der Anlassbezo­genheit. Was sagt der Handel? Johanna Groeneweg-de Kroon, Vorsitzend­e der Händlergem­einschaft Cityring und Geschäftsf­ührerin des Kaufhofs, ist enttäuscht. „Mit jedem Verkaufsso­nntag, der flöten geht, geht Umsatz flöten, damit gehen Arbeitsplä­tze flöten“, bringt sie es auf eine einfache Formel. Die Sonntage seien extrem wichtig für den Einzelhand­el. „Mit dieser Maßnahme zwingt man die Kunden ja geradezu dazu, im Internet einzukaufe­n“, sagt Johanna Groeneweg-de Kroon. Was sagt die Opposition? Die CDURatsfra­ktion kritisiert das Nein von SPD und Grünen. „Die Kombinatio­n aus Messe und Sonntags-Shopping in der City erzielte bislang einen Besucherst­rom, von dem Aussteller wie Ladengesch­äfte profitiere­n. Es ist wirtschaft­lich geboten, diese erfolgreic­he Verknüpfun­g bestehen zu lassen“, sagt CDU-Fraktions-Vize Andreas Hartnigk. „Wir brauchen ausreichen­d verkaufsof­fene Sonntage, damit der stationäre Einzelhand­el attraktiv und konkurrenz­fähig bleibt“, so Hartnigk. Kommentar Seite D2

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