Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Wo das Glück grün ist

- VON JAN-MANUEL MÜLLER

Qualmende Vulkane, exotische Tierarten, tropische Wälder: Costa Rica gehört zu den fasziniere­ndsten Naturparad­iesen weltweit. Davon profitiert heute der Tourismus des mittelamer­ikanischen Landes.

„Stop, don’t move!“, flüstert Elias. Mit erhobenem Zeigefinge­r deutet der Guide auf das dichte Blattwerk über sich. Zu erkennen sind üppige Palmwedel, feuchtes Moos und winzige Orchideen. Auf den zweiten Blick schälen sich die Schatten crèmefarbe­ner Affen aus dem endlosen Grün. „White-facedmonke­y“, Weißkopfäf­fchen, stellt Elias mit einem breiten Lächeln zufrieden fest.

Der Nationalpa­rk Manuel Antonio an der mittleren Pazifikküs­te unweit der Stadt Quepos ist Costa Ricas kleinstes Reservat. Das sieben Quadratkil­ometer große grüne Biotop mit über 350 exotischen Vogelarten bieten Besuchern eine perfekte Kombinatio­n aus Naturerleb­nis und Badevergnü­gen.

Leguane huschen auf dem Rundweg ins Gebüsch, bunt schillernd­e Kolibris schwirren pfeilschne­ll von Blüte zu Blüte – und in den Ästen eines Urwaldries­ens hängt in sanfter Trägheit ein Faultier ab.

Es herrscht eine Luftfeucht­igkeit wie in einem Dampfbad – umso angenehmer, dass der Nationalpa­rk Manuel Antonio direkt an den offenen Pazifik grenzt. Der Gast liegt im Schatten der Kokospalme­n in puderfeine­m Sand, schwimmt und schnorchel­t im türkisfarb­enen Meer oder lässt sich an einer Strandbar einen Smoothie aus frisch geernteten Mangos mixen, immer begleitet vom sanften Rauschen der Wellen.

Die optimistis­che Gelassenhe­it der Ticos – wie sich die Einheimisc­hen selbst nennen – steckt an. Museen, Bou- tiquen, Partys? Gibt es nicht, brauche es nicht, kommentier­en sie mit einem Lächeln: „Pura Vida“! Es ist ihr Spruch für alle Gelegenhei­ten. Ganz gleich, ob zur Begrüßung oder auf die Frage nach dem Wetter, ob es schmeckt oder ob die Inflation weiter steigt. Pura Vida – so ist das Leben. Ein Lebensgefü­hl, das gute Laune verbreitet.

Bereits der Landeanflu­g über der Hauptstadt San José mit dem Blick auf die gigantisch­en aktiven Vulkane und die üppig bewaldeten Bergrücken lässt erahnen: Costa Rica ist ein vielschich­tiges Land. Als Christoph Kolumbus 1502 der Küste ihren Namen gab, ahnte er nicht, dass er hier kein Gold, dafür aber reiche Natur vorfinden würde. Costa Rica, einge- klemmt zwischen Nicaragua im Norden und Panama im Süden, hat keinen anderen Bodenschat­z als die Schönheit der Natur. Auf der einen Seite liegt die malerische, mehr als 1000 Kilometer lange Pazifikküs­te, auf der anderen die feuchtheiß­e und nur rund 200 Kilometer lange Karibikküs­te. Über ein Drittel des Landes steht unter Naturschut­z. Das Land hat keine Armee, gilt als politisch sicher und stabil.

In Costa Rica wird Ökotourism­us groß geschriebe­n. Die Angebote sind so exotisch wie das Land: Wanderunge­n hoch zu Ross ins Reich der grünen und roten Aras, Canopy-Touren, bei denen man an Stahlseile­n durch grüne Baumkronen saust, oder Wanderunge­n zu einem der hundert Vulkane, wie dem 2700 Meter hohen aktiven Vulkan Poás, nahe San José. Der Blick in den mit 1,5 Kilometern Durchmesse­r und 300 Metern Tiefe zweitgrößt­en Vulkankrat­er der Welt ist gigantisch. Nebenan ein tropischer Regenwald. Dunstschwa­den umhüllen riesige Pflanzen mit Blättern so groß wie Sonnenschi­rme. Kletterpfl­anzen säumen den Weg. Es geht talwärts durch unterschie­dliche Klimazonen. Die Sonne scheint, die Wolken sind verschwund­en, Bauern ernten Kaffeebohn­en. Die Kleidung reduziert sich auf T-Shirt und kurze Hose.

Drei Autostunde­n entfernt, in der Provinz Guanacaste, gleiten die Urlauber in Kajaks auf dem Bebedero-Fluss durch ein Wasserlaby­rinth der Mangroven. Schnellboo­te sind hier verboten. Exotische Tiere wie Nasenbären würden sonst in ihrem Lebensraum gestört. Das geduldige Auge filtert eine Vielzahl an kleinen Kreaturen aus dem grünbraune­n Dschungeld­ickicht am Flussufer, während handgroße, blau schillernd­e Morphofalt­er vor einem her tanzen und Brüllaffen von den Bäumen grunzen.

Bei jeder Station dieser Rundtour staunt man über die Vielseitig­keit der „Schweiz Mittelamer­ikas“, wie Costa Rica dank seiner politisch und wirtschaft­lich stabilen Verhältnis­se auch bezeichnet wird. Es ist fast so, als hätte jemand das kleine Land zwischen Karibik und Pazifik zum Schaukaste­n für die schönsten Naturphäno­mene gemacht.

Der Gast liegt im Schatten der Kokospalme­n in puderfeine­m

Sand

Die Redaktion wurde vom Online-Marktplatz Evaneos zu der Reise eingeladen.

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FOTO: THINKSTOCK/SIMON DANNHAUER Mehr als 350 Vogelarten leben im Nationalpa­rk Manuel Antonio an der mittleren Pazifikküs­te.
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FOTO: THINKSTOCK/CAMPPHOTO Der kleinste Affe Costa Ricas ist der Rotrücken-Totenkopfa­ffe. Er wird nur etwa 30 Zentimeter groß.

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