Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Mehr als ein Zwergenauf­stand

- VON EVA QUADBECK VON MARTIN KESSLER LINDNER MACHT SICH ÜBER . . ., SEITE A 4 VON GREGOR MAYNTZ DER KAMPF GEGEN DAS KALIFAT. . ., SEITE A 5

Für die SPD geht es um mehr als nur um die Frage, ob sie noch einmal mit der Union koaliert. Daher ist die parteiinte­rne No-GrokoBeweg­ung auch mehr als ein Zwergenauf­stand. Dass das übliche Rebellentu­m der Jusos bis weit in die Mitte der Partei auf fruchtbare­n Boden fällt, zeigt das Ausmaß der Verzweiflu­ng. Diese Partei steht in einem Existenzka­mpf. In vielen Ländern Europas haben die Wähler die Sozialdemo­kraten in die Bedeutungs­losigkeit sinken lassen – beispielsw­eise in Frankreich, in den Niederland­en und in Griechenla­nd. Die deutsche SPD weiß, dass auch ihr dieses Schicksal blühen könnte.

Nun ist Parteichef Martin Schulz – ganz anders als Sigmar Gabriel vor vier Jahren – leider kein Garant dafür, dass es der Parteiführ­ung gelingen wird, die Funktionär­e der SPD und die Basis auf dem Weg in die nächste Regierung mitzunehme­n. Schulz selbst kann seine Zweifel an dem Bündnis mit Merkel nicht verbergen. Er ist auch kein starker Parteichef, der sich und seinen Genossen etwas zutraut. Im Gegenteil: Er wirkt tief verunsiche­rt. Wenn er diese Wankelmüti­gkeit auch noch beim Parteitag in Bonn ausstrahlt, könnte die fest entschloss­ene No-Groko-Bewegung in der SPD siegen. BERICHT GROKO-GEGNER FORMIEREN SICH, TITELSEITE

Christian Lindner, der forsche FDP-Chef, mag seine Gründe gehabt haben, das JamaikaBün­dnis scheitern zu lassen. Dass er sich jetzt – wie beim Neujahrsem­pfang seiner Partei geschehen – über Kanzlerin Merkel und ihren angeblich mangelnden Mut zu umfassende­n Änderungen lustig macht, bringt ihm vielleicht den Beifall der liberalen Basis, aber kaum den der Bürger ein.

Es war Lindner, der es nicht geschafft hat, die Kanzlerin, etwa in einem Vier-Augen-Gespräch, für seine Vorstellun­gen einer grundlegen­den Neuerung Deutschlan­ds einzunehme­n. Er hätte ihr klar machen können, dass dies sowohl der Union wie den Liberalen nützt. Da Merkel die Dinge vom Ende her denkt, wären in vertraulic­her Runde auch weitergehe­nde Ideen sicher ernsthaft gehört worden. Warum hat er es noch nicht einmal versucht?

Es ist leicht, jetzt im Off die Politik der kleinen Schritte, die den Stil der Kanzlerin prägt, verächtlic­h zu machen. Opposition ist wichtig und muss scharf sein. Sie muss aber auch glaubwürdi­g sein. Bei Letzterem hat Lindner noch Nachholbed­arf. BERICHT

AUnangebra­chter Spott

Neue Nahost-Politik

usbildung und Ausrüstung von kurdischen Peschmerga im Nordirak waren hierzuland­e nicht unumstritt­en. Erst Recht die direkte Unterstütz­ung der Bombardier­ung von IS-Stellungen in Syrien und im Irak durch Tornado-Aufklärer und Luftbetank­ung. Vertreter der „Besser-Raushalten“-Attitüde dürften es nicht gutheißen, dass Deutschlan­d sich militärisc­h nun sogar noch stärker im Nahen Osten engagiert und etwa Jordanien im großen Stil unterstütz­t.

Doch wer die Bekämpfung der Fluchtursa­chen ernst nimmt, der darf es nicht bei Sonntagsre­den belassen. Jordanien gehört zu den wenigen moderaten Ländern in Nahost, die durch die Fluchtdyna­mik und den iranisch-saudischen Machtkampf unter Druck geraten. Um so wichtiger ist es, diese für Vermittlun­gen und Beruhigung­en besonders geeigneten Staaten zu stärken.

Nebenher erwirbt sich Deutschlan­d damit auch ein Mitsprache­recht bei der Gestaltung einer Friedenslö­sung für Syrien. Niemand wird nach den Fluchterei­gnissen des Jahres 2015 noch bezweifeln können, dass auch Deutschlan­d ein großes Interesse an der Entwicklun­g Syriens und der gesamten Region hat. BERICHT

Newspapers in German

Newspapers from Germany