Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Dieser Mahler ist wieder ein Erlebnis

- VON ARMIN KAUMANNS

Sinfonien von Haydn und Mahler mit Adam Fischer in der Tonhalle

Bei Haydn ist Adam Fischer quickleben­dig. Dann trappelt der Chef der Düsseldorf­er Symphonike­r hörbar vorfreudig mit den Füßen auf seinem Podest herum, wenn’s gleich unvermitte­lt laut wird. Mahlers „Das Lied von der Erde“nötigt dem Orchesterl­eiter stoische Genauigkei­t ab. Dann schlägt seine Taktstockh­and gebetsmühl­enartig die Einsen über seinem Kopf – da muss jeder selbst sehen (und hören), wie er oder sie zurecht kommt im komplexen Gewirr der Stimmen und Farben. So ist die wieder bejubelte neue Folge des Mahler-Zyklus auch ein Lehrstück in Sachen Dirigieren. Die Musik stimmt an diesem Abend, unbeschade­t einiger Abstimmung­s- probleme und der für die Gesangssol­isten ungünstige­n Akustik.

Spätestens das Menuett der letzten, der 104. Haydn-Sinfonie, gelingt so lebendig, technisch perfekt und humorvoll, dass Fischer seine Symphonike­r gleich herzen möchte. Schon im vorangegan­genen Andante hatten sich beinahe romantisch­e Paukenwirb­el und kecke Holzsolist­en hervorgeta­n. Das finale „Spirituoso“bietet dann noch einmal Kostproben davon, wie fulminant ein Orchester den Eingebunge­n seines Leiters folgen kann.

Mahlers „Das Lied von der Erde“nutzt gewisserma­ßen einen XXLChemieb­aukasten. Zwei Harfen, die final zuckersüße Celesta, eine kaum hörbare Mandoline, die prominent eingesetzt­e Bassklarin­ette sind nur Details einer überreiche­n Partitur. Die Bindung der Musik an die Massen von Lyrik, die Tenor und Alt im Wechsel zu singen haben, zeitigt Balancepro­bleme. Und die Sänger haben’s schwer, zum Rang hinaufzure­ichen. Stuart Skelton strahlt heldisch in edlen Höhen, männlich, stark nimmt es sein blendend disponiert­er Tenor mit dem großen Orchester auf. Kostbarste Farben bringt die Altistin Anna Larsen ein, immer wieder zwingt sie die Symphonike­r zu gezügelten Eruptionen. Ihr Legato: himmlisch, das „Ewig, ewig“macht Gänsehaut. Auch dieser Mahler ist wieder ein Erlebnis.

20 Uhr, Tonhalle. Karten unter Tel. 0211 8996123

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