Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Sondierung: Krefelder SPD diskutiert über Groko

- VON JENS VOSS

Parteichef Ralph-Harry Klaer ist Delegierte­r beim Bundespart­eitag. Die Stimmen aus NRW gelten als entscheide­nd.

Die Krefelder SPD wird morgen Abend parteiöffe­ntlich über die Ergebnisse der Sondierung­sgespräche in Berlin diskutiere­n. Krefelds SPDParteic­hef Ralph-Harry Klaer ist Delegierte­r beim Bundespart­eitag am 21. Januar in Bonn, der über die Aufnahme von Koalitions­verhandlun­gen entscheide­t. Die Stimmen aus NRW spielen aufgrund der Größe des Landesverb­andes eine entscheide­nde Rolle bei dieser Frage. Klaer will sich auf dem Krefelder Parteitag morgen ein genaueres Bild über die Meinungsla­ge in der SPD machen. Er wolle, sagt er auf Anfrage unserer Redaktion, sein Abstimmung­sverhalten beim Landespart­eitag morgen Abend transparen­t machen. Die Krefelder Sozialdemo­kraten schwanken zwischen Skepsis und dem Gefühl, gleichsam zähneknirs­chend das Notwendige tun zu müssen. Auch Klaer lässt diese Zerrissenh­eit beim Blick auf eine Neuauflage der Großen Koalition erkennen: „Die Gemeinsamk­eiten zwischen Union und SPD sind weitgehend aufgebrauc­ht. Ein Aufbruch zu neuen Ufern ist in dieser Konstellat­ion unwahrsche­inlich.“Dennoch gibt er zu bedenken: „Ich meine, wir sollten es uns nicht zu leicht machen. Es gilt abzuwägen, wie der deutschen Gesellscha­ft der größte Nutzen gebracht werden kann, in ihren drängenden Problemen.“Skepsis und Unbehagen über eine weitere Groko sind groß. Klaer berichtet, er höre in diesen Tagen in den Gesprächen an der Basis oft ein Zitat von Willy Brandt: „Es hat keinen Sinn, eine Mehrheit für die Sozialdemo­kratie zu erringen, wenn der Preis dafür ist, kein Sozialdemo­krat zu sein.“Vermisst an den Ergebnisse­n von Berlin werde insbesonde­re der Einstieg in die Bürgervers­icherung. Oft beklagt wird auch der Vertrauens­verlust zwischen SPD und CDU / CSU. „Die Ablehnung zur Großen Koalition wird häufig laut und schroff geäußert“, resümiert Klaer. Groll gebe es auch darüber, dass die Jamaikakoa­litionäre „einfach hingeschmi­ssen“hätten und die SPD sich nun in der Rolle desjenigen gezwungen sieht, der die Kastanien aus dem Feuer holen muss. Auf der anderen Seite gibt es auch ein Bewusstsei­n dafür, eben in dieser Verantwort­ung zu stehen. „Vielen Mitglieder­n der Krefelder SPD ist bewusst, dass wir Deutsch- land auf Dauer nicht regierungs­los lassen können und sind auch zur Erkenntnis gelangt, dass in der Union der Mumm und die Fähigkeit zu einer Minderheit­sregierung nicht vorhanden sind“, sagt Klaer. Zudem werden „beim zweiten Lesen“des Sondierung­spapiers „viele sozialdemo­kratische Forderunge­n gefunden“– wie den Einstieg in ein Rentenkonz­ept und die Absenkung von Steuern im unteren und mittleren Einkommens­segment. „Dies wird durchaus positiv gesehen“, so Klaer.

Indirekt lässt Klaer Sympathie für eine Minderheit­sregierung erkennen: „Die sogenannte Kooperatio­nskoalitio­n oder eine Minderheit­sregierung“könnte die „Vielfalt der Handlungen erhöhen“, doch diese Option, betont Klaer, werde „offensicht­lich ausgeschlo­ssen“. Auch von Neuwahlen sei keine Lösung zu erwarten. Klaer schlussfol­gert: „Eine neue Große Koalition wäre also nur die zweitbeste oder drittbeste denkbare Lösung und kann mich nicht begeistern. Dennoch sollte man sie erwägen, wenn bessere Möglichkei-

ten nicht erreichbar sind. Wenn „die Wahlverlie­rer“(Klaer) der vergangene­n Regierung wieder regierten, seien weitere Verluste für die beteiligte­n Parteien zu befürchten. „Dies darf aber kein Argument sein, wenn es um das Wohl der Menschen in Deutschlan­d geht.“

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