Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Obst für den Kopf zum Schnäppchenpreis
Wenn Ina Schotes Bekleidung und Schuhe aussortiert, dann zieht das die Besucher an. Hunderte strömten am Samstag zum Kostümverkauf des Theaters. Die einen suchen etwas für Karneval, die anderen für den Abiball.
Vor den beiden Eingängen des Krefelder Theaters haben sich lange Schlangen gebildet. Geduldig stehen die Besucher in Zweierreihen an. Dabei ist es kein Theaterstück, Musical oder Ballett, das an diesem Samstagsmorgen die Massen anzieht. Vielmehr ist es ein Ereignis, das zum letzten Mal vor mehr als drei Jahren stattgefunden hat. „Ich war vor gut zehn Jahren einmal dabei und es war grandios. Ich habe ein Samtoberteil gefunden, was ich heute noch besitze“, erzählt Simone van Lier, der die Begeisterung auf das zu Erwartende förmlich anzusehen ist. Für Sylvia van Lier ist es hingegen der erste Besuch. „Ich bin einfach neugierig und gespannt, was uns erwartet“, meint die Krefelderin.
Dann ist es soweit. Die beiden Theater-Mitarbeiterinnen Inge Wittig und Gabi Rippel schließen die Türen auf. Der Kostümverkauf des Theaters Krefeld und Mönchengladbach im unteren Foyer kann beginnen. An Kleiderstangen hängen Hunderte von Kostümen. Dort glitzern Pailletten, hier ziehen bunte Federn die Augen auf sich. Ausgefallene Abendkleider in den unterschiedlichsten Farben und Stoffen, Sakkos, Dirndl, Blusen und Röcke sind genauso anzutreffen wie bunt gestreifte Zweiteiler, plüschige Fellkostüme, gewagte Korsagen und ungewöhnliche Wikingerkleider.
Rund um die Kleiderstangen wird es voll und voller. Ein jeder ist auf der Suche nach seinem persönlichen Schnäppchen. Die einen suchen für Karneval, die anderen für den Abiball. Fündig wird nahezu jeder. Schilder an den Outfits informieren über Größen und Preise, wobei das Teuerste Exemplar bei 50 Euro liegt. Bekleidung von der Stange, Maßgeschneidertes, speziell auf die Stücke umgearbeitete Kostüme – die Besucher verschwinden mit den diversen Teilen in den eigens aufgebauten Umkleidekabinen und mustern sich vor den Spiegeln.
„Ich suche etwas Ausgefallenes für den Tango“, erzählt Marion Dorbach, die gerade in einer gewagten Rock-Oberteil-Kombi auf der Umkleide kommt und sich vor dem Spiegel dreht. Auf langen Tischreihen liegt indes Hut neben Hut. Da ist es der farbenprächtige Kopfputz, ein Stückchen weiter der schlichte Strohhut mit Band. „Damit kann man auf die Rennbahn gehen“, lautet eine Bemerkung beim Anblick des pinken Wagenrades mit den gigantischen Blüten. Der elegante schwarze Herrenhut ist genauso anzutreffen wie Hauben und Wikingerhelme. In Kartons türmen sich Krawatten, Fliegen, Tücher und weiße Spitzenunterhosen. Preis: 1,50 Euro. Ein Schnapper sind auch die Elfenflügel. Das Paar zu einem Euro. „Wie bei Aschenputtel“, kommentiert Anne Grons die Präsentation der Schuhe. Die stehen nämlich, schön mit Größenschildern versehen, paarweise auf der Treppe. Warme Winterstiefel geben sich ein Stelldichein mit pinken Lackstiefeln mit gigantisch hohem Absatz. Da gibt es Holzklotschen, elegante Damenschuhe, High Heels, glitzernde Turnschuhe und Sandalen, wobei die Damenschuhe eindeutig überwiegen.
„Unser Kleiderfundus platzt aus allen Nähten. Ich habe rund 200 Quadratmeter, mehrstöckig aufgeteilt, zur Verfügung. Wir mussten wieder einmal sortieren, schließlich kommen permanent neue Sachen hinzu“, erklärt Ina Schotes, die Leiterin der Kostümabteilung. Je auffälliger und spezieller ein Kostüm ist, umso geringer sind die Chancen, dass es wieder in den Gebrauch geht. Für die Besucher heißt das im Umkehrschluss, dass phantastische Outfits zu finden sind. Kostüme aus dem Märchen Aladin, diversen Ballettaufführungen oder der Operette Frau Luna – alles ist vertreten. „Wobei ich im Einzelnen wirklich nicht mehr weiß, in welchem Werk, welches Stück von wem getragen wurde. Dafür ist es einfach zu viel, zumal wir hier Sachen haben, die von einem Jahr bis hin zu 30 Jahren alt sind“, bemerkt Schotes. Sie sowie die rund 30 Mitarbeiter des Theaters, die bei diesem Event im Einsatz sind, bekommen immer mal wieder die Frage zu hören, bei welcher Gelegenheit ein Outfit zum Einsatz gekommen war. Doch das weiß, wie gesagt, kaum jemand. Ausnahme: Das grüne Drachenkostüm. Das ist Frau Mahlzahn aus Jim Knopf gewesen. Doch beim großen Schneckengehäuse muss Schotes passen.
Für Anne Viola war der Besuch erfolgreich. Mit zwei gut gefüllten Tüten verlässt sie das Theater. „Ich habe etwas Außerirdisches für den Samba Karneval in Bremen gefunden und das für 22 Euro“, strahlt sie.