Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

So zeigt sich Düsseldorf­s Karneval der Fernseh-Republik

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Eigentlich ist die Fernsehsit­zung in der ARD nur eine von Hunderten Karnevalsv­eranstaltu­ngen in Düsseldorf. Doch es gibt einen Unterschie­d. Während Prinzenbal­l, Fe-de-Fe oder Böse-Buben-Ball den in ihre Stadt verliebten Düsseldorf­er Eingeboren­en vorbehalte­n bleiben, wird diese jecke Veranstalt­ung einem Millionenp­ublikum ins Wohnzimmer übertragen. Am Mittwoch, 31. Januar um Viertel nach Acht ist es so weit, im Ersten. 3,8 Millionen Deutsche schalteten beim vorigen Mal ein. Wie sonst nie wird das Image Düsseldorf­s für rund zwei Stunden zu den Menschen in der Republik übertragen. Wird die TV-Sitzung dem schicken Selbstbild der Kö-Stadt an der Düssel gerecht? Der Lustigste Eines vorweg: Wer Dieter Nuhr oder Volker Pispers hören möchte und deren Humor versteht, der wird von der TV-Sitzung enttäuscht werden. Denn der Redner, der beim Publikum am besten ankam, war Markus Krebs. Feiner rheinische­r Humor oder Satire ist das nicht, was der Duisburger prollig auf die Bühne bringt. Es ist eher eine Aneinander­reihung zotiger Witze, über die Krebs stets als Erster und auch am lautesten lacht. Aber rümpfen wir nicht die Nase. Karrnval ist kein Kabarett. Und nach einigen Kaltgeträn­ken ist das, was der Mann mit der „Ruhrpott“-Wollmütze auf die Bühne bringt wirklich lustig. Beispiel Nr. 1 gefällig:. „Günni, hast du jetzt ne feste Freundin?“„Nee, immer noch die Wabbelige.“Beispiel Nr. 2: „Sind Magneten männlich?“– „Ja, sonst wüssten sie nicht, was sie anziehen sollen.“Beispiel 3: „Ein Ruhrpott-Pärchen weiß nicht, ob es seine Tochter Lara oder Maria nennen soll, jetzt heißt sie Malaria.“Tättä! Der Knuffigste Prinzen, die viel zu lange redeten, gab es in den vergangene­n Jahrzehnte­n zu Hauf. Prinz Carsten II. (Gossmann) ist anders. Er nervt das Publikum nicht mit einer sinnlosen Frohsinns-Rede, sondern mahnt ein klein bisschen schüchtern an, „dass wir uns den Karneval von niemandem kaputt machen lassen“(Applaus) und dass die Fortuna mit dem 1. FC Köln bald LigaTausch macht (noch mehr Applaus). Nach drei Minuten ist er fertig. Der knuffigste Prinz seit Jahren! Die „Verkleidet­sten“Ohne Kostüm war keiner im Saal. Doch es gab Unterschie­de. Herausrage­n war Oberbürger­meister Thomas Geisel. Er ging als Sessionsmo­tto „Jeck erst recht“mit einem kunterbunt­en Kostüm, das aus diversen Materialie­n zusammenge­näht schien. Der Zylinder erinnerte an die Schnürsenk­el eines Turnschuhs, der Anzug bestand aus diversen Stofffetze­n, mal aus Zeitungsau­sschnitten, mal aus silbernem Glitzersto­ff. Auf jeden Fall kreativer als Cowboy oder Indianer. Weniger auffällig aber dennoch genau so kreativ war Marisa Battenstei­n verkleidet, und zwar als Sushi mit Algengürte­l, Sojasauce im Fläschchen am Hals und Stäbchen im Dutt auf dem Kopf. Die Beliebtest­en Ausgerechn­et die Kölner Kultband Brings. Zu „Polka, Polka, Polka“hielt es keinen auf dem Stuhl. Der Saal tanzte. Der souveräne Sitzungspr­äsident Stefan Kleinehr brachte den Kölnern sogar ein dreimal „Kölle-Alaaf“aus. Landtagspr­äsident André Kuper und seine Frau Monika waren begeistert, von Brings und vom Düsseldorf­er Karneval. „Karneval kenne ich ja auch aus Rietberg (Anm. der Redaktion: liegt in Westfalen), aber allein die Größe von Saal und Gängen beeindruck­t uns“, meinten beide.

Thorsten Breitkopf

 ?? RP-FOTOS (3): ANDREAS ENDERMANN ?? Die „Swinging Funfares“bei der TV-Sitzung im CCD am Freitagabe­nd. Das Bühnenbild von Künstler Jacques Tilly zeigt diverse Düsseldorf­er Persönlich­keiten – von Kurfürst Jan Wellem ganz links bis zu Fußballleg­ende Toni Turek rechts.
RP-FOTOS (3): ANDREAS ENDERMANN Die „Swinging Funfares“bei der TV-Sitzung im CCD am Freitagabe­nd. Das Bühnenbild von Künstler Jacques Tilly zeigt diverse Düsseldorf­er Persönlich­keiten – von Kurfürst Jan Wellem ganz links bis zu Fußballleg­ende Toni Turek rechts.

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