Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Kleine Revolte gegen den Umfaller Schulz

- VON MICHAEL BRÖCKER VON THOMAS REISENER SCHWARZ-GELB BAUT . . ., SEITE A 3 VON LOTHAR SCHRÖDER REISE IN DAS ZUKUNFTSLA­BOR . . ., SEITE A 5

Die Revolte der SPD-Linken und der Jungsozial­isten gegen eine Koalition mit der Union ist vor allem ein Aufstand gegen Parteichef Martin Schulz. Ihm schadet jeder Anti-Groko-Beschluss. Er müsste sein Amt aufgeben, sollte sich der Sonderpart­eitag an diesem Sonntag gegen Koalitions­verhandlun­gen ausspreche­n.

Deshalb ist es wohlfeil, wenn die Groko-Kritiker nun Themen wie die Bürgervers­icherung oder den Spitzenste­uersatz als Grund für ihren Unmut nennen. Die 20-Prozent-SPD konnte nicht ernsthaft erwarten, dass die Union ihren Jahrzehnte alten Widerstand gegen das Einheitsge­sundheitss­ystem aufgibt oder angesichts von Rekorden bei den Steuereinn­ahmen einen höheren Spitzenste­uersatz umsetzt. Im Sondierung­spapier steht auch so ziemlich viel sozialdemo­kratische Politik drin.

Es ist vielmehr der Unmut eines Teils der Basis gegen den Vorsitzend­en, der seine persönlich­en Überzeugun­gen für das mögliche Vizekanzle­ramt über Bord wirft. Seine Aussage, dass er nie in ein Kabinett Merkel eintreten wolle, hat Schulz ja schon revidiert. Den Widerstand gegen die Groko hatte er ebenfalls schnell aufgegeben. So viel Geschmeidi­gkeit kommt eben nicht bei allen Genossen gut an. BERICHT UNION LEHNT NACHVERHAN­DELN AB, TITELSEITE

KLaschets Rückenwind

aum hat Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) seine ersten Regierungs­monate hinter sich, sind auch schon 49 Prozent der Bürger mit seiner Politik unzufriede­n – laut einer WestpolUmf­rage 15 Prozent mehr als noch im September. Das Regierungs­programm 2018, das er gestern vorstellte, sorgt auch nicht für Euphorie: keine neuen Akzente, keine neue Idee. Schwarz-Gelb arbeitet den Koalitions­vertrag ab – nicht mehr und nicht weniger.

Trotzdem hat Laschet derzeit leichtes Spiel. Dank üppiger Steuereinn­ahmen kann er seine Politik bequem finanziere­n. Der Frage, wo er eigentlich sparen will – seine Achillesfe­rse –, konnte er bislang stets ausweichen. Und dann ist da noch das Trauerspie­l in Berlin: Nach der Koalitions­absage der FDP und dem theatralis­chen Zaudern der SPD steht die CDU dort als die einzige Macher-Partei da. Als ihr stellvertr­etender Bundesvors­itzender profitiert Laschet davon.

Lange kann Laschet sich auf diese beiden Sondereffe­kte aber nicht mehr verlassen. Es wird höchste Zeit für eigene Erfolge. 49 Prozent unzufriede­ne Bürger sind Warnung genug. BERICHT

Kein Heimspiel

Heimspiele sehen anders aus, freundlich­er und vor allem leichter. Doch für diesen Papst scheint es Heimspiele im herkömmlic­hen Sinn ohnehin nicht zu geben: Seine 22 Auslandsre­isen sind nie Jubelfahrt­en gewesen. Der Papst ist lieber da, wo es wehtut: Wo die Armut herrscht und die Hoffnungsl­osigkeit, wo Staaten korrupt und Flüchtling­e kaum mehr als Treibgut sind. Und so warten auf Franziskus jetzt auch in Peru und Chile mehr Herausford­erungen als Bestätigun­gen. In Südamerika trifft er Vertreter der unterdrück­ten eingeboren­en Bevölkerun­g, Migranten, Opfer der Diktatur. Und er wird das Ausmaß der Umweltzers­törung in Augenschei­n nehmen – für ihn ein zentraler Punkt. Seine erste Enzyklika, „Laudato si“, widmete sich ökologisch­en Problemen; und Amazonas-Bischof Erwin Kräutler soll dazu etliche Stichworte geliefert haben.

Die Zukunft der Kirche entscheide­t sich nicht am Amazonas. Doch dieses zunehmend ausgebeute­te Paradies wird zum Gradmesser für die Glaubwürdi­gkeit einer Kirche, der die Bewahrung der Schöpfung Kernauftra­g ist. Ohne Rücksicht auf Zustimmung. BERICHT

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