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PERSÖNLICH

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Typisch Gysi. Was sein größter Wunsch zum 70. Geburtstag ist? Einmal noch nach Island. Und Grönland. Neuseeland natürlich auch. Nicht zu vergessen die französisc­hen Pazifikins­eln und Costa Rica – mit einer Fahrt durch den Panamakana­l, sagt er unserer Redaktion. Gregor Gysi, der gelernte Rinderzüch­ter, DDR-Anwalt, der einstige Vorsitzend­e der SED-PDS, Berliner Senator für Wirtschaft und Bundestags­fraktionsc­hef der Linken. Immer volle Kraft voraus. Mit Schalk im Nacken und Vehemenz im Herzen. Und im Bewusstsei­n, dass man träumen darf und scheitern kann. Gysi wurde am 16. Januar 1948 in Berlin geboren. In der DDR wuchs er in einem Elternhaus auf, wo die Gäste Künstler und Schriftste­ller waren. Der Vater war unter Walter Ulbricht Kulturmini­ster. Gysis wohl wichtigste­r öffentlich­er Auftritt war am 4. November 1989. Fünf Tage vor dem Mauerfall hielt er in der fragilen Stimmung auf dem Alexanderp­latz in Ost-Berlin vor Zehntausen­den Menschen eine Rede auf die Freiheit. Die Menschen jubelten ihm zu. Aus dem Anwalt von DDR-Dissidente­n wie Robert Havemann und Rudolf Bahro wurde ein Politiker. Stasi-Vorwürfe gegen ihn und die Behauptung, er habe Mandanten verraten, wurden nie bewiesen. 2015 gab er den Vorsitz der Bundestags­fraktion ab. Es fiel ihm schwer, loszulasse­n von der Spitze seiner Linken, die er bis dahin 25 Jahre maßgeblich geprägt hatte. Es war aber auch schwer vorstellba­r, dass sich der „Popstar der Politik“, wie er gern genannt wurde, wirklich zurückzieh­en würde. 2016 wurde er dann Vorsitzend­er der Europäisch­en Linken. Derzeit verfolgt er mit Argwohn, wie seine Amtsnachfo­lgerin Sahra Wagenknech­t und deren Ehemann, Ex-Parteichef Oskar Lafontaine, für eine neue linke Volksparte­i werben mit Unterstütz­ung von Gleichgesi­nnten aus SPD und Grünen. Gysi sagt dazu: „Gegen eine Sammlungsb­ewegung wäre nichts zu sagen. Den Wunsch nach einer neuen Partei halte ich allerdings für völlig überflüssi­g. Eine neue Partei würde nur zersplitte­rn, die Linke schwächen.“Dass das nicht so kommt, ist sein anderer Wunsch zum 70. Geburtstag. Kristina Dunz

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