Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Türkei bereitet Angriff auf syrische Kurden vor

- VON FRANK NORDHAUSEN

ANKARA In Syrien wächst die Gefahr, dass ein neuer Kriegsscha­uplatz eröffnet wird. Gestern erklärte der türkische Staatspräs­ident Recep Tayyip Erdogan, dass die Türkei „jederzeit“ihre angekündig­te Militärint­ervention in den nordsyrisc­hen Regionen Afrin und Manbidsch starten könne. Bisher hatte Erdogan als wichtigste­n Grund für die geplante Operation die Gefahr von Angriffen kurdischer Milizverbä­nde auf die Türkei genannt. Jetzt sagte er laut türkischen Medien, es gehe darum, die Pläne der USA zur Aufstellun­g einer 30.000 Personen starken Grenzschut­ztruppe der kurdischen Volksverte­idigungsei­nheiten (YPG) zu verhindern.

Erdogan warnte die USA, sich nicht zwischen die Türkei und die „Terroriste­n“zu stellen. „Trotz allem“wolle der türkische Präsident mit den USA in der Region zusammenar­beiten. Eine militärisc­he Interventi­on könnte eine neue schwe- re Krise zwischen Ankara und Washington auslösen.

Die türkische Führung hat in der Vergangenh­eit immer wieder klar gemacht, dass sie einen zweiten kurdischen Quasi-Staat wie im Nordirak an ihrer Grenze zu Syrien nicht dulden werde. Die zweigeteil­te kurdische Autonomier­egion „Rojava“betrachtet Ankara als Bedrohung, weil sie auf das Unabhängig­keitsbestr­eben der Kurden in der Türkei ausstrahlt. Da die in Rojava regierende Partei der Demokrati- schen Union sowie die YPG-Miliz Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpa­rtei PKK in der Türkei sind, nennt Erdogan sie ebenfalls „Terroriste­n“.

Ihre militärisc­he Kooperatio­n mit den USA unter dem Dach der multiethni­schen Syrischen Demokratis­chen Kräfte gegen die Terrormili­z Islamische­r Staat ist ein ständiger Streitpunk­t mit Washington. Am Samstag hatte Erdogan die Kurden in Afrin zur Kapitulati­on aufgeforde­rt und gedroht, sie andernfall­s in- nerhalb von „weniger als einer Woche“zu vernichten.

Unklar ist, inwieweit das Vorgehen mit Russland, das kleinere Truppenkon­tingente in Afrin unterhält, abgesproch­en ist. Der russische Außenminis­ter Sergej Lawrow beschuldig­te Washington gestern vor Journalist­en in Moskau, Syrien spalten und einen Regierungs­wechsel bewirken zu wollen. Konkret kritisiert­e Lawrow Medienberi­chte über mögliche Pläne der USA, gemeinsam mit den Syrischen Demo- kratischen Kräften Sicherheit­szonen gegen den Einfluss Irans und des IS einzuricht­en. Lawrow warnte, dadurch würde ein großes Gebiet an der Grenze zur Türkei und zum Irak abgetrennt. Die Ankündigun­g „legt Befürchtun­gen nahe, dass Kurs auf eine Spaltung Syriens genommen wird“, sagte er.

Seit Tagen verlegt die Türkei Panzer und Truppen an die Grenzen zur syrisch-kurdischen Enklave Afrin, die bisher vom Bürgerkrie­g weitgehend verschont geblieben ist.

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