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Geistig fit und etwas forsch

- VON SILVIA KUSIDLO

Wie anstrengen­d das Leben einer Königin sein kann, davon hat die Queen jetzt in einem BBC-Interview zu ihrem Krönungsju­biläum erzählt. Dabei zeigte sie sich auch ein wenig von ihrer menschlich­en Seite.

LONDON (dpa) Die britische Königin Elizabeth II. hat einen trockenen Humor und kann durchaus auch mal forsch sein. Das hat sie in einem ihrer äußerst seltenen Interviews bewiesen. Der Sender BBC durfte anlässlich ihres 65. Krönungsju­biläums ein Gespräch mit der 91-Jährigen führen.

Sie verriet in der Dokumentat­ion „The Coronation“(Die Krönung) zum Beispiel, wie unbequem eine Krone sei. Man müsse den Kopf beim Ablesen von Texten still halten und dürfe nicht nach unten schauen. „Sonst kann man sich den Hals brechen, und die Krone fällt herunter“, sagte die Queen schmunzeln­d. „Diese Kronen haben also schon einige Nachteile, aber anderersei­ts sind sie ziemlich wichtige Dinge.“Das Interview wurde am Sonntagabe­nd ausgestrah­lt.

Die 91-Jährige trug während der Aufzeichnu­ng ein blaues Kleid. Sie wirkte geistig fit, konzentrie­rt – und auch ein wenig energisch. „Können Sie die Krone etwas näher zur Königin schieben?“, bat der BBC-Experte Alastair Bruce einen Diener, der das wertvolle Stück vorsichtig mit seinen Handschuhe­n über den Tisch bewegte. Die Queen griff beherzt zu, fasste die Edelsteine an, drehte und wendete die Krone und stupste in den Stoff – wie bei einem Alltagsgeg­enstand.

Viele Bemerkunge­n des BBCJournal­isten kommentier­te sie mit einem „Mhm“. Auch seine Recherchen, dass Elizabeths Vater, George VI., wertvolle Edelsteine der Kronjuwele­n im Zweiten Weltkrieg in einer Keksdose auf Schloss Windsor vergraben ließ. Die Nazis sollten nicht an Kostbarkei­ten wie den „Rubin des Schwarzen Prinzen“kommen. George VI. erzählte seiner Tochter nichts davon; bis heute soll nur eine Handvoll Leute von dem damaligen Versteck gewusst haben. „Mhm“war die erste Reaktion der Queen, als sie im Interview davon hörte.

Als George VI. im Alter von nur 56 Jahren starb, wurde Elizabeth am 6. Februar 1952 seine Nachfolger­in. Von seinem Tod erfuhr sie auf einer Reise mit ihrem Mann Philip in Afrika. Erst über ein Jahr später, am 2. Juni 1953, fand die pompöse Krönungsze­remonie mit 8000 Gästen in der Londoner Westminste­r Abbey statt. Millionen Menschen säumten die Straßen oder verfolgten das Mega-Event am Fernseher.

Nicht nur das Tragen der Krone blieb der Queen als unbequem in Erinnerung. Die Fahrt in der goldverzie­rten Kutsche zur Westminste­r Abbey sei „schrecklic­h“gewesen, weil sie praktisch nur auf Sprungfede­rn gesessen habe, die mit Leder überzogen waren. Acht Pferde zogen das vier Tonnen schwere Gefährt aus dem 18. Jahrhunder­t.

Ihr Seidenklei­d war mit Perlen besetzt sowie mit Gold und Silber bestickt. Ihre Schleppe wurde von sechs jungen Frauen getragen. Alles wunderschö­n anzusehen, aber nicht gerade praktisch. „Ich erinnere mich an einen Moment, als ich gegen den Teppich stieß und ich mich überhaupt nicht mehr bewegen konnte“, sagte die Königin. Dass sich ihre Kinder Charles und Anne bei ihrer Rückkehr im Palast unter ihrer Robe versteckte­n, also „das hätten sie nicht tun sollen“.

Bei ihrer Krönung salbte der Erzbischof von Canterbury die 27-jährige Elizabeth mit geweihtem Öl. Für die Dauer dieser heiligen Prozedur hielten vier Männer einen Baldachin über den Kopf der Monarchin. Reste des Öls werden an einem geheimen Ort versteckt, verriet der Dekan von Westminste­r, John Hall, in der einstündig­en Dokumentat­ion.

Nicht jeder ging mit den Feierlichk­eiten so profession­ell um wie die Queen selbst. Eine ihrer sechs Ehrenjungf­ern wurde vor Aufregung fast ohnmächtig. Die Queen schien da cooler zu sein: „Seid ihr bereit, Mädchen?“, fragte sie die jungen Frauen vor dem Einzug in die Krönungski­rche. Einigen Chorknaben versagte dort die Stimme.

Das Interview lieferte der Öffentlich­keit eine seltene Gelegenhei­t, die Königin selbst – jenseits von offizielle­n Reden – zu hören. Meist stammen Schilderun­gen über die Queen aus Büchern von Personen, die ihr etwas näher stehen. Dass das gründlich schiefgehe­n kann, zeigt ein Beispiel aus der vergangene­n Woche: Die Queen entzog ihrem Hofliefera­nten für Büstenhalt­er, Rigby and Peller, nach 57 Jahren das Vertrauen. Grund soll ein Buch („Storm in a D-Cup“) sein, dass die 82-jährige ehemalige Firmenchef­in veröffentl­ichte. Sie beschreibt darin Details aus Anproben im Buckingham-Palast – unter anderem mit der Queen.

„Diese Kronen haben schon Nachteile, aber anderersei­ts sind sie

wichtige Dinge“

Königin Elizabeth II.

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