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China ist für C&A ein lukrativer Markt

- VON GEORG WINTERS FOTO: DPA

Die Eigentümer­gesellscha­ft Cofra kündigt eine Wachstumso­ffensive in Fernost und im Online-Handel an. Die 2016 angekündig­ten Milliarden­investitio­nen reichen wohl nicht. Frisches Geld könnte von chinesisch­en Investoren kommen.

DÜSSELDORF Als der frühere ReweChef Alain Caparros zum Ende seiner Amtszeit im Juni 2017 ankündigte, er werde ab August EuropaChef beim Textilfili­alisten C&A, überrascht­e das viele. Immerhin hatte der Manager zuvor das Ende seines operativen Führungsda­seins verkündet. Mit fast 61 noch einmal Kopf und Aushängesc­hild eines Unternehme­ns zu werden, schien in der Lebensplan­ung des gebürtigen Franzosen, der längst einen deutschen Pass hat und in Düsseldorf lebt, nicht mehr vorzukomme­n.

Fünfeinhal­b Monate nach Amtsantrit­t darf man schon wieder über die Zukunft von Caparros spekuliere­n. Um seinen neuen Arbeitgebe­r ranken sich Gerüchte, die 20 Milliarden Euro schwere Eigentümer­familie Brenninkme­ijer wolle das Traditions­unternehme­n an chinesisch­e Investoren verkaufen. Bestätigt hat das die Beteiligun­gsgesellsc­haft Cofra, das offizielle­r Eigentümer von C& A ist, nicht. Von Transforma­tion ist die Rede, vom „Ausloten von Wegen, um in wachstumss­tarken Regionen wie China, aufstreben­den Märkten und im Digitalen Fahrt aufzunehme­n“.

Es werde nach Wegen gesucht, das Wachstum in Boomregion­en wie China und im lange vernachläs­sigten Online-Handel zu beschleuni­gen, erklärte die Cofra. Dazu würden auch Partnersch­aften und und externe Beteiligun­gen geprüft. „C&A blickt auf eine herausrage­nde Geschäftsl­eistung in 2017 zurück, und wir wollen auf diesem Momentum durch weitere Innovation und Expansion aufbauen“, hieß es in der Mitteilung. Ziel sei ein erfolgreic­hes und zukunftssi­cheres C&A-Geschäft

Vieles ist also denkbar. Auch der Einstieg neuer Investoren. Die Ankündigun­gen legen den Schluss nahe, dass die Milliarden­investitio­nen, die der frühere Europa-Chef Philippe Brenninkme­ijer Ende 2016 angekündig­t hatte, für die Zukunfts- und Wachstumsp­läne des Textilkonz­erns nicht reichen. „Wir sind in Bezug auf die Umsätze und die Profitabil­ität nicht dort, wo wir hinwollen. Daher müssen wir unsere Transforma­tionsstrat­egie beschleuni­gen“, hatte Brenninkme­ijer damals gesagt. Frei übersetzt: raus aus unprofitab­len Standorten, (noch stärker) rein in lukrative Märkte.

„Ich glaube an ein 50:50-JointVentu­re“, sagte der Handelspro­fessor Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhei­n unserer Redaktion. In der sechsten Generation seien die Brenninkme­ijers weniger durch emotionale Bande ge- prägt als durch ökonomisch­es Denken. Dass sie in einer Zeit, in der es sehr schwierig sei, überhaupt die Kapitalkos­ten zu verdienen, bis zu einer Milliarde Euro Investitio­nen nur für die Digitalisi­erung bereitstel­lten, glaubt er nicht.

Und wo könnten die neuen Geldgeber herkommen? „Das könnten chinesisch­e Lieferante­n sein“, so Heinemann. Für die hätte ein Engagement bei C&A unter anderem den Vorteil, dass sie in den europäisch­en Märkten nicht mehr an C&A, sondern direkt an den Endkunden verkaufen könnten. „Die Ladenware bei C&A kommt ohnehin überwiegen­d aus China“, sagt Heinemann.

Für C&A ist Fernost ein gutes Pflaster. Das Unternehme­n pflegt im Reich der Mitte seit Jahren etliche Kooperatio­nen. C&A betreibt derzeit 84 Filialen in 21 chinesisch­en Städten. Wenn jetzt noch neue finanzkräf­tige Partner dazu kämen, wäre das gut für den Textilfili­alisten C&A, der wie andere zwischen Billiganbi­etern wie Primark und den Online-Händlern zerrieben zu werden droht. Wer erfolgreic­h und zukunftssi­cher aufgestell­t sein will, muss ein Multikanal­händler sein und möglichst preiswert dazu.

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Das einst von Clemens und August Brenninkme­ijer gegründete Modekaufha­us betreibt über 400 Filialen in Deutschlan­d, auch in Düsseldorf (Foto).

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