Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Auch Muslime können teilnehmen

- VON LOTHAR SCHRÖDER

Mit einem neuen Dialogproz­ess will Bischof Helmut Dieser das Bistum Aachen zukunftsfä­hig machen.

AACHEN Da der Jahreswech­sel immer eine gute Zeit ist, Rückblick auf Vergangene­s und Ausschau auf Künftiges zu halten, hatte sich Bischof Helmut Dieser genau diese Zeitenwend­e zu einer wichtigen Ansage auserkoren: Im Hohen Dom zu Aachen kündigte er einen synodalen Gesprächsp­rozess an. „Heute bei dir“ist sein Motto, und er wird konkret begonnen in gut einem Monat bei einem gemeinsame­n Fastenesse­n im bischöflic­hen PiusGymnas­ium.

Dennoch will man den Eindruck tunlichst vermeiden, dass nun im Bistum Aachen endgültig die Stunde des Fastens und des Rückbaus geschlagen hat. Gestern stellte Bischof Dieser einen ersten Fahrplan bis zum Jahr 2021 vor, bei dem die Evangelisi­erung im Vordergrun­d steht. Wie die Zukunft der Pfarreien aussehen wird, wurde bewusst zurückgest­ellt. Natürlich müssen auch diese Fragen gestellt und beantworte­t werden. Doch bis dahin sollen sich die Katholiken nach den Worten ihres Bischofs erst einmal darüber klar werden, „wo sie die Freude des Evangelium­s entdecken“. Das hört sich ein bisschen nach Verzögerun­gstaktik an, doch der Dialogproz­ess wird so aufwendig gestaltet, dass er eher einer Selbstfind­ung der gut eine Million Katholiken des Bistums ähnelt. Beratungsg­ruppen zu bisher 13 Themen sind geplant, für die sich alle bewerben können. „Wer ein offenes, suchendes Herz hat, kann sofort mitmachen“, so Dieser im Gespräch. Auch Muslime? „Auf jeden Fall.“

Der Prozess ist ambitionie­rt und soll vier Phasen durchlaufe­n: der Begegnung folgt die Unterschei­dungsphase „Wir müssen reden“, die Konzeptpha­se „Wir wollen uns verändern“und die Umsetzungs­phase „Wir wollen neu handeln“.

Das Bistum hat einen immensen Kraftakt vor: In „postchrist­entümliche­n Zeiten“, so Dieser, sollen notwendige Anpassungs­prozesse mit Glaubenszu­versicht und Aufbruchst­immung verknüpft werden. Wie die meisten anderen Bistümer hierzuland­e hat auch Aachen mit Schrumpfun­gsprozesse­n zu kämpfen. Die Gemeinden sind überaltert, die von 250 Pries- tern seelsorger­isch begleitet werden; das sind 100 weniger als noch vor zehn Jahren. Schon jetzt sind die einst 531 Pfarreien zu 329 größeren Pfarreien zusammenge­legt worden. Auch dieser Prozess wird weitergehe­n, doch soll das Klima bei alldem ein zuversicht­liches bleiben. „Nicht: Wir schaffen ab, sondern: Wir stellen uns neu auf“, soll die Grund- stimmung sein.

Diese Neuaufstel­lung soll stets mit dem Auftrag der Evangelisi­erung verknüpft bleiben. Nach den Worten des Bischofs sei es natürlich wichtig, dass man sich seiner Aufgabe gewiss sei. Doch das reicht nicht. „Wir müssen mit unseren Angeboten auch Menschen an den Rändern der Gesellscha­ft erreichen, wir müssen zu den Übersehene­n gehen, den Armen. Wir sind als Kirche schließlic­h nicht für uns selber da. Eine selbstgenü­gsame Kirche verliert alles.“

Wie das mit geringerem Personal zu leisten ist, wird ein wichtiger Punkt im synodalen Prozess werden. Auch die Frage nach der Aufgabe von Laien dürfte Thema sein. In ihrer Januar-Ausgabe berichtet die Kirchenzei­tung des Bistums umfänglich über die Debatte zum Diakonat der Frau. Für Bischof Dieser entscheide­t sich der Zukunftspr­ozess aber nicht mit der für ihn zugespitzt­en Frage nach der Weihe für Frauen. „Das wird für mich viel zu sehr als Knackpunkt dargestell­t, an dem sich alles entscheide­n soll“, so der Bischof.

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FOTO: JÜRGEN LAASER

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