Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Abgang renommiert­er Steuerfahn­der löst Streit aus

- VON REINHARD KOWALEWSKY

WUPPERTAL/DÜSSELDORF Nachdem zwei der besten Ermittler der renommiert­en Steuerfahn­dung Wuppertal am Mittwoch gekündigt haben, muss die schwarz-gelbe Landesregi­erung dafür scharfe Kritik einstecken. „Man hätte so wichtige Experten halten müssen“, erklärt gegenüber unserer Redaktion Manfred Lehmann, NRW-Vorsitzend­er der Deutschen Steuergewe­rkschaft. „So fährt man sehenden Auges eine bestens aufgestell­te Steuerfahn- dung vor die Wand“, kritisiert ExNRW-Finanzmini­ster Norbert Walter-Borjans (SPD). Und die GrünenFrak­tionsvorsi­tzende Monika Düker nimmt NRW-Finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er (CDU) auch persönlich in die Pflicht: „So eine Personalie hätte der Finanzmini­ster zur Chefsache machen müssen.“

Es geht darum, dass die Spitzenbea­mten Sandra Höfer-Grosjean, 45, und ihr engster Mitarbeite­r Volker Radermache­r, 49, Anfang März zu der Kanzlei Deloitte Legal in Düsseldorf wechseln. Walter-Borjans hatte Höfer-Grosjean vor einem Jahr zur kommissari­schen Leiterin der Wuppertale­r Steuerfahn­dung ernannt, als deren legendärer Chef Peter Beckhoff in Pension ging.

Doch statt die Juristin auch zur dauerhafte­n Leiterin zu machen, schrieb die neue Landesregi­erung die Stelle nach rein formalen Kriterien neu aus. Mangels Führungser­fahrung in anderen Dienststel­len hatte Höfer-Grosjean offensicht­lich keine Chance und bewarb sich nicht. „Das hätte der Minister anders machen können“, sagt Leh- mann, „obwohl wir das als Gewerkscha­ft wegen der Gleichbeha­ndlung aller Mitarbeite­r kritisiert hätten.“Michael Groschek als Chef der NRW-SPD bewertet den Vorgang als „Mobbing gegen erfolgreic­he Steuerfahn­der“.

Deloitte freut sich in einer Presseerkl­ärung über die Neuzugänge. Die Kanzlei lobt, dass Radermache­r geholfen hatte, Ex-Postchef Klaus Zumwinkel der Steuerhint­erziehung zu überführen. Das Duo bringe „viel Erfahrung in großen und heiklen Steuerkomp­lexen“mit. Ent- sprechend kommentier­t das „Handelsbla­tt“die Kündigung der zwei Fahnder: „Ein Feiertag für Steuersünd­er.“Das Blatt erinnert daran, dass die Wuppertale­r Profis Steuerbetr­ug in Milliarden­höhe durch den Kauf von Steuer-CDs aufdeckten.

Das NRW-Finanzmini­sterium erklärt, die Ausschreib­ung der Stelle sei zwingend gewesen. Man halte daran fest, Steuersünd­er streng zu verfolgen. Unter dem neuen Dienststel­lenleiter in Wuppertal, Michael Schneiderw­ind, werde „die Arbeit in gleicher Qualität fortgeführ­t“.

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