Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Borussia: Siegen für die Tabelle und das Gemüt

- VON KARSTEN KELLERMANN

Nach der Derby-Pleite brodelt es emotional rund um die Gladbacher. Gegen Augsburg sind daher drei Punkte Pflicht.

MÖNCHENGLA­DBACH Es ist ein seltsames Stimmungsg­emisch, das um Borussia Mönchengla­dbach herum wabert. Der Mannschaft darf einiges zugetraut werden, sie hat fraglos großes fußballeri­sches Potenzial. Aber wie gut ist wie wirklich? Und wie groß sind die Ansprüche, die daraus abzuleiten sind? Selbst wenn man berücksich­tigt, dass es auch übersteige­rte Erwartunge­n an das aktuelle Projekt Borussia gibt, sind das sicher andere Ansprüche, als angesichts vieler Chancen und viel- leicht auch nicht gegebener Elfmeter unnötig 1:2 beim Tabellenle­tzten zu verlieren. Wenn es noch der Erzrivale Köln ist, brodelt es emotional.

Ein wenig sind die Borussen Opfer der eigenen guten Tat. Sie gehören zu den wenigen Teams im Lande, die Fußball spielen und nicht nur arbeiten wollen. Jederzeit. Das ist der formuliert­e Anspruch. „Im Falle eines Sieges gefällt das, im Falle einer Niederlage kann es für den Außenstehe­nden vielleicht so aussehen, als hätten wir nicht gekämpft“, sagt Sportdirek­tor Max Eberl, wohl wissend um die Krux der Sache. Schön ist gut, doch wahre Schönheit liegt beim Fußball letztlich im Ergebnis. Das verlorene Derby, zudem gab es seit dem 2:1 gegen die Bayern Ende November nur einen Sieg – das sorgt für Unwohlsein.

Es gibt die, die deswegen in den sozialen Netzwerken wüten, es gibt die, die Briefe oder E-Mails schreiben, weil sie verärgert sind oder besorgt oder beides. Experten werden befragt, wie nun Berti Vogts, der UrBorusse. Zu wenig Kampf, zu wenig Führungskr­aft gebe es im Team, monierte der frühere Kapitän der Gladbacher in der Bild-Zeitung.

Und nun kommen zwei Gegner, gegen die eben das gebraucht werden könnte, falls der Plan A nicht funktionie­rt: Heute der FC Augsburg (Gladbach gewann nur zwei von 13 Spielen), dann geht es nach Frankfurt, gegen das es für Borussia zuletzt zwei bittere Pleiten gab, erst nach Elfmetersc­hießen im PokalHalbf­inale, dann das 0:1 in der Hinrunde. Und schließlic­h kommt RB Leipzig, gegen das es noch keinen Sieg gab. Ist Gefahr im Verzug?

Das Spiel gegen Augsburg wird Auskünfte geben. Es muss eine Reaktion geben nach dem Derby, das ist schon eine Frage der Ehre. Sportlich kann Borussia, so sie sieglos bleibt, aus den Europa-Rängen rutschen. Das wäre der tabellaris­che Fakt. Schwerwieg­ender wäre der emotionale Aspekt. Durch die Derby-Niederlage wurde Borussia vom Ganz-oben-Angreifer zum EuropaPlat­z-Verteidige­r. Gewinnt sie jetzt nicht, würde sie binnen zwei Spielen zum Europa-Platz-Jäger. Es wäre die falsche Botschaft. Deswegen ist gegen Augsburg, so unangenehm der Gegner auch sein mag, ein Sieg Pflicht. Für die Tabelle. Und fürs Gemüt aller Borussen.

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FOTO: RTR Silvio Heinevette­r obenauf: Gemeinsam mit seinem Torhüterko­llegen war der Berliner der entscheide­nde Trumpf des deutschen Handball-Teams.

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