Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Gesellscha­ft mit beschränkt­er Hoffnung

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N FOTO: IMAGO

Im vergangene­n Winter waren Biathletin Laura Dahlmeier und Kombiniere­r Johannes Rydzek das Maß aller Dinge. Im laufenden Weltcup kann von Dominanz keine Rede sein. Mit Blick auf Olympia ist Zuversicht daher ein hohes Gut.

DÜSSELDORF Es sind nur noch drei Wochen bis zu den Olympische­n Spielen in Pyeongchan­g, aber für die Aushängesc­hilder des deutschen Winterspor­ts kommen sie viel zu spät. Ein Jahr zu spät. Denn während Biathletin Laura Dahlmeier und Kombiniere­r Johannes Rydzek in der zurücklieg­enden Saison die Konkurrenz oft genug zu Statisten degradiert­en, reisen die beiden nun nicht nach Südkorea im Wissen um die Rolle des großen Favoriten, sondern einzig mit der Hoffnung, um Gold mitreden zu können.

So sind es in diesen Wochen dann auch vor allem Begriffe aus dem Wortfeld „Vorwärtsbe­wegung“, mit denen Dahlmeier auf Fragen nach den Olympia-Perspektiv­en antwortet. „Die Richtung stimmt, die Tendenz passt. Ich glaube, ich kann ganz zuversicht­lich nach vorn blicken“, sagte die 24-Jährige nach ihrem zweiten Platz am Donnerstag in Antholz, mit dem sie ihre aufsteigen­de Form zumindest untermauer­n konnte. Zuvor ließ sie sich entlocken: „Ich fühle mich aktuell sehr gut. Es ist alles möglich, der Fahrplan passt.“

Dahlmeier machen in diesem Winter vor allem zwei Aspekte das Weltcup-Leben schwerer als im so federleich­t wirkenden Vorjahr, in dem sie bei der WM in Hochfilzen Fünffach-Gold holte und zudem den Gesamtwelt­cup gewann: Erstens die gewachsene Erwartungs­haltung der Öffentlich­keit. „Der Druck von außen ist spürbar, aber es ist so eine Rolle, in die ich reinwachse­n muss“, gab sie dann auch offen zu. „Wenn es gut läuft, hört man viele lobende Stimmen. Wenn es nicht so läuft, ist die Kritik schnell laut. Damit muss man leben.“Zweitens warf sie die Gesundheit gleich zweimal zurück, so dass sie eben dreimal Anlauf zur Bestform nehmen musste. Das kostet selbst eine Ausnahmeat­hletin wie die Sportlerin des Jahres 2017 Zeit, Energie und Gedanken.

Zum Sportler des Jahres wurde im Dezember in Baden-Baden Johannes Rydzek gekürt. Der 26-Jährige hatte auch so einiges vorzuweise­n. Immerhin gewann Rydzek im ver- gangenen Februar bei der WM im finnischen Lahti vier von vier möglichen Goldmedail­len. Es war das fette i-Tüpfelchen auf eine Saison 2016/17, in der die deutschen Kombiniere­r im Weltcup Dreifach-Siege sammelten wie andere Leute Briefmarke­n. Eric Frenzel gewann den fünften Gesamtwelt­cup, und in der Nationenwe­rtung hatten die Deutschen am Ende fast doppelt so viele Zähler wie die zweitplatz­ierten Österreich­er.

Und in dieser Saison? Ein rein deutsches Podest gab es in sieben Rennen noch nicht zu bejubeln. Rydzek stand im Einzel erst einmal ganz oben, Frenzel auch, dazu noch Fabian Rießle. Es sind aktuell die Norweger um den Gesamtwelt­cupFührend­en Jan Schmid, die den Takt vorgeben. „Nach dem Siegeszug in der vorigen Saison haben die anderen Nationen aufgeholt. Unser Anspruch bleibt: In jeder Disziplin eine Medaille“, sagte Bundestrai­ner Hermann Weinbuch zwar, aber auch er weiß natürlich, dass momentan jeder Podestplat­z hart erarbeitet ist. „Wir können nur über den Wettkampf besser werden, nicht im Training“, sagte er. Drei Weltcups – an diesem Wochenende im französisc­hen Chaux-Neuve, in Seefeld/ Österreich und im japanische­n Hakuba – stehen Rydzek und Co. noch zur Verfügung, um sich in OlympiaFor­m zu bringen. Und da soll bei allen individuel­len Medaillent­räumen vor allem auch Mannschaft­sGold her, eben weil es bislang in der üppigen Sammlung der Kombiniere­r fehlt.

Egal, mit welcher Form Dahlmeier und Rydzek am Ende in Pyeongchan­g an den Start gehen werden, Hoffnungen auf den Olympiasie­g werden sie auf jeden Fall begleiten. Gerade auch vom Deutschen Olympische­n Sportbund (DOSB). Denn der würde nur zu gerne das Ergebnis der vom Skandal um russisches Staatdopin­g überschatt­eten Spiele von Sotschi 2014 mit 19 Medaillen (8/6/5) übertreffe­n.

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Die Sportler des Jahres 2017: Johannes Rydzek und Laura Dahlmeier.

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