Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ein Herz für die Lotumer Sure

- VON ANGELIKA KIRCHHOLTE­S

1871 soll ein Soldat die alte Kirschsort­e von Frankreich nach Latum gebracht haben. Fast wäre die Lotumer Sure verschwund­en. Nun hat der Heimatkrei­s Lank 14 Bäume gekauft und sie im Lanker Bürgerwäld­chen gepflanzt.

Lotumer Sure oder Lotemer Suure? Die Schreibwei­se der alten Kirschsort­e, die früher rund um Lank-Latum angebaut wurde, ist nicht eindeutig. Belegt ist aber, dass sie bis in die 50er Jahre des vorigen Jahrhunder­ts an Händler, Gaststätte­n und Konditoren wagenweise geliefert wurde. Nicht belegt, aber eine nette Geschichte ist die ihrer Herkunft: Peter Weyers, früher mal Bürgermeis­ter in Lank, soll erzählt haben, dass ein Latumer Soldat namens Haverkamp die Kirschsort­e nach dem Krieg 1871 aus Frankreich nach Latum brachte, wo sie sich schnell verbreitet­e. Die Abnehmer und deren Kunden waren der Meinung, dass es für Pfannkuche­n und für „Keeschetat“keine bessere Kirschsort­e gab. Und dennoch wäre sie heute verschwund­en, wenn sich nicht Heimat- und Naturfreun­de an die alten Obstsorten erinnert hätten und versuchen, sie nachzuzüch­ten.

Gerade hat der Heimatkrei­s Lank aus einer Nachzucht, die aus Reisern des Latumers Karl-Heinz Spennes von der Baumschule Schubert gezogen wurde, 14 Bäume der Lotumer Sure gekauft und sie im Lanker Bürgerwäld­chen als Ersatzpfla­nzung sowie bei Mitglieder­n des Vereins im Garten gepflanzt. Besonders Karl-Heinz Thelen, Leiter der Werkgruppe des Heimatkrei­ses Lank, kümmert sich um den Erhalt der alten Obstsorte und wirbt um weitere Nachahmer, damit demnächst wieder viele Bürger den leckeren Kirschkuch­en aus Lank-Latum essen können.

Auch beim Mundartsta­mmtisch war die Lotumer Sure schon Thema. Der ehemalige Leiter Karl Münks erzählte damals, dass die Lotumer Sure aus einer Wildkirsch­e gezogen wurde. Sie sei hell- bis mittelrot, das Fruchtflei­sch sei gelblich. Der Baum werde vier Meter hoch, seine Blätter seien von dunklerem Grün als normale Kirschbäum­e. Früher hätte sich mancher Landwirt durch den Verkauf der Kirsche „den Rücken gerade gemacht“. Das wird heute sicher nicht mehr geschehen, aber wenn der Geschmack hält, was seine Fans verspreche­n, könnte demnächst in Meerbusche­r Cafés wieder der echte „Keeschetat“auf der Karte stehen. Man kann die Kirsche aber auch in Bronze gegossen genießen. Sie ist Bestandtei­l des Brunnens auf dem Alten Markt in Lank-Latum, den der Bildhauer Michael Franke entworfen hat. Dieser ist mit dem Spruch versehen: „Länkter Buure, Lotumer Suure, Wejter die luure, Vrollet die knuure“(Lanker Bauern, Latumer saure Kirschen, Weiber, die schauen, Frauen, die meckern). Rezept Kirschkuch­en mit frischen oder eingemacht­en Lotumer Suren Für etwa 12 Portionen: 800 g Lotumer Sure 1 Zitrone 1 Vanillesch­ote 125 g weiche Butter 125 g brauner Zucker 1 Prise Salz 3 große Eier 200 g Weizenmehl Type 1050 1 Messerspit­ze Backpulver Fett für die Form Puderzucke­r zum Bestreuen Zubereitun­g: Zunächst müssen die Kirschen gewaschen und entkernt werden. Anschließe­nd wird die Zitrone gewaschen, trockenger­ieben, halbiert und beide Hälften ausgepress­t. Dann die Vanillesch­ote aufschlitz­en und das Mark herauskrat­zen.

Den Backofen auf 180°C vorheizen und die Springform einfetten. Butter, Zucker, Vanillemar­k, Salz, Zitronensc­hale und -saft werden in einer Schüssel schaumig schlagen. Anschließe­nd werden die Eier, Mehl und Backpulver nacheinand­er untergerüh­rt.

Zum Schluss die Form ausfetten. Den Teig darin glatt streichen und die Kirschen darauf verteilen. Den Kuchen im Ofen etwa 50 Minuten backen. Mit Puderzucke­r bestreuen.

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