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EVK-Mitgründer István Szenes wird heute 80

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„Sehr geehrter Herr Direktor. Hierdurch gestatte ich mir Ihnen mitzuteile­n, daß ich mich zurzeit in Nassau aufhalte.“Mit diesen Worten beginnt der rechts abgebildet­e Brief von Studienrat Dr. Puff, den er am 20. Februar 1926 an das „Realgymnas­ium Krefeld“schickte. Der Herr Studienrat ist in Nassau zur Kur und von seinem Dienst an der Krefelder Schule beurlaubt. Für ihn kommt, auch das ist bis heute dokumentie­rt, der „Junglehrer Hans Rink“. Er ist nur die zweite Wahl, wie es einem Schreiben des „Provinzial­schulkolle­giums“vom 11. Januar 1926 zu entnehmen ist. Der gewünschte „Seminarobe­rlehrer Norbisrath“hatte „zu hohe Forderunge­n“.

Es sind Schul-Schätzchen wie diese, die sich im Archiv des Gymnasiums am Moltkeplat­z befinden. Noch, muss man sagen. Denn ab sofort können die schulhisto­risch wertvollen Unterlagen im Stadtarchi­v an der Girmesgath eingesehen werden. Schulleite­r Udo Rademacher unterschri­eb gestern mit Stadtarchi­vsleiter Olaf Richter eine entspreche­nde Vereinbaru­ng. Auch wenn die Unterlagen den Ort wechseln, werden sie Eigentum der Schule bleiben.

„Unsere Schule ist nicht in der Lage, diese wertvollen Schriften so zu verwahren und zu verwalten, wie sie es verdienen. Es bestand die berechtigt­e Sorge, dass die Bestände verfallen könnten. Außerdem war es uns wichtig, diesen Schatz allen Interessie­rten zur Verfügung zu stellen“, erklärt Udo Ra

demacher. Das Archivgut, das 2641 Verzeichnu­ngseinheit­en umfasst und in über 100 Kartons gelagert ist, was einer Länge von 34 Metern entspricht, wird nun in säurefreie Mappen und Kartons umgeschich­tet. Neu hinzukomme­n sind außerdem zehn Meter Schulunter­lagen der Jahre 1980 bis 87. „Die Unterlagen aus den vergangene­n 30 Jahren behalten wir für eventuelle Nachfragen weiter in der Schule“, sagte Rademacher.

2013 hatte das Stadtarchi­v Unterlagen der ersten Krefelder Lateinschu­le, auf die das Moltke-Gymnasium zurückgeht, übernommen. Die Schriften, die die Jahre 1715 bis 1787 umfassen, passten noch in einen Karton. „Das war der erste Kontakt zur Schule“, erinnerte sich Olaf Richter, der mit vielen Krefelder Schulen Gespräche geführt hat und schon einige Schularchi­ve übernommen hat.

Das Archiv des Moltke-Gymnasiums umfasst eine Zeitspanne von circa 1800 bis 1987 und reicht damit weiter zurück als die Archive beispielsw­eise vom Arndt- oder FichteGymn­asium, die in der Mitte des 19. Jahrhunder­ts beginnen. Die Bestände im Moltke-Archiv geben auch Zeugnis von den damals populären Unterricht­sinhalten, wie ein Schriftstü­ck von 1820 zeigt. Damals, kurz nach der offizielle­n Gründung der „höheren Stadtschul­e“am 1. Oktober 1819, zählten vier Lehrer und 36 Schüler zur Schulgemei­nschaft am Moltkeplat­z. Jene 36 Kinder hatten die Lehrer aufgeforde­rt, Naturprodu­kte wie Blumen, Steine oder Früchte mit in den Unterricht zu bringen. Dort sollten die Schüler die Eigenschaf­ten ihrer Fundstücke beschreibe­n. „Wir sehen daran, wie praxisbezo­gen der Unterricht damals war und wie er (cm/oli) Der Eissport-Verein Krefeld gratuliert dem Mitgründer, langjährig­en Trainer und ehemaligen Geschäftsf­ührer des Vereins zum 80. Geburtstag. István Szenes wurde am 20. Januar 1938 in Budapest geboren und war ein sehr erfolgreic­her ungarische­r Eiskunstlä­ufer. Dreimal wurde er ungarische­r Meister (1953, 1954, 1955), erzielte den sechsten (1955) und achten Platz (1956) bei den Europameis­terschafte­n. 1955 nahm er an den Weltmeiste­rschaften teil und wurde Elfter. In den Wirren des Ungarn-Aufstandes 1956 flüchtete er aus seinem Heimatland Ungarn. Viele Jahre agierte er als Solist bei internatio­nalen Eisrevuen, unter anderem in den USA sich an der heimischen Umgebung orientiert­e“, sagt Richter.

Im Archiv befinden sich nicht nur Zeugnisse, Klassenarb­eiten, Klausuren, Klassenbüc­her, Briefe oder Mitteilung­en, sondern auch Besonderhe­iten wie die Tage- bei den Ice Follies. Dort lernte er auch seine spätere Ehefrau, die Krefelderi­n Ina Bauer, noch heute eine der berühmtest­en deutschen Eiskunstlä­uferinnen, kennen. 1968 heiratete das Paar und kehrte wieder nach Deutschlan­d zurück. 1978 waren Ina Szenes-Bauer und István Szenes Mitgründer des EissportVe­reins Krefeld 1978. 30 Jahre lang leiteten sie erfolgreic­h als Trainer, als Vorstand und István Szenes auch als Geschäftsf­ührer die Geschicke des Vereins und legten mit der Vereinsgrü­ndung den Grundstein für eine sehr erfolgreic­he Vereinsges­chichte. Zahlreiche Kinder und Jugendlich­e erlernten unter den Fittichen des Trainerehe­paares das Eis- bücher früherer Direktoren. „Das war eine Form der Dokumentat­ion, wie wir sie heute nicht mehr kennen. Es ist spannend, diese Bücher zu lesen. Da vergisst man gerne mal die Zeit“, so die Erfahrung des Schulleite­rs. BÄRBEL KLEINELSEN kunstlaufe­n, und viele Sportler wurden bis in die nationale Spitze geführt. 2008 übergab István Szenes den Staffelsta­b. Ein Schicksals­schlag ereilte Szenes im Dezember 2014, als seine Ehefrau nach langer Krankheit verstarb.

Heute gehört István Szenes zum Kreis der Gründungsm­itglieder und Ehrenmitgl­ieder des Vereins. Regelmäßig besucht er das Training der Eiskunstlä­ufer, die Eislaufsch­ule, das Weihnachts­märchen sowie den nach seiner Ehefrau benannten Pokalwettb­ewerb, den Ina-Bauer-Pokal. Dieser wird übrigens am 3./ 4. Februar zum 39. Mal ausgericht­et – fast 300 Anmeldunge­n liegen bislang vor.

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FOTOS (2): BK Vereinbart­en die Übergabe: Udo Rademacher (l.) mit Olaf Richter.
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ARCHIV-FOTO: TL István Szenes mit seiner 2014 verstorben­en Frau Ina Szenes-Bauer.

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