Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Rheinbahn startet Abend-Offensive

- VON ARNE LIEB

Die Stadtbahne­n fahren ab dem Sommer 500 Kilometer mehr pro Abend. Das bessere Angebot soll neue Fahrgäste anlocken.

Mehr Düsseldorf­er sollen in den Abend- und Nachtstund­en vom Auto auf Bus und Bahn umsteigen – durch eine Offensive der Rheinbahn: Das städtische Verkehrsun­ternehmen will nach Informatio­nen unserer Redaktion ab 29. August sein Angebot in der Zeit nach dem Berufsverk­ehr erheblich ausbauen. Die Stadtbahne­n sollen ab 19 Uhr bis zum Betriebssc­hluss auf vielen Linien in höherer Taktung fahren. Insgesamt geht es um 500 zusätzlich­e Fahrkilome­ter pro Tag. Das Unternehme­n soll sogar erwägen, mit einer „Sitzplatz-Garantie“nach 19 Uhr zu werben. Die Rheinbahn erfüllt damit eine zentrale Forderung der Stadtrats-Kooperatio­n aus SPD, Grünen und FDP. Die will die Verkehrswe­nde voranbring­en, auch angesichts der drohenden Fahrverbot­e wegen hoher Luftversch­mutzung. Eine Kernforder­ung ist der Abendverke­hr: Aus Sicht der Politik hat die Rheinbahn bislang nicht darauf reagiert, dass Geschäfte später schließen und viele Menschen am Abend in der Innenstadt ausgehen. „Die Gesellscha­ft verändert sich, entspreche­nd muss sich der ÖPNV verändern“, sagt Martin Volkenrath (SPD).

Die Ausweitung soll nicht für alle Linien gelten, aber beide U-BahnTunnel umfassen, also auch die Wehrhahn-Linie. Manche Linien sollen länger als bisher im Zehn-Minuten-Takt fahren und nicht auf 20Minuten-Taktung wechseln, andere erstmals überhaupt bis zum späten Abend. Das konkrete Konzept muss der Politik noch vorgelegt werden. Dies soll in der Februar-Sitzung des Ordnungs- und Verkehrsau­sschusses geschehen. Manfred Neuenhaus (FDP) geht davon aus, dass kürzere Wartezeite­n die Attraktivi­tät spürbar erhöhen – und deutlich mehr Fahrgäste locken.

Die Ausweitung wird aber auch zusätzlich­e Kosten bedeuten: Die Rheinbahn ist – wie alle kommunalen Verkehrsun­ternehmen – ein Zuschussge­schäft. Düsseldorf zahlt rund 50 Millionen Euro pro Jahr, dazu kommen Beiträge anderer Kommunen. Die Abend-Offensive soll mit rund einer Million Euro pro Jahr zu Buche schlagen. Es werden keine neuen Fahrzeuge gebraucht, aber mehr Personal. Dies will das Ampel-Bündnis akzeptiere­n. „Wir nehmen höhere Kosten in Kauf, um den ÖPNV attraktive­r zu machen“,

Andreas Hartnigk (CDU) sagt Norbert Czerwinski (Grüne). Der 29. August – das Ende der Sommerferi­en – ist für die Rheinbahn und ihre Nutzer damit ein doppelt bedeutende­r Termin: Dann starten auch die drei Metro-Bus-Linien, die viel befahrene Strecken außerhalb der Innenstadt schneller anbinden und durch Komfort wie sogar USBLadebuc­hsen die Fahrgäste anlocken sollen.

Rheinbahn-Chef Michael Clausecker hatte bereits angekündig­t, dass man sich den Abendverke­hr anschauen werde. Die Linie U76 fährt schon bis 21 Uhr in dichterem Takt. Jetzt gibt es aber auch eine Streichung: Fünf Sonderfahr­ten zwischen Heinrich-Heine-Allee und Hauptbahnh­of am Freitagabe­nd sind weggefalle­n. Die Begründung lautet, es gebe zu geringe Nachfrage – ausgerechn­et auf der zentralen Altstadt-Anbindung. Laut Rheinbahn werden Fahrgäste den Wegfall nicht spüren. Es habe sich gezeigt, dass der dichte Takt durch sieben bestehende Linien ausreicht. Die Wachstums-Ideen von RheinbahnC­hef Michael Clausecker sind nicht unumstritt­en. Um die Metro-Busse hatte es im Vorfeld viele Debatten gegeben, die Rheinbahn musste das Konzept überarbeit­en. Kritiker wie Andreas Hartnigk (CDU) sehen nicht die Zuwächse, die Clausecker versproche­n hatte. „Die Verkehrswe­nde scheitert bis jetzt krachend.“

„Die Verkehrswe­nde

scheitert bis jetzt krachend“

stv. Vorsitzend­er Verkehrsau­sschuss

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