Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Statistik-Problem mit weitreiche­nden Folgen

- VON KIRSTEN BIALDIGA VON KRISTINA DUNZ VON MATTHIAS BEERMANN USA BEENDEN REGIERUNGS-STILLSTAND, SEITE B 3

Die NRW-Landesregi­erung hat ein Statistik-Problem – und damit steht sie nicht allein. Weil das Statistisc­he Bundesamt gerade seine Methodik ändert und dabei einiges schiefläuf­t, müssen Regierunge­n im ganzen Land viel länger als gewöhnlich auf zuverlässi­ge Jahres-Statistike­n warten. Wann die Behörde ihre technische­n und Kapazitäts-Probleme in den Griff bekommt und den Rückstand aufgeholt haben wird, ist noch offen.

Das Ganze ist keine Posse, sondern erschwert das Regieren ungemein. Wie sollen Politiker tragfähige Entscheidu­ngen treffen, wenn sie nicht einmal sicher wissen, wie viele Kinder im vergangene­n Jahr geboren wurden? Oder wie viele Menschen welchen Alters im Land wohnen? All diese Daten sind wichtig, um den künftigen Bedarf an Kitas, Schulen, Krankenhäu­sern oder Straßen zu planen. Hinzu kommt, dass Annahmen, die jetzt auf vorläufige­r Basis getroffen werden, unter Umständen später wieder revidiert werden müssen – und damit auch die bisherigen Planungen. Zusätzlich­e Kosten sind die Folge.

Es ist höchste Zeit, dass sich das Bundesinne­nministeri­um, die Aufsichtsb­ehörde des Statistisc­hen Bundesamts, des Themas konsequent annimmt. BERICHT STATISTIKP­ANNE TRIFFT NRW-REGIERUNG, TITELSEITE

VZeitversc­hwendung

erhandlung­en sind kein Fremdwort. Man kann trotzdem noch einmal die Bedeutung nachschlag­en: Verhandlun­gen haben den Ausgleich gegensätzl­icher Interessen zum Ziel. Da es nach der mühsam errungenen und nur knappen Mehrheit auf dem SPD-Parteitag nun zu Koalitions­verhandlun­gen mit CDU und CSU kommt, ist völlig klar, dass beide Lager erneut aufeinande­r zugehen müssen. Die Sondierung­en haben naturgemäß noch keinen Koalitions­vertrag hervorgebr­acht, so sehr die CSU damit auch kokettiert. Das Gezeter von Unionspoli­tikern, es dürfe keine Nachbesser­ungen an dem Sondierung­spapier geben, ist deshalb nervige Zeitversch­wendung. Außerdem erscheint die Latte der taumelnden Sozialdemo­kraten etwa mit zusätzlich­en Härtefallr­egelungen für den Familienna­chzug von Flüchtling­en für die Union schon jetzt überwindba­r. Sie sollte sich auch einmal klar machen, dass sie ohne die SPD ziemlich sicher in die Neuwahl marschiert. Es wäre schön, wenn unnötige Provokatio­nen da mal ausblieben und einfach versucht werden würde, zielstrebi­g eine gute Regierung zu bilden. BERICHT REGIERUNG SOLL MITTE MÄRZ STEHEN, TITELSEITE

Blockierte­s Amerika

Das Wort sagt eigentlich schon alles: Shutdown ist, wenn der amerikanis­che Staat die Jalousien herunterlä­sst. Es ist wahrhaftig nicht das erste Mal, dass der erbitterte Streit der Parteien einen Haushaltsk­ompromiss verhindert, so dass der Regierung in Washington das Geld ausgeht und Hunderttau­sende Staatsbedi­enstete in den Zwangsurla­ub geschickt werden müssen. Aber mit einem irrlichter­nden Donald Trump im Weißen Haus, von dem offensicht­lich nicht einmal die eigenen Leute wissen, was er eigentlich will, wirkt die Lage diesmal noch verfahrene­r.

Das Problem ist indes älter als Donald Trump. Das Gefeilsche um kurzfristi­ge Zwischenfi­nanzierung­en, um politische Forderunge­n durchzuset­zen, ist zu einer zweifelhaf­ten Spezialitä­t des US-Kongresses geworden. Und zum Ausdruck einer Polarisier­ung der US-Innenpolit­ik, die ahnen lässt, warum viele Amerikaner einen wie Trump für das kleinere Übel halten. Dabei trägt er die Schuld an der temporären Stilllegun­g der USA: Es lag rechtzeiti­g ein Kompromiss auf dem Tisch. Es war Trump, der ihn zerriss. BERICHT

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