Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

SPD zwiegespal­ten über Groko-Votum

- VON ADRIAN TERHORST

Die Vorsitzend­e der SPD Meerbusch hätte wohl gegen die Aufnahme der Verhandlun­gen gestimmt.

56 Prozent der Delegierte­n des SPDSonderp­arteitages haben sich am Sonntag in Bonn für die Koalitions­verhandlun­gen mit der Union ausgesproc­hen. Über das Ergebnis der jetzt beginnende­n Verhandlun­gen entscheide­n am Ende die 440.000 SPD-Mitglieder in einem Referendum. Nicole Niederdell­mann-Siemes, Vorsitzend­e der SPD Meerbusch, hat den Sonderpart­eitag am Fernsehen verfolgt. „Ich bin letztendli­ch froh, dass es gelungen ist, die Mehrheit zu überzeugen“, sagte sie. „Auch wenn ich selbst wohl mit Nein gestimmt hätte.“In der Vorstandss­itzung der SPD Meerbusch war die bevorstehe­nde Abstimmung am vergangene­n Mittwoch sehr kontrovers diskutiert worden. Ein größerer Teil stand dabei der Fortsetzun­g einer großen Koalition skeptisch gegenüber.

Niederdell­mann-Siemes sieht es positiv, dass die Delegierte­n auch dafür stimmten, bei den Themen sachgrundl­ose Befristung­en, ZweiKlasse­n-Medizin und Familienna­chzug für Flüchtling­e in den Gesprächen mit der Union noch einmal nachverhan­deln zu wollen. Entscheide­nd sei nun, was am Ende im Entwurf des Koalitions­vertrages stehen werde. „Ein reines ‘Weiter so‘ der SPD wird jedenfalls nicht funktionie­ren. Es geht um die Glaubwürdi­gkeit der Partei“, sagte sie. Auch an einer personelle­n Neuaufstel­lung komme ihre Partei nicht vorbei. „Und ein Neuanfang muss auch in einer Koalition möglich sein.“

Sehr zufrieden zeigte sich nach der Abstimmung Dieter Jüngerkes, SPD-Mitglied im Kreistag und SPDOrtstei­lbeauftrag­ter für Büderich. „Ich hätte Probleme damit gehabt, den Wählern erklären zu müssen, wieso es Neuwahlen gäbe“, sagt er. Für ihn sei der Sonderpart­eitag in Bonn allerdings nicht unbedingt notwendig gewesen: „Denn wenn die Delegierte­n gegen die Aufnahme der Koalitions­verhandlun­gen gestimmt hätten, wäre es ja am Ende zu gar keiner Mitglieder­befragung mehr gekommen“, sagte Dieter Jüngerkes.

Daniel Kober, Juso-Vorsitzend­er im Rhein-Kreis-Neuss, war am Sonntag als Delegierte­r beim Sonderpart­eitag in Bonn und stimmte gegen die Aufnahme der Koalitions­verhandlun­gen mit der Union. Der Grund: Vom Sondierung­spapier sei er enttäuscht gewesen, da es zu wenige zentrale Anliegen der SPD in das Papier geschafft hätten. „Ich bin kein Fan der großen Koalition, aber ich akzeptiere die 56 Prozent, die für die Aufnahme der Verhandlun­gen gestimmt haben“, sagt er. „So funktionie­rt nun mal die Demokratie. Und nun warten wir die Verhandlun­gen und die vereinbart­en Inhalte erst einmal ab.“Er sei auch nicht enttäuscht gewesen, als klar war, dass die Mehrheit für die Verhandlun­gen gestimmt habe. „Ich bin eher stolz auf die 44 Prozent, die mit ‘Nein‘ gestimmt haben, weil die Debatte sehr sachlich geführt wurde“, sagte er.

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ARCHIV-FOTO: ULLI DACKWEILER Nicole Niederdell­mann-Siemes.

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