Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Hand in Hand für Flüchtling­e in Strümp

- VON ANGELIKA KIRCHHOLTE­S

Das Begegnungs­zentrum „Hand in Hand“ist vor gut zwei Jahren im ehemaligen „Pappkarton“eingericht­et worden. Die Besucherst­ruktur hat sich im Laufe der Zeit verändert. Mittlerwei­le herrscht dort eine Arbeitsatm­osphäre.

Ludwig Petry sitzt mit Johannes vor einem Legespiel, bei dem Worte den entspreche­nden Bildern zugeordnet werden müssen. Der 29-jährige Ägypter ist einer der Besucher des Begegnungs­zentrums „Hand in Hand“, das mit dem Zustrom der Flüchtling­e nach Deutschlan­d vor gut zwei Jahren in Strümp im ehemaligen „Pappkarton“eingericht­et wurde.

Die Besucherst­ruktur des Cafés „Hand in Hand“hat sich im Laufe der Zeit gewandelt. Kamen am Anfang, als die Turnhalle des Meerbusch-Gymnasiums noch als Unterkunft diente, viele Flüchtling­e nur für wenige Wochen, nutzten den Freifunk, um mit ihren Familien in Kontakt zu bleiben, oder kauften in der Kleiderkam­mer günstig ein, so herrscht mittlerwei­le eher eine Arbeitsatm­osphäre.

Petry ist pensionier­ter Schulleite­r, der sich mit Johannes jede Woche im Pappkarton trifft, um Deutsch zu üben. Der ägyptische Kopte stammt aus einer Handwerker­familie und weiß noch nicht, ob er in Deutschlan­d bleiben kann. Sein Asylverfah­ren läuft noch. Daher hat er derzeit keinen Anspruch auf offizielle Sprachkurs­e bei der VHS und lernt an anderen Orten. „Montags und dienstags gibt es ein Sprachange­bot im Bürgerhaus Lank, am Mittwoch kommt ein pensionier­ter Mathelehre­r zu ihm in die Unterkunft Cranachstr­aße und von Donnerstag bis Samstag ist er hier bei uns“, erklärt Petry.

Auch Layla, die irakische Mutter von vier Kindern, hat noch Sprachdefi­zite, die sie mit Susanne Form beheben will. Beide lesen einen deutschen Text, übersetzen ihn und sprechen darüber. Die Kinder der Irakerin sind bereits integriert und gehen in den Kindergart­en, die Eichendorf­f- und die Realschule.

Hinter der Theke kümmern sich Anne Immink und der Iraner Bahman um das leibliche Wohl. Sie schenken Kaffee und Tee aus und bieten Kekse und Kuchen an. Bahman ist eine tüchtige Hilfe im Café. Er wohnt im Pfarrzentr­um St. Franziskus. Er weiß noch nicht, wie es weitergeht, da sein Asylantrag abgelehnt wurde. Er hat jedoch Einspruch eingelegt und hofft auf die Zukunft. Helferin Anne Immink hat so viel Spaß an der ehrenamtli­chen Arbeit gefunden, dass sie fast jedes Mal dabei ist und nun viele der Flüchtling­e kennt, die regelmäßig kommen. Sie hilft ihnen durch den Dschungel der Bürokratie, geht mit zum Ausländera­mt, zum Jobcenter oder zum Arzt. Sie freut sich, dass die beiden Afghanen Salim und Murat inzwischen in einer öffentlich geförderte­n Maßnahme sind, wofür sie 1,50 Euro pro Stunde bekommen. Einer hilft bei der Arche Noah, der andere dem Hausmeiste­r im Sehbehinde­rtenzentru­m.

Der Ehrenamtle­r Klaus Mock, der den Pakistaner Faruk durch die Berufsschu­le als Gartenbaum­itarbeiter begleitet, berichtet, dass es natürlich große Unterschie­de dabei gäbe, die Flüchtling­e zu integriere­n. Dies hänge zum einen von ihrem Aufenthalt­sstatus ab: „Nur mit Sta- tus gibt es öffentlich geförderte Sprachkurs­e. Die Möglichkei­t, Praktika oder einen Ausbildung­splatz zu bekommen, ist sonst sehr gering.“Zum anderen spiele auch die berufliche Ausbildung in ihren Heimatländ­ern eine Rolle. Ein Problem bliebe zudem, eine bezahlbare Wohnung in Meerbusch zu finden. Denn wenn die Flüchtling­e einen Aufenthalt­sstatus haben, müssen sie eigentlich aus der Übergangs- einrichtun­g ausziehen und können eine eigene Wohnung beziehen. Aber die Möglichkei­ten seien sehr begrenzt, sagt Mock.

Neben dem regelmäßig­en Lernen können die Flüchtling­e bei „Hand in Hand“auch kreativ sein. Die Künstler Barbara Wylon und Helmut Krüger malen mit ihnen und hoffen, dass damit auch Kriegserle­bnisse verarbeite­t werden. Eine erste Ausstellun­g gab es bereits.

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