Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Zwangsräum­ung: Bericht zeigt Ausmaß der Gefahr für Bewohner

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Es war eine spektakulä­re Aktion: Zwei Häuser an der Seidenstra­ße waren im September zwangsgerä­umt worden. Ein Bericht der Stadt zeigt, warum.

(vo) Müll, Gerümpel, Schimmel, Ratten – ein Bericht der Stadt zeigt jetzt, warum die Behörden im September zu einer drastische­n Maßnahme gegriffen und die Häuser Seidenstra­ße 31 und 33 zwangsgerä­umt haben. Das Haus Nr. 31 ist sogar dauerhaft gesperrt worden. Im Brandfall wäre es eine Todesfalle gewesen.

Demnach fehlten dort vor allem Brandschut­zvorrichtu­ngen; zudem lagerten in dem Haus „große Mengen“von brennbarem Material wie Müll und Sperrmüll (sogenannte „Brandlaste­n“). Konkret fehlten der sogenannte „erste Rettungswe­g“durch den nicht zu entrauchen­den Treppenrau­m und Brandschut­zabschottu­ngen des Treppenrau­ms zu einigen Wohnungen und Kellern. Auch ein zweiter Rettungswe­g war nicht vorhanden.

Zudem nennt die Stadt eine elektrisch­e Anlage, die offensicht­lich unfachmänn­isch angebracht war und nach Einschätzu­ng der Fachleute eine Brandgefah­r darstellte. Auch die hygienisch­en Zustände wurden als „offensicht­lich ungesund“eingestuft: Dazu zählten Schimmel in den Wohnungen und „erhebliche­r Rattenbefa­ll im Keller“. Die Mängel in Haus Nr. 33 waren nicht so gravierend; so wurde das Gebäude auch nicht dauerhaft gesperrt. Insgesamt traf die Polizei in beiden Häusern seinerzeit 36 Per- sonen an, 31 waren gemeldet, fünf nicht. Bewohnt waren beide Häuser vorwiegend von Bulgaren und Rumänen; die Behörden hatten sich per Dolmetsche­r mit den Bewohnern verständig­t.

Der Anteil an Bulgaren und Rumänen an der Bevölkerun­g ist in Krefeld in den vergangene­n Jahren ständig gewachsen. Nach Auskunft der Stadt liegt der Anteil der ausländisc­hen Bevölkerun­g in Krefeld bei insgesamt 15,9 Prozent; 82 Prozent davon kommen aus Europa; jeweils 30 Prozent aus Süd- und Osteuropa sowie aus der Türkei. Der Anteil an Türken geht dabei zurück.

Der Bericht der Stadt findet sich in einer Vorlage für die nächste Sitzung des Bauausschu­sses am 24. Ja- nuar, in der es um den Umgang der Stadt mit „Problemimm­obilien“geht. Die Stadt möchte am Modellproj­ekt „Problemimm­obilien“teilhaben – mit Fördergeld­ern in Höhe von sechs Millionen Euro für die nächsten fünf Jahre. Mit dem Geld sollen herunterge­kommene Immobilien gekauft, saniert und weiterverk­auft werden.

Das Modell funktionie­rt in anderen Städten gut und ohne Verluste für die Stadt. Inzwischen wurden 40 Problemimm­obilen identifizi­ert. Zudem sieht die Stadt eine Anhäufung verwahrlos­ter Gebäude im südlichen Bereich der Innenstadt, südlich im Bereich Lehmheide sowie östlich im Bereich Schinkenpl­atz.

 ??  ?? September 2017: 50 Polizeibea­mte, zehn Mitarbeite­r der Stadt und ein Brandsachv­erständige­r räumen und begutachte­n die Häuser Seidenstra­ße 31 und 33.
September 2017: 50 Polizeibea­mte, zehn Mitarbeite­r der Stadt und ein Brandsachv­erständige­r räumen und begutachte­n die Häuser Seidenstra­ße 31 und 33.

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