Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Kritik an Österreich­s Sicherheit­spolitik

- VON RUDOLF GRUBER

Die rechte FPÖ besetzt sämtliche Sicherheit­sministeri­en. Das beunruhigt Deutschlan­d und die USA.

WIEN Kanzlerin Angela Merkel soll ihren österreich­ischen Amtskolleg­en Sebastian Kurz bei dessen Besuch vorige Woche in Berlin gewarnt haben: Österreich werde in Zukunft nicht mehr voll in den Informatio­nsaustausc­h unter den westlichen Geheimdien­sten einbezogen werden. So hatte es die „FAZ“berichtet. Sowohl Wien als auch Berlin dementiere­n diese Darstellun­g: Dies sei bei der Begegnung „kein Thema“gewesen, heißt es lapidar und nahezu wortgleich.

Bereits vor einem Monat hatte der ungarische Journalist und Geheimdien­stspeziali­st Szabolcs Panyi in einem Tweet behauptet, amerikanis­che, britische und französisc­he Geheimdien­ste würden die Kooperatio­n mit dem österreich­ischen Bundesamt für Verfassung­sschutz (BVT) einschränk­en, namentlich in Fällen, in denen Russland involviert sei. „Absoluter Nonsens“, sagte daraufhin BVT-Chef Peter Grinding einer Wiener Tageszeitu­ng.

Gleichwohl ist das Misstrauen nicht unbegründe­t. Die Zusammenar­beit österreich­ischer und westlicher Nachrichte­ndienste war bislang kaum ein öffentlich­es Thema, ungeachtet der Tatsache, dass man namentlich in den USA das neutrale Österreich schon immer für allzu Moskau-freundlich hielt.

Nunmehr ist seit einem Monat die rechte FPÖ Teil der schwarzbla­uen Regierung, damit bekommt das ausgesproc­hen freundscha­ftliche Verhältnis der Partei zu Russland eine besondere Brisanz. Denn die Sicherheit­s- und Verteidigu­ngspolitik des Landes liegt vollständi­g in der Hand von FPÖ-Ministern: Herbert Kickl (Inneres), Karin Kneissl (Au- ßen) und Mario Kunasek (Verteidigu­ng) sind auch politisch hauptveran­twortlich für die heimischen Nachrichte­ndienste und sitzen an Informatio­nsquellen von höchster Geheimhalt­ungsstufe.

Seit Jahren schon pilgern FPÖ-Delegation, einschließ­lich Parteichef Heinz-Christian Strache, regelmäßig nach Moskau. Im Dezember 2016 schloss Strache mit Präsident Wladimir Putins Partei Einiges Russland einen „Kooperatio­nsvertrag zur Stärkung der Freundscha­ft und der Erziehung der jungen Generation im Geiste von Patriotism­us und Arbeitsfre­ude“.

Die FPÖ bildet auch eine gemeinsame Fraktion mit anderen Rechtspart­eien wie AfD und Front National im Europaparl­ament, die allesamt für Russland interessan­t sind, weil sie die EU schwächen, wenn nicht gar zerstören wollen. Schon längere Zeit kursieren Gerüchte über Geldzuflüs­se des Kreml, was die FPÖ freilich bestreitet. Die Gegenleist­ungen sind belegbar: So nennt Strache bei jeder Gelegenhei­t die Sanktionen gegen Russland ein Unrecht, zugleich rechtferti­gt er Putins Annexion der Halbinsel Krim. Reisen der Politiker in die Ost-Ukraine mehren sich.

Bislang konnte man Straches Außenpolit­ik als operettenh­aft belächeln. Nun in der Regierung und an geheimen Informatio­nsquellen, könnte sich Putin von seinen rechten Freunden in Wien wesentlich mehr erwarten als bisher. Womöglich wöchentlic­he Liebesbrie­fe nach Moskau? Bundeskanz­ler Sebastian Kurz verweist auf das Koalitions­abkommen, wonach er und Vizekanzle­r Strache die höchste Kontrollin­stanz bildeten, so dass geheime Informatio­nen ohne ihr Wissen nicht weitergege­ben würden.

Seit Jahren pilgern FPÖPolitik­er, einschließ­lich Parteichef Heinz-Christian Strache, regelmäßig

nach Moskau

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