Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Raubkunst: Geisel trifft Kritiker in den USA
Nach der umstrittenen Absage der Stern-Ausstellung sucht der Oberbürgermeister das Gespräch. Der Fall ist noch nicht ausgestanden: Die geplante Neuauflage der Ausstellung erfordert ein diplomatisches Kunststück.
Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) will seine gestern begonnene USA-Reise nutzen, um die Verstimmungen nach der Absage der MaxStern-Ausstellung auszuräumen. Während der Reise, deren Anlass ein Bürgermeister-Treffen in Washington ist, hat Geisel mehrere Treffen mit Kritikern ausgemacht. Er bestätigte entsprechende Informationen unserer Redaktion. Zugleich sorgt der Fall Stern für weitere Debatten: Die Reise Nach der überraschenden Absage der Stadtmuseums-Ausstellung zu dem jüdischen Galeristen, der in der NS-Zeit von den Nationalsozialisten enteignet worden war, hatte es aus den USA viel Kritik gegeben. Der Vorwurf: Düsseldorf wolle sich Raubkunst-Vorwürfen nicht stellen. „Da ist ein falscher Eindruck entstanden, den ich richtigstellen möchte“, sagte Geisel. Düsseldorf unterstütze eine Aufarbeitung und gebe Werke zurück, wenn sich ein Verdacht bestätigt.
In Washington trifft sich Geisel mit Ori Z. Soltes, einem Mitbegründer des Holocaust Art Restitution Projects. In New York gibt es einen Termin im deutschen Konsulat, bei dem ebenfalls das Thema zur Sprache kommen soll. In der Stadt hat Geisel auch einen Termin beim Holocaust Claims Processing Office, einer Behörde zur Verfolgung von Raubkunst. Mit Leiterin Anna Rubin will er nicht nur über Stern spre- zu heikel, da das Projekt mit Sitz in Sterns späterer Heimat Kanada nicht nur forscht, sondern Bilder zurückverlangt – ein möglicher Interessenskonflikt. Der Co-Kurator muss ein diplomatisches Kunststück leisten: Andere Positionen sollen zu Wort kommen, zugleich will Lohe die Mitarbeit der düpierten Kanadier. Das Stern-Projekt zögert: Bislang habe Düsseldorf keine Pläne vorgelegt, heißt es. Museumschefin Susanne Anna, die mit ihrem Konzept durchgefallen war, soll auch eingebunden werden. Als erster Name kursiert Uwe Schneede, ehemals Stiftung Kulturgutverluste. Neuer Fall Überraschend gibt es ein weiteres Gemälde unter Verdacht – und schon wieder eine merkwürdige Kommunikation der Stadt. Der Fernsehsender 3Sat hatte über den Stern-Streit berichtet. Kurz vor der Ausstrahlung informierte Lohe die Journalisten, dass das Gemälde „Abendstimmung an der Nordsee“von Heinrich Heimes auch Raubkunst sein könnte. Kurios: So neu ist der Verdacht nicht. Das Stern-Projekt hat das Werk vor mehr als zehn Jahren in einer Datenbank eintragen lassen. Jetzt hatte ein Forscher, der für das Projekt arbeitet, explizit darauf hingewiesen – offenbar geriet es erst dadurch in den Fokus. Laut Lohe war das Werk unter einem anderen Titel verzeichnet. Weitere Recherchen liefen. Die Grünen fordern Aufklärung im Rat. Kommentar Seite D2