Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Zinsverzic­ht ist Imagewerbu­ng

- VON GEORG WINTERS VON EVA QUADBECK VON THOMAS REISENER

Natürlich klingt es logisch, wenn eine Bank, die selbst eine Geldaufbew­ahrungsgeb­ühr zahlen muss, dies auch von Kunden verlangt. Dass steigende Kosten steigende Preise nach sich ziehen können, ist eine Grundregel der Ökonomie. Aber: Es gibt in Deutschlan­d viel mehr Geldhäuser, die diese Zinsen nicht verlangen. Sie betreiben Imagewerbu­ng, die Kunden binden kann, und zeigen, dass man auf Durststrec­ken wie die aktuelle Niedrigzin­sphase auch andere Antworten geben kann, als reflexarti­g die Preise zu erhöhen. Das haben einige bis heute nicht gelernt.

Das gilt genauso für das Vorgehen mancher Bank oder Sparkasse. Auch wenn in den betroffene­n Häusern „nur“vermögende Sparer getroffen werden – es geht ums Prinzip. Dass man Strafzinse­n von Neukunden ausdrückli­ch fordert, mag in Zeiten harten Wettbewerb­s unklug sein, ist aber legitim. Bestandsku­nden über den Preisausha­ng einfach die Zusatzgebü­hren überzustül­pen, ist dagegen ein Unding und passt zu der Chuzpe, die einige in der Branche im Umgang mit Kunden immer noch an den Tag legen. Solche Branchenve­rtreter gehören gestoppt. Wenn nötig auch vor Gericht. BERICHT GERICHT STOPPT STRAFZINSE­N, TITELSEITE

Fatale Nabelschau

Die SPD steckt in einer Abwärtsspi­rale. Der Grund für den Ansehensve­rlust ist ihre nicht endende Selbstbesp­iegelung. Auf schlechte Umfragewer­te reagieren die Sozialdemo­kraten wiederum mit weiterer Nabelschau. Das ist fatal.

Eine Partei ist kein Selbstzwec­k. Parteien werden gewählt, den Staat zu tragen und für ihre Anhänger politische Ziele durchzuset­zen. Die SPD beschäftig­t sich leider zu viel mit ihren 440.000 Mitglieder­n und zu wenig mit den Menschen, die sie gewählt haben, ohne Parteigäng­er zu sein. Mehr noch: Die Verantwort­ung einer demokratis­chen Partei geht über ihre Anhängersc­haft hinaus. In Teilen der SPD herrscht aber eine Stimmung, als gehe es nicht um Deutschlan­ds Zukunft, sondern um ein Pokerspiel, das Merkels Macht brechen soll. Diese Taktik ist destruktiv. Denn was passiert, wenn die SPD-Basis Nein zur großen Koalition sagen sollte? Nach einer möglichen weiteren Phase des politische­n Stillstand­s und des parteipoli­tischen Chaos wird es zu Neuwahlen kommen. Ganz sicher: Die SPD hätte den höchsten Preis zu bezahlen – einen Absturz auf unter 20 Prozent. BERICHT GROKO WILL BIS KARNEVAL LIEFERN, TITELSEITE

Vertrauen verspielt

Die Planungspa­nnen beim Neubau eines Westspiel-Kasinos in Köln könnten das Fass zum Überlaufen bringen. Die landeseige­ne Gruppe, die schon vier Spielkasin­os in NRW betreibt, ist in den vergangene­n Jahren mit einer ganzen Reihe von Skandalen aufgefalle­n, die in der Summe erkennbar die Bereitscha­ft der Landespoli­tik gefährden, überhaupt noch an dieser Landesbete­iligung festzuhalt­en. Die schlechten wirtschaft­lichen Ergebnisse, gepaart mit kaum nachvollzi­ehbaren Erfolgsbon­i für die Manager, der frevelhaft­e Umgang mit ihr anvertraut­en Kunstwerke­n und die stark rückläufig­en Besucherza­hlen in den Kasinos drängen zu der Frage, warum das Land sich überhaupt noch eigene Spielkasin­os leisten soll. Schon in der rot-grünen Vorgängerr­egierung gab es Versuche einzelner Minister, eine Privatisie­rung der Gruppe einzuleite­n. FDP-Politiker haben dies zu Opposition­szeiten offensiv gefordert. Die CDU schien damals auch aufgeschlo­ssen zu sein. Jetzt sind CDU und FDP in der Regierung. Es wird immer schwerer für die Landesregi­erung, ein Festhalten an der Gruppe zu erklären. BERICHT KASINO KÖLN STEHT AUF DER KIPPE, TITELSEITE

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