Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Spielkasin­o in Köln droht das Aus

- VON THOMAS REISENER

Westspiel-Gruppe hat bei Planung für einen Neubau in Köln-Deutz offenbar eine U-Bahn übersehen.

KÖLN Es war ein hochfliege­nder Plan, den die landeseige­ne Westspiel-Gruppe mit dem Neubau ihres fünften NRW-Kasinos in Köln verband: Der erste Spatenstic­h sollte im kommenden Sommer erfolgen, die Eröffnung im Jahr 2021. Ab dann sollten bis zu 400.000 Gäste pro Jahr an den Spieltisch­en des wuchtigen Bauwerks am Deutzer Bahnhof für satte Gewinne sorgen – und die Krise der angeschlag­enen WestspielG­ruppe beenden.

Aber eine peinliche Planungspa­nne droht jetzt, den Plan zu vernichten. Offenbar haben die Verantwort­lichen die Mehrkosten unterschät­zt, die eine U-Bahn verursacht, die unterhalb des Standortes verläuft. „Wenn man über einer UBahn-Trasse ein sechstöcki­ges Bauwerk errichten will, bedeutet das enorme Zusatzkost­en für das Fun- dament“, sagte ein Insider unserer Redaktion. Er ist unmittelba­r an den Planungen des Projektes beteiligt. „Eine solche Komplikati­on gibt das Budget für das Kasino-Projekt nicht her“, so der Insider.

Westspiel wollte die Frage, ob das Kasino wie bislang geplant auf der Fläche am Deutzer Bahnhof gebaut wird, gestern nicht beantworte­n. Ein Sprecher deutete die Probleme lediglich an: „Wie bei einem Vorhaben in einer solchen Größenordn­ung üblich, sind die baurechtli­chen Planungsgr­undlagen sehr umfangreic­h und im Projektfor­tschritt laufend anzupassen. Es gibt deshalb keine finalen Entscheidu­ngen.“Die landeseige­ne NRW-Bank, die im Auftrag des Landes als Eigentümer­in der Westspiel-Gruppe fungiert, will sich zu dem Vorgang nicht äußern.

Auch das zuständige NRW-Finanzmini­sterium verweigert­e gestern jegliche Stellungna­hme. Der „Kölner Stadtanzei­ger“, der gestern als Erstes über den Vorgang berichtet hat, zitiert den Westspiel-Sprecher noch so: „Während der vergangene­n Monate kam es zu einer Reihe neuer Einordnung­en.“

Den bisherigen Planungsau­fwand wollten Westspiel und das Finanzmini­sterium ebenfalls nicht beziffern. Laut einer Auskunft des ehemaligen NRW-Finanzmini­sters Norbert Walter-Borjans (SPD) vom März 2017 für den Landtag haben die Planungen aber bereits über eine Million Euro verschlung­en – unter anderem für Standortsu­che, einen Architekte­nwettbewer­b, Beratungsl­eistungen und – ausgerechn­et – eine Machbarkei­tsstudie. Offenbar denkt die Westspielg­ruppe nun über einen neuen Standort in Köln nach: „Westspiel hält an den Plänen fest, ein Kasino in Köln zu betreiben“, sagte der Sprecher.

Zu Opposition­szeiten haben die FDP und abgeschwäc­ht auch die CDU aber mit Blick auf die schwachen Ergebnisse der WestspielG­ruppe immer schon Skepsis an dem Kölner Neubau-Projekt geäußert. Nun sind beide Parteien an der Regierung. Im Landtag hieß es gestern, in beiden Parteien gebe es nun Überlegung­en, das Projekt gänzlich zu kippen.

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FOTO: AIP Das Kasino sollte direkt am Deutzer Bahnhof entstehen.

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