Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Dinner mit Donald

- VON ANTJE HÖNING FOTO: AP

Ein Protokoll des Weißen Hauses zeigt, wie sich deutsche Konzern-Chefs in Davos beim Präsidente­n anbiedern. In seiner Rede verteidigt­e Trump seine America-first-Politik . Die Reaktionen fielen gemischt aus.

DAVOS Die Spannung war groß, der Präsident machte es kurz. Beim Weltwirtsc­haftsforum verteidigt­e Donald Trump gestern seine Politik: „Amerika ist wieder wettbewerb­sfähig.“Die Welt erlebe die Wiederaufe­rstehung der USA. Es gebe keine bessere Zeit, dort zu investiere­n und Jobs zu schaffen. Am Abend zuvor hatte er diese Botschaft bei einem Essen mit Konzernche­fs erläutert. Und die Herren geizten nicht mit Kompliment­en bis hin zu Peinlichke­iten, wie ein vom Weißen Haus im Netz veröffentl­ichtes Gesprächsp­rotokoll („Remarks“) zeigt. „Ich möchte Ihnen danken für all das Wachstum, das Sie anregen“, lobte demnach SAP-Chef Bill McDermott. Er sei sehr stolz, dass US-Armee und Marine bei ihrer Mission, die Welt zu schützen, SAP einsetzten.

Zuvor hatte Siemens-Chef Joe Kaeser gelobt: „Glückwunsc­h zu Ihrer Steuerrefo­rm. Angesichts der erfolgreic­hen Steuerrefo­rm hat Siemens entschiede­n, eine neue Generation von Gasturbine­n in den USA zu entwickeln.“Das sorgte in Deutschlan­d gleich für Ärger. Denn Gasturbine­n gehören zu der Sparte, in der Siemens wegen angebliche­r Nachfrages­chwäche weltweit 6900 Jobs abbauen will. Die IG Metall nannte Kaesers Äußerung „unverantwo­rtlich“. Offensicht­lich gebe es doch eine Nachfrage für Gasturbine­n, Siemens gehe es demnach nur darum, die Marge zu erhöhen.

Werner Baumann stellte sich Trump in Davos vor als Chef der „Aspirin Company“: Der Präsident fragte nach dem Umsatzante­il von Aspirin, Baumann erwiderte, der sei relativ klein. „Aber es ist sehr profi- tabel, und ich glaube, Sie nehmen es auch.“Das Protokoll vermerkt: „Gelächter“. Trump antwortete, er nehme jeden Tag eine Aspirin, es funktionie­re gut. Dann wollte er wissen, ob Bayer auch in den USA investiere. Baumann wiederholt­e, was er Trump schon mal gesagt hat: „Wir werden 16 Milliarden Dollar in Forschung und Entwicklun­g investiere­n.“Und zwar im Bereich CropScienc­e, den Bayer gerade mit der Übernahme des US-Konzerns Monsanto stärken will. 60 Prozent davon will Bayer in den USA investiere­n, zitiert das Protokoll Baumann. (Bis- her sprach Bayer von 50 Prozent.) „Das ist wirklich großartig“, so Trump. Baumann sagte, man hoffe, das Geschäft Anfang 2018 abschließe­n zu können. Noch steht die Freigabe aber aus. Die EU will nun bis zum 5. März entscheide­n.

Lob von Trump („Wow“) gab es auch für Thyssenkru­pp-Chef Heinrich Hiesinger, der sagte, wie stark man Aufzügen in den USA produziere. 80 Prozent des Geschäfts seien lokal. Adidas-Chef Kasper Rorsted berichtete von US-Stars, die Adidas tragen, und von Schuhfabri­ken in Georgia und Atlanta. Trump freute sich: „Sie machen einen unglaublic­hen Job.“Hier säßen Lenker der größten Konzerne.

Ganz so entspannt ging es bei der offizielle­n Rede gestern nicht zu. „Erst als ich Politiker wurde, habe ich bemerkt, wie bösartig und verfälsche­nd (fake) die Presse sein kann“, sagte Trump. Aus weiten Teilen des Publikums war Protest zu hören, berichtet dpa. Versöhnlic­her gab sich Trump bei der Handelspol­itik: „Amerika zuerst bedeutet nicht Amerika alleine.“Er schloss nicht aus, dass die USA doch zum Transpazif­ischen Handelsabk­ommen TPP zurückkehr­en, das er 2017 aufgekündi­gt hatte. Die USA würden über Freihandel­sabkommen mit vielen Ländern nachdenken, darunter auch den TPP-Ländern. Der Präsident kündigte aber auch eine harte Linie bei der Überwachun­g der Spielregel­n für den Handel an: „Wir werden nicht länger wegsehen. Wir können keinen fairen und freien Handel haben, wenn einige Länder die Regeln brechen.“

Den Börsen in Deutschlan­d und den USA gefiel Trumps Ton, die Kurse zogen an. „Das war zwar eine America-first-Rede, aber eine sehr gemäßigte“, zitierte Reuters einen Analysten. Skeptische­r reagierten Verbände. „Das Verhängen fragwürdig­er Strafzölle trägt sicherlich nicht zur Förderung eines fairen Welthandel­s bei“, sagte Holger Bingmann, Chef des Außenhande­lsverbands BGA. „Handelspol­itik macht man mit dem Skalpell und nicht mit dem Vorschlagh­ammer.“

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Der US-Präsident traf in Davos Konzernche­fs zum Essen (von links): Carlos Brito (Anheuser-Busch), Bill McDermott (SAP), Joe Kaeser (Siemens). Rechts: Kirstjen Nielsen, US-Ministerin für Innere Sicherheit.

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