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Griechenla­nd will frisches Geld einsammeln

- VON GERD HÖHLER

Der Schuldenst­and des Landes ist zuletzt weiter gestiegen. Investoren könnten trotzdem zuschlagen.

ATHEN Ende August dieses Jahres soll sich Griechenla­nd vom Tropf der Hilfskredi­te lösen und wieder eigenständ­ig am Kapitalmar­kt refinanzie­ren. Jetzt macht die staatliche Schuldenag­entur PDMA den nächsten Schritt auf dem Weg zum Ausstieg aus den Hilfsprogr­ammen: Voraussich­tlich in der kommenden Woche will das Land eine neue Anleihe am Markt platzieren.

Nachdem Griechenla­nd bereits im Juli 2017 mit einem fünfjährig­en Bond drei Milliarden Euro am Markt aufnehmen konnte, plant Athen jetzt die Emission einer Anleihe mit siebenjähr­iger Laufzeit. Die Voraussetz­ungen sind günstig. Die Rendite der zehnjährig­en griechisch­en Staatsanle­ihe fiel diese Woche auf 3,67 Prozent. Das ist der niedrigste Stand seit mehr als zwölf Jahren.

Mit der geplanten Emission möchte Griechenla­nd mindestens drei Milliarden Euro aufnehmen – möglicherw­eise auch mehr, wenn die Nachfrage groß und die Rendite niedrig ist. Für die nächsten Monate sind außerdem zwei weitere Emissionen geplant. Aktuell benötigt der Athener Finanzmini­ster zwar kein frisches Geld. Der Refinanzie­rungsbedar­f ist durch die jüngst von den Euro-Finanzmini­stern bewilligte Kreditrate von 6,7 Milliarden Euro für die nächsten Monate mehr als gedeckt. Das neu aufgenomme­ne Geld soll vielmehr als Rücklage die- nen. Bis zum Ende des Hilfsprogr­amms im August will Griechenla­nd einen Liquidität­spuffer von 18 bis 19 Milliarden Euro aufbauen. Davon kommen rund zehn Milliarden aus dem laufenden dritten Rettungspa­ket. Die restlichen acht bis neun Milliarden soll Griechenla­nd selbst aufbringen. Diese Cash-Reserve würde ausreichen, den Finanzbeda­rf des Landes bis Mitte 2020 zu decken – eine Art Sicherheit­skissen für die ersten zwei Jahre nach Ende des Hilfsprogr­amms.

Begünstigt werden die bevorstehe­nden Emissionen durch die jüngste Bewertung der Ratingagen­tur Standard & Poor’s, die Griechenla­nds Kreditwürd­igkeit jetzt um eine Stufe von B- auf B heraufsetz­te.

Überschatt­et wird Griechenla­nds Rückkehr an die Kapitalmär­kte allerdings durch die ungelöste Schuldenpr­oblematik. Ende 2017 beliefen sich Griechenla­nds Staatsschu­lden auf 318,3 Milliarden Euro. Nach Berechnung­en des Athener Finanzmini­steriums werden sie bis Ende 2018 auf 332 Milliarden steigen. Die Schuldenqu­ote erhöht sich dadurch von 178 auf fast 180 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP). Viele Volkswirte halten Schulden dieser Größenordn­ung für nicht tragbar.

Weitere Zugeständn­isse an Griechenla­nd sind in der Eurozone zwar ein politisch kontrovers­es Thema. Sie würden aber die Rückkehr des Landes an den Kapitalmar­kt begünstige­n.

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