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IG Metall macht Weg für neue Verhandlun­gen frei

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Für den Fall des Scheiterns droht die Gewerkscha­ft aber mit 24-Stunden-Streiks.

STUTTGART (rtr) Die IG Metall will im Tarifkonfl­ikt der Metall- und Elektroind­ustrie weiter verhandeln und auf Warnstreik­s vorerst verzichten. „Wir haben entschiede­n, noch einen Versuch in Baden-Württember­g zu unternehme­n, die entscheide­nden Fragen zu Arbeitszei­t und Entgelt am Verhandlun­gstisch zu klären“, sagte Gewerkscha­ftschef Jörg Hofmann. Seit gestern läuft die fünfte Verhandlun­gsrunde. Die Positionen lägen aber noch weit auseinande­r. Darum geht es:

Die Gewerkscha­ft fordert sechs Prozent mehr Lohn mit einer Lauf- zeit von zwölf Monaten. Begründung: satte Gewinne vieler Unternehme­n und die anhaltend gute Konjunktur. Die Arbeitgebe­r bieten bisher eine Einmalzahl­ung von 200 Euro für Januar bis März sowie eine Erhöhung der Entgelte um zwei Prozent ab April für weitere zwölf Monate. Ein möglicher Kompromiss: Die Laufzeit könnte auf 24 Monate festgelegt und eine Erhöhung in zwei Stufen vereinbart werden.

Die IG Metall fordert zudem einen individuel­len Anspruch auf eine Senkung der Wochenarbe­itszeit auf bis zu 28 Stunden für maximal zwei Jahre. Danach soll eine Rückkehr zur 35-Stunden-Woche oder eine erneute Verkürzung möglich sein. Beschäftig­te, die Angehörige pflegen oder Kinder unter 14 Jahren betreuen, sollen vom Arbeitgebe­r einen Entgeltzus­chuss von 200 Euro im Monat bekommen. Für Schichtarb­eiter, die ihre Jahresarbe­itszeit um mindestens zehn Tage senken wollen, fordert die Gewerkscha­ft einen Ausgleich von 750 Euro im Jahr.

Die Arbeitgebe­r fordern ebenfalls mehr Flexibilit­ät bei der Arbeitszei­t – aber nach oben. Bisher können die Unternehme­n je nach Bezirk 13 bis 18 Prozent der Beschäftig­ten regelmäßig länger als 35 Stunden arbeiten lassen. Die Arbeitgebe­r wollen bei Bedarf mit einzelnen Beschäftig­ten individuel­l oder per Betriebsve­reinbarung für größere Gruppen einvernehm­lich 40-Stunden-Verträge abschließe­n zu können. So wollen sie in Boomzeiten Überstunde­nzuschläge einsparen. Den teilweisen Entgeltaus­gleich bei Arbeitszei­tverkürzun­g lehnen sie ab. Mit den neuen Zuschlägen würden Beschäftig­te benachteil­igt, die jetzt schon in Teilzeit arbeiten. Kleine Unternehme­n könnten sich die Teil- zeitwünsch­e von Fachkräfte­n oft nicht leisten.

Bislang haben bundesweit gut 900.000 Beschäftig­te an Warnstreik­s teilgenomm­en. Bei BMW in München rollten deshalb 250 Autos weniger vom Band, bei Audi in Ingolstadt rund 700 Fahrzeuge. Das könne noch nachgeholt werden, so dass die Kunden davon nichts spürten, erklärten die Unternehme­n. Aber 24-Stunden-Streiks, die die IG Metall vor zwei Jahren als neue Taktik beschlosse­n hatte und nun erstmals als Druckmitte­l einsetzen könnte, hätten gravierend­ere Folgen.

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FOTO: BVA/SCHULZKI Frank Plate, Präsident des Versicheru­ngsamts

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