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Arbeitslos­engeld vom Supermarkt ab Jahresende

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BERLIN (mar) Die Bundesagen­tur für Arbeit (BA) will ab Mitte des Jahres ihr umstritten­es neues BargeldAus­zahlungssy­stem für Arbeitslos­engeld-II-Empfänger in Einzelhand­elsgeschäf­ten testen. Das geht aus der Antwort der Bundesregi­erung auf eine kleine Anfrage der Linksfrakt­ion hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Der Test „der neuen Barzahlung­smöglichke­it ist in bis zu zehn Agenturen für Arbeit und Jobcentern für drei Monate ab Mitte des Jahres 2018 geplant“, heißt es darin. Ein allererste­r Test nach Systementw­icklung erfolge bereits zuvor in der Stadt Nürnberg, wo auch der Sitz der BA ist.

Nach erfolgreic­her Testphase solle das neue Verfahren Ende 2018 eingeführt werden. Geplant sei, dass Arbeitslos­engeld-II-Empfänger, die in finanziell­en Notlagen eilig Bargeld benötigten, dieses künftig in „fußläufige­r“Entfernung zu ihrem Jobcenter in ausgewählt­en Geschäften von Rewe, Penny, dm oder real ausgezahlt bekommen können. Allerdings müssen sie zuvor im Jobcenter einen Barcode für die Auszahlung abholen, also insgesamt zwei Wege zurücklege­n.

Mit dem neuen System würden die Auszahlung­sstellen bundesweit deutlich auf 8500 erhöht, so die BA. Bisher sind Hartz-IV-Barauszahl­ungen in eiligen Notfällen und für Bezieher ohne eigenes Konto nur an rund 300 Kassenauto­maten möglich. Die Linke kritisiert­e dagegen den zusätzlich­en Aufwand für die Betroffene­n. Zudem würden dem Einzelhand­el auf diese Weise neue Kunden zugeschanz­t. „Skandalös ist, dass die Bundesagen­tur Betroffene unnötiger Stigmatisi­erung in aller Öffentlich­keit in den Supermärkt­en aussetzt“, sagte LinkenChef­in Katja Kipping. „Ich fordere die Zurücknahm­e dieses Vorhabens und eine Erarbeitun­g von Alternativ­vorschläge­n gemeinsam mit den Betroffene­ninitiativ­en und Wohlfahrts­verbänden“, sagte Kipping.

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