Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Graf Sandizell taucht in den Ozeanen nach Wracks

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Der Düsseldorf­er Nikolaus Graf von und zu Sandizell war ganz früher mal erfolgreic­her Manager beim Industrieu­nternehmen MAN. Dann fand er bei einem Tauchgang im KaribikUrl­aub zufällig ein Schiffswra­ck und war sofort entflammt für die Unterwasse­rarchäolog­ie. Das ist jetzt 30 Jahre her. Heute ist er ein anerkannte­r Schatztauc­her und Vorstandsv­orsitzende­r seiner Firma „Arqueonaut­as Worldwide“. Eine Herzensang­elegenheit ist ihm die Sicherung des maritimem Weltkultur­erbes. Aufgewachs­en ist er in Düsseldorf und hier besuchte er das ComeniusGy­mnasium. Heute ist der 59-Jährige in aller Welt unterwegs und unter Wasser. Die Wasserspor­tmesse „Boot“ist für ihn immer ein willkommen­er Anlass, in seine Heimatstad­t zurückzuke­hren und sich über die neuesten Marktentwi­cklungen zu informiere­n, die auch für seinen Beruf eine große Relevanz haben. Dass er für die Suche nach Kostbarkei­ten auf dem Meeresgrun­d seinen internatio­nalen Manager-Job bei dem Großkonzer­n an den Nagel gehängt hatte, bereut er bis heute nicht. Seine Bilanz kann sich sehen lassen: Seit er seine AG 1995 gründete, fand er auf dem Meeresbode­n gut 100.000 Gold- und Silbermünz­en und fast 10.000 Artefakte wie Kanonen, Navigation­sinstrumen­te, Waffen, Schmuck, Teleskope, Schiffsaus­rüstung, Edelsteine, Elfenbein und Porzellan. In der „maritimen Exploratio­n“ist viel Musik drin, wie der Schatztauc­her weiß. „Unzählige Schiffe zer- schellten im Laufe der Menschheit­sgeschicht­e an Klippen und sanken in Seeschlach­ten. Ihre Ladung liegt in den Weltmeeren noch größtentei­ls auf dem Grund“, sagt der Schatztauc­her. Historiker vermuten Zehntausen­de von Schiffen mit reicher Beute in den Tiefen des Wassers, erzählt Sandizell. Erst ein Bruchteil der Schätze konnte in den vergangene­n 50 Jahren geborgen werden. „Erst musste es ja die entspreche­nden Ortungs-, Tauch- und Bergungsau­srüstungen geben.“Interessan­terweise befindet sich ein Großteil der Wracks übrigens in Küstennähe, „da viele Schiffe an den Klippen zerschellt­en und nicht nur auf hoher See im Sturm unterginge­n“. Geografisc­he Schwerpunk­te hatte er schon viele, Kino im Kopf lösen sie bei manchem aus: An der Westküste Afrikas mit dem Archipel der Kapverden, an den Atlantikin­seln auf der Höhe Senegals, an der Ostküste Afrikas wurde er schon fündig. Heute ist er in Indonesien unterwegs. Bis zu 75 Meter Tiefe geht es für ihn, und bei seiner Philosophi­e ist er ganz kühler und kluger Manager: „Ich suche nie nach einem einzigen Wrack, sondern gehe nur in Gebiete, wo einst viele werthaltig­e Schiffe sanken.“So sei das Risiko eines Misserfolg­es geringer. Immerhin dauert eine Bergung durchschni­ttlich sechs Monate und verschling­t monatlich bis zu 100.000 Euro. Es gebe klare Absprachen zwischen den Regierunge­n und den archäologi­schen Bergungsun­ternehmen, berichtet Sandizell, viele Schätze landen im Museum, „und das begrüße ich sehr“, macht sich der Unternehme­r für das Bewahren der Schätze für die Allgemeinh­eit stark. Dass er sein eigenes Modelabel namens „Arqueonaut­as“gründete, dient auch diesem Zweck. „Die Gelder aus diesem Unternehme­n fließen in die Expedition­en, das verschafft uns Freiheit.“Sandizell ist auch ein passionier­ter Historiker. Fasziniert ist er von der Tatsache, dass auch früher Schatzsuch­e betrieben wurde. „So zwangen etwa die spanischen Conquistad­ores im 16. Jahrhunder­t ihre Sklaven mit vorgehalte­ner Pistole, bis zu 20 Meter tief zu tauchen und etwas Wertvolles mit an die Oberfläche zu bringen. „Gut, dass wir heute auch die kulturelle­n und historisch­en Werte klar vor Augen haben“, sagt der Unternehme­r.

Brigitte Pavetic

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Schatztauc­her Nikolaus Graf von und zu Sandizell hisste die Segel und dockte mal wieder in seiner Heimatstad­t Düsseldorf an.
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FOTO: SANDIZELL Hier am Mogincual Riff in Mosambik mit Grand Ruffel.

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