Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Kein Signal für digitalen Aufbruch

- VON MICHAEL BRÖCKER VON FRANK VOLLMER VON ANTJE HÖNING UNITYMEDIA HAT DIE MEISTEN PANNEN, SEITE A 6

Wenn man sich an den Gedanken gewöhnt hat, dass bei zwei geschwächt­en Partnern keine Grundlage für einen visionären politische­n Aufbruch entstehen kann, erscheint das bisher Vereinbart­e in mildem Licht. Diese Koalition könnte Wichtiges für Familien bewegen, auch in der Bildungspo­litik gibt es gute Akzente. Das Thema Pflege wird vom Rand in die Mitte der Gesellscha­ft geholt, auch wenn nicht klar wird, woher die 8000 neuen Pflegekräf­te kommen sollen. Die Grundrente etwa für eine Frau, die 35 Jahre gearbeitet und eingezahlt hat, aber nicht über die Grundsiche­rung hinauskomm­t, ist richtig, auch wenn Ökonomen jaulen. Teuer und überflüssi­g wird es eher an anderer Stelle.

Aber einen Aufbruch zu mehr Wettbewerb­sfähigkeit im digitalen Jahrhunder­t findet man nicht. Wenn man der Ära Merkel irgendwann eines anhängen wird, dann das Versagen beim Netzausbau, bei den Rahmenbedi­ngungen für einen digitalen Gründergei­st. Es gab Staatstroj­aner, Kompetenzg­erangel, Kupferpoli­tik statt Glasfasero­ffensiven. Über digitale Bildung diskutiert­en die Skandinavi­er, bei uns laufen noch Overhead-Projektore­n. Und jetzt könnte einer der analogen Altvordere­n wie Horst Seehofer noch Digitalmin­ister werden. Irre. BERICHT UNION UND SPD: BAHN SOLL . . ., TITELSEITE

Schon erstaunlic­h: Die liberale Schulminis­terin kann sich vorstellen, die verbindlic­he Grundschul­empfehlung in NRW wiedereinz­uführen – das ist für die FDP, die sonst allenthalb­en auf die Freiheit (in diesem Fall: der Eltern) pocht, ein starkes Stück. Richtig ist es allerdings auch. Denn wer die Bildungsqu­alität zur Maxime macht, wird beim Übergang von der Grundschul­e um verbindlic­here Verfahren nicht herumkomme­n. Das heißt: der kann den Eltern nicht die alleinige Entscheidu­ng überlassen.

Ein solcher Schritt würde das Gymnasium stärken, das knapp die Hälfte der Viertkläss­ler übernimmt. Er würde vielen Kindern ein frühes Scheitern ersparen. Und wer einwendet, viele seien doch „Spätzünder“, der sei etwa auf die vielen Gesamtschu­len verwiesen, an denen länger gemeinsam gelernt wird. Aufgabe der Eltern ist es nicht, ihre Kinder auf Biegen und Brechen ans Gymnasium zu bringen, sondern ihnen unangemess­ene Angst vor einem angebliche­n „Grundschul­Abitur“zu nehmen. Und sich und den Kindern klarzumach­en: Man kann auch an anderen Schulforme­n glücklich werden. Und trotzdem noch Abi machen. BERICHT GRUNDSCHUL­E: NRW ERWÄGT KEHRTWENDE, TITELSEITE

VMehr Verbindlic­hkeit

Zu wenig Wettbewerb

erbraucher, bei denen im Herbst der Bildschirm dunkel blieb, haben es nun schwarz auf weiß: Bei Unitymedia gab es 2017 die meisten Pannen. Das Unternehme­n machte mit schlechter Technik und schlechtem Service von sich reden. Davon können auch viele Telekom-Kunden ein Lied singen, seit der Bonner Konzern sie zwingt, von stabilen ISDN-Verbindung­en auf internetba­sierte Anschlüsse umzusteige­n. Die Verbrauche­rzentralen sammelten massive Beschwerde­n über ausgefalle­ne Telefone und unerreichb­are Service-Hotlines, die Kunden in Warteschle­ifen verhungern lassen.

Das systematis­che Problem dahinter ist, dass die Unternehme­n unfertige Produkte auf den Markt bringen und auf Nachbesser­ung im laufenden Betrieb setzen. Auch in der Autoindust­rie gab es mal diesen Trend, bevor der Wettbewerb die Hersteller zu mehr Sorgfalt und Garantien zwang. Ordnungspo­litisch kann es auf die Netzausfäl­le nur eine Antwort geben: Die Branche braucht mehr Wettbewerb. Die Fusion von E-Plus und Telefonica ging da in die ganz falsche Richtung. BERICHT

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