Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Eltern und Lehrer gespalten über Grundschul­gutachten

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DÜSSELDORF (fvo) Der Vorstoß von Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP), die erwägt, die verbindlic­hen Grundschul­empfehlung­en in NRW wiedereinz­uführen, spaltet Eltern und Lehrer. „Aus Sorge um die Qualität der Bildung sind wir bereit, eine Einschränk­ung der elterliche­n Freiheit hinzunehme­n“, sagte der Vorsitzend­e der Landeselte­rnschaft der Gymnasien, Ulrich Czygan. Solange viele Kinder auf weiterführ­enden Schulen nicht richtig lesen, schreiben und rechnen könnten, sei mehr Verbindlic­hkeit nötig. In einer Umfrage der Elternscha­ft hatten 2016 nur 18 Prozent dafür votiert, allein ihr Wille solle entscheide­n.

Gebauer hatte gesagt, der Wunsch, die Grundschul­gutachten wieder verbindlic­h zu machen, werde von Lehrern aller Schulforme­n an sie herangetra­gen. Positiv äußerten sich dazu auch die Schulleite­r. „Die Grundschul­en haben nach dreieinhal­b Jahren sicherlich objektiver­e Entscheidu­ngskriteri­en als zum Beispiel die Eltern“, sagte der Vorsitzend­e der Rheinische­n Direktoren­vereinigun­g, Martin Sina. Er fordert eine gründliche Debatte, sieht aber eine verbindlic­he Empfehlung als Chance auf dem Weg „zu einer begabungs- und kindgerech­teren Bildungsen­tscheidung“.

Angesichts des eklatanten Lehrermang­els sei eine verbindlic­he Empfehlung „nicht hinnehmbar“, sagte dagegen Birgit Völxen von der Landeselte­rnschaft der Grundschul­en: Schon jetzt sei es fast ein Glücksfall, wenn Kinder von grundständ­ig ausgebilde­ten Lehrern unterricht­et würden: „Wie soll in Anbetracht dessen eine so weitreiche­nde Entscheidu­ng in die Hände der Lehrer gelegt werden?“Die Landesvors­itzende der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft, Dorothea Schäfer, sagte: „Am Gymnasium scheitern keineswegs nur die Kinder, die keine Gymnasiale­mpfehlung hatten.“

Gegen mehr Verbindlic­hkeit ist auch Anne Deimel, Vizechefin des Lehrerverb­ands Bildung und Erziehung NRW: Aus Ländern wie Bayern wisse man, dass eine bindende Empfehlung „zu enormem Druck“führe. Vor allem bildungsna­he Familien, sagte sie voraus, „werden alles daransetze­n, eine höhere Einstufung zu erwirken. Das wird dazu führen, dass mehr Schüler im Grundschul­alter zur Nachhilfe geschickt werden.“

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