Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Politik bedauert Wagener-Rückzug

- VON JENS VOSS

SPD und CDU sehen darin keine Vorentsche­idung für das Kesselhaus. Jürgen Hengst (SPD) nimmt Dezernent Linne in Schutz; CDU-Ratsherr Wettingfel­d hofft, dass von dem Rückzug keine negativen Signale an andere Investoren ausgehen.

Der Rückzug des Krefelder Unternehme­rs Gerald Wagener von seinen Theaterpla­tz-Plänen hat die Politik überrascht. Jürgen Wettingfel­d, planungspo­litischer Sprecher der CDU-Fraktion, macht indirekt die Verwaltung für Wageners Rückzug verantwort­lich. Sein SPD-Kollege Jürgen Hengst nimmt hingegen Planungsde­zernent Martin Linne vor dem Vorwurf in Schutz, er habe Wageners Rückzug zu verantwort­en. Wettingfel­d hofft, dass Wageners Absage kein schlechtes Licht auf Krefeld wirft. „Man muss mit Investoren ordentlich umgehen, und das tun wir auch. Die Gespräche von Gerald Wagener mit der Politik waren immer konstrukti­v; und sie sind immer vertraulic­h geblieben. Leider haben sich Fronten zwischen der Verwaltung und Herrn Wagener verhärtet. Das ist immer schlecht. Hoffentlic­h gehen davon keine negativen Signale an andere Investoren aus – nach dem Motto: In Krefeld kannst du mit der Politik reden, aber nicht mit der Verwaltung.“

Insbesonde­re das Verhältnis von Wagener und Planungsde­zernent Martin Linne galt als belastet. Hengst glaubt nicht daran, dass hier der ausschlagg­ebende Grund lag: „Auch Herr Wagener weiß, dass nicht Martin Linne, sondern der Rat über die Zukunft des Seidenwebe­rhauses entscheide­t.“Hengst glaubt, dass ein Verkauf einer städtische­n Liegenscha­ft an Wagener nicht so schnell und reibungslo­s hätte erfolgen können, wie Wagener das gefordert hat. „Herr Wagener hat immer gesagt, dass es nur ein schmales Zeitfenste­r für dieses Projekt gibt. Das hat sich offenbar geschlosse­n, als sich abzeichnet­e, dass es nicht so schnell gehen kann, wie von Wagener gewünscht.“Aus betriebswi­rtschaftli­cher Sicht sei diese Entscheidu­ng nachvollzi­ehbar, betonte Hengst.

Wie am Samstag berichtet, hat Wagener sein Angebot, auf dem Theaterpla­tz einen kombiniert­en Hotel- und Kongressko­mplex zu bauen zurückgezo­gen. Hauptgrund war wohl, dass sich seine Co-Investoren zurückgezo­gen haben, weil sie das Vertrauen in die Unterstütz­ung in Krefeld für ihr Vorhaben verloren haben. Insbesonde­re der Zwang zur Teilnahme an einer europäisch­en Ausschreib­ung war ein K.O.-Kriteri- um für Wagener. Er war überzeugt, dass die Stadt mit ihm auch ohne Ausschreib­ung ins Geschäft hätte kommen können. Sowohl Planungsde­zernent Martin Linne als auch Stadtdirek­torin Beate Zielke hatten hingegen die Position vertreten, dass es eine Pflicht zur Ausschreib­ung gibt.

Wettingfel­d zeigte sich nicht so überzeugt davon und sah diese Frage durchaus offen. „Das ist ein schwierige­s juristisch­es Problem. Ob man es auch ohne Ausschreib­ung hinbekomme­n hätte, kann ich nicht beurteilen. Das hätte uns die Verwaltung erläutern müssen.“

Wettingfel­d bedauert Wageners Rückzug sehr und lobte den Unternehme­r. „Er hat sich immer flexibel gezeigt und ist uns entgegenge­kommen. So hat er uns angeboten, dass der Komplex nach einer gewissen Anzahl von Jahren ins Eigentum der Stadt übergeht.“Das sei bei der Variante Kesselhaus anders: „Da wäre die Stadt Mieter, und zum Ende eines Mietvertra­ges hätte man neu verhandeln müssen, mit allen Unwägbarke­iten, die damit zusammenhä­ngen.“Wagener habe sich auch bei der Gestaltung seines Entwurfs flexibel gezeigt. In der Debatte ist zum Beispiel kritisch angemerkt worden, dass nicht bekannt sei, wie die Fassade zur St-AntonStraß­e hin aussehen soll. Wagener hatte dazu stets gesagt, das hätte er mit der Stadt gemeinsam entwickelt, und Wettingfel­d traut dieser Zusage: „Dieser Neubau wäre doch für Wagener ein Invest gewesen; klar hätte er seine Pläne geändert; er wollte bauen.“

Wettingfel­d betonte, dass Wageners Rückzug keine Vorentsche­idung für das Kesselhaus bedeutet. „Die Stadtgesel­lschaft ist gespalten. Eine Hälfte sagt, dass wir etwas für die City erreichen müssen, und plädiert für einen Neuanfang auf dem Theaterpla­tz.“

Aus Wettingfel­ds Sicht gibt es nach wie vor offene Fragen über das betriebswi­rtschaftli­che Konzept rund ums Kesselhaus. „Dort müssten sechs bis sieben unterschie­dliche Räume bespielt werden. Wer macht das? Wer kann das? Gibt es dafür wirklich einen Markt? Auf diese Fragen haben wir noch keine Antworten“, sagt Wettingfel­d.

 ?? RP-ARCHIV: MARK MOCNIK ?? Der Krefelder Unternehme­r Gerald Wagener.
RP-ARCHIV: MARK MOCNIK Der Krefelder Unternehme­r Gerald Wagener.

Newspapers in German

Newspapers from Germany