Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Mit 11 km/h durch die Stadt

- VON RALPH KOHKEMPER

Unser Autor fährt jeden Nachmittag mit dem Auto von Wersten nach Flingern – das dauert. Ein Erfahrungs­bericht.

WERSTEN/FLINGERN Stau – schon wieder. Doch ein Mal am Tag muss ich da durch. Zu den Stoßzeiten, aber es gibt keine Alternativ­e. In einer perfekten Welt ist die Kita fußläufig erreichbar. In einer fast perfekten Welt freut man sich über die Plätze in der Betriebski­ta. Die aber liegt in Flingern, wir wohnen in Wersten. Die Strecke ist theoretisc­h mit der Rheinbahn zu machen. Aber wenn man zwei kleine Kinder abholen muss, bleibt das Auto die erste Wahl. Ist einfach so.

Die Odyssee startet um kurz nach 15 Uhr. Dann ist das Werstener Kreuz schnell überwunden. Also stadteinwä­rts auf der Siegburger Straße. Wenn die Mitsubishi Elect- ric Halle in Sicht kommt, steht der Verkehr meist schon. Wer, wie ich, die Oberbilker Allee überqueren will, muss sich rechts einordnen. Diese rechte Spur ist natürlich voll, die linke, die Abbiegespu­r, manchmal verlockend leer. Zu verlockend für manche, die schön an der Schlange vorbeizieh­en, um sich vorne wieder reinzudrän­geln. Das geht mal gut, oft nicht. So, jetzt ist auch die linke Spur zu.

Nach Flingern führt der beste Weg dann über die Ronsdorfer Straße – auch wenn das Navi anderer Meinung ist. Das ist ein Erfahrungs­wert. Leider quert die Ronsdorfer Straße irgendwann den Höherweg. An der Kreuzung wird gefühlt ewig gebaut. Etwas weiter, vor und hinter der Eisenbahnb­rücke, war über Wochen eine Bauampel. Noch mehr Stau als üblich, denn an dieser Stelle wird es immer eng. Die Bahnunterf­ührung ist niedrig. Die Einschläge und Flicken an den gemauerten Bögen sind Zeugnis dafür, dass nicht jeder LkwFahrer dies auf Anhieb glauben wollte. Meistens erkennt der Lenker aber seinen Fehler rechtzeiti­g. Passt sein Gefährt noch unter der Brücke durch, braucht er mal kurz beide Spuren. Das kleinere Übel. Stress kommt bei allen auf, wenn ein 40Tonner rückwärts rausrangie­rt.

Auf der Rosmarinst­raße reiht sich Auto an Auto, derzeit zu jeder Zeit, fast bis zur Bruchstraß­e. Das wäre eigentlich mein Rückweg. Den nehme ich jetzt aber nicht. Mit den Kindern im Fond versuche ich es über die Flurstraße. Das Ergebnis ist das gleiche: Stillstand. Hier wollen alle nach links in die Kettwiger Straße. Für 400 Meter braucht es fast eine Viertelstu­nde. Der Kleine (2) macht die Augen zu. Ein anderes Mal fahre ich einfach rechts, biege in die Dorotheens­traße ein, in der Hoffnung, nach einem U-Turn wieder in der Zeit zu sein. Leider steht auch hier alles, und die nächste Wendemögli­chkeit ist weit weg. „Das war ja nicht so ein guter Plan, Papa“, kommentier­t der Mittlere (5) etwas altklug. Das weiß ich nun selbst. Also das nächste Mal sich doch in den Stau auf der Rosmarinst­raße stellen? Aber dann muss ich auch über die Markenstra­ße. Dort geht ab 16 Uhr nur wenig. Und seltsamerw­eise „parkt“dort in schöner Regelmäßig­keit jemand einfach auf der rechten Fahrspur. Doch der eingeschal­tete Warnblinke­r zeigt an: Der Jemand kommt wieder. Erst einmal blockiert der Rückstau aber die Kreuzung.

Irgendwann sieht man das Amtsund Landgerich­t, ist also auf der Werdener Straße. Der Kleine ist aufgewacht und sagt „Rot“, will mich aber nicht auf eine Ampel hinweisen, sondern meint die unzähligen Rücklichte­r vor uns. Bloß weg hier, weg von der B8. Wir quetschen uns durch bis zur Ellerstraß­e, biegen dort hinein. Kaum Verkehr, fast ein Schleichwe­g. Über die Kölner Straße bin ich bald wieder an der Mitsubishi-Halle. 1,2 Kilometer bis nach Hause. Doch jetzt kommt das finale Nadelöhr. Das Werstener Kreuz, nun in der Rushhour. Stopand-go. Oft schon weit vorher. In 15 Minuten ist die OGS aus, dann muss ich die Große abgeholt haben. Es sind nur ein paar hundert Meter. Nicht selten rufe ich an, teile mit, dass ich eigentlich schon ganz in der Nähe bin. Die Große wartet schon am Schultor. Nun schnell eingeladen und angeschnal­lt, andere Eltern, die mit dem Rad oder zu Fuß ihre Kinder abholen, gucken leicht indigniert. Ja, ja, ich bin mit dem Auto da. Dann über Wohnstraße­n nach Hause. Endlich geschafft, mit einer Durchschni­ttsgeschwi­ndigkeit von 11 km/h. Morgen wieder.

 ?? RP-FOTO: R. KOHKEMPER ?? Viel Zeit für andere Dinge: Auf der Rosmarinst­raße und auf der Ronsdorfer Straße sorgt derzeit eine Bauampel zusätzlich für lange Autoschlan­gen.
RP-FOTO: R. KOHKEMPER Viel Zeit für andere Dinge: Auf der Rosmarinst­raße und auf der Ronsdorfer Straße sorgt derzeit eine Bauampel zusätzlich für lange Autoschlan­gen.

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