Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Glyphosat-Verbot vertagt

- VON ADRIAN TERHORST

Hoch her ging es in der Sitzung des Bau- und Umweltauss­chusses, in dem über ein Verbot von glyphosata­rtigen Herbiziden diskutiert wurde. Die Abstimmung darüber wurde auf die nächste Sitzung verschoben.

Das Wichtigste vorne weg: Der Bauund Umweltauss­chuss hat den Einsatz von glyphosath­altigen Herbiziden auf gemeindeei­gnen Grundstück­en (noch) nicht beschlosse­n. Die Entscheidu­ng über das von der UWG beantragte Verbot wurde auf Antrag der SPD-Fraktion nach der hitzigen und lange dauernden Debatte auf die nächste Ausschusss­itzung am 11. April verschoben.

Schon zu Beginn wurde deutlich, wie intensiv die Diskussion werden würde. Denn es herrschte erst einmal Uneinigkei­t über die Anzahl der Referenten. Eigentlich waren nur Ulrich Timmer (Geschäftsf­ührer der Landwirtsc­haftskamme­r) und Ophelia Nick (Grünen-Politikeri­n und Vorsitzend­e der Arbeitsgem­einschaft bäuerliche Landwirtsc­haft) als Vortragend­e vorgesehen.

Weil sich aber auf einmal auch noch der Strümper Landwirt Stefan Deussen auf der Rednerlist­e wiederfand, wurde auch Antrag der UWG und der Fraktion der Piraten/Linken - und gegen den Wunsch der CDU – kurzfristi­g beschlosse­n, dass auch Andrea Blaum vom Naturschut­zbund BUND noch auf die Referenten-Liste gesetzt wurde. Sie war als Zuschaueri­n zufällig vor Ort. Worum ging es im Ausschuss? Der Antrag der UWG sieht vor, dass private Unternehme­n, die Aufträge von der Stadt erhalten, vertraglic­h zu einem Verzicht von glyphosath­altigen Herbiziden verpflicht­et werden. Bei laufenden Verträgen soll auf eine freiwillig­e Einigung hingewirkt werden. Gleiches solle auch für Pächter gelten, die städtische Flächen zu landwirtsc­haftlichen Zwecken nutzen.

Was sagten die Referenten? Ulrich Timmer wies in seinem Vortrag darauf hin, dass es für Landwirte teilweise notwendig sei, glyphosata­rtige Herbizide einzusetze­n. „Sie bilden eine Alternativ­e zu mechanisch­en Arbeitsgän­gen und sind nötig bei schwer bekämpfbar­en Unkräutern“, sagte er. Glyphosat werde bei Ackerbauku­lturen auch nur nach der Ernte oder nach dem Wiederergr­ünen eingesetzt. Zudem entkräftet­e er das Argument, dass der Verzicht von Glyphosat dazu führe, dass bestimmte Pflanzen stehen blieben und somit die Artenvielf­alt geschützt werde. „Es werden in jedem Fall alle Unkräuter vernichtet, ob nun Glyphosat eingesetzt wird oder gepflügt werden muss“, sagte er. Und bislang sei auch nur die WHO zu dem Ergebnis gekommen, Glyphosat sei krebserreg­end. „Ein Verbot im Pachtvertr­ag ist jedenfalls nicht zielführen­d. Es wäre nützlicher, Lösungen mit den Landwirten auf kooperativ­em Wege zu finden“, sagte Timmer.

Joachim Quaß (Die Grünen) kritisiert­e anschließe­nd: „Sie haben gesagt, Glyphosat sei alternativ­los. Doch was war, als es noch kein Glyphosat gab? Gab es da etwa keine Landwirtsc­haft? Deshalb sind Begriffe wie „alternativ­los und unverzicht­bar“im Zusammenha­ng mit Glyphosat falsch.“

Doch der Strümper Landwirt Stefan Deussen stützte Timmers Ausführung­en: „Der Einsatz von Glyphosat ist zum Beispiel nötig im Winter, wenn es viel geregnet hat, der Boden nass ist und eine Boden- bearbeitun­g nur unzureiche­nd möglich ist“, sagte er. Es gebe aber auch Jahre, in denen er gar kein Glyphosat einsetzen müsse, erklärte er auf Nachfrage von Heidemarie Niegeloh (SPD). Dies sei abhängig von der Witterung.

Referentin Ophelia Nick legte den Finger in ihrem Vortrag schnell in die Wunde: „Da, wo Glyphosat eingesetzt wird, sterben Pflanzen“, sagte sie. Sie bezog sich auch auf die sogenannte Krefelder Studie, nach er ein drastische­r Insektenrü­ckgang festgestel­lt worden sei; auch bedingt durch den Einsatz von Herbiziden. Kritik äußerte sich zudem an der mangelnden Transparen­z der internatio­nalen Studien, die zu dem Ergebnis kamen, Glyphosat sei nicht krebserreg­end. Wieso nun jedoch ein Glyphosat-Verbot in Meerbusch geboten sei, erklärte sie auf Nachfrage von Andreas Harms (CDU) nur bedingt. Sie sprach sich dennoch für ein Verbot aus: „Es ist zwar un- klar, wo genau in Meerbusch Glyphosat eingesetzt wird. Doch Gift ist Gift, und wir wissen, dass es schädlich ist“, sagte sie. Andrea Blaum (BUND) wies auf die mögliche Vorbildfun­ktion Meerbuschs hin: „Seien Sie Leuchtturm.“

Warum wurde letztendli­ch nicht über das Verbot abgestimmt? „Wir haben so viele Informatio­nen erhalten, die wir noch einmal besprechen wollen. Zudem gibt es bei der Umsetzung eines Verbots noch offene Fragen“, begründete Niegeloh (SPD) den Antrag ihrer Fraktion. Ein Problem ist zum Beispiel, dass es städtische Ackerfläch­en gibt, die umgeben sind von Ackern, die im Privateige­ntum stehen. Auf diesen könnte also nach wie vor Glyphosat eingesetzt werden. Und da die Verträge sowieso erst zum Dezember 2018 gekündigt werden könnten, wie der Technische Beigeordne­te Michael Assenmache­r erklärte, entstünden keine Folgen, wenn man erst bei der nächsten Sitzung über das Verbot abstimmen würde.

Was würde ein Verbot bewirken?

Die intensive Debatte im Bau- und Umweltauss­chuss hat deutlich gemacht, wie brisant das Thema Glyphosat ist. Und dass die Abstimmung über ein Verbot glyphosata­rtiger Herbizide auf städtische­n Flächen vorerst verschoben wurde, zeigt doch vor allem eines: Das Thema ist komplizier­t und muss aus vielen Blickwinke­ln betrachtet werden.

Eine schnelle Entscheidu­ng ist somit nicht immer die beste. Von daher war es richtig, dass die Fraktionen noch einmal über ein mögliches Verbot beraten können. Was würde ein Verbot eigentlich bringen? Klar, es würde damit ein Zeichen gesetzt. Doch eines würde es nicht bewirken: Das Glyphosat weiterhin auf städtische­n Flächen in Meerbusch eingesetzt werden kann und wird. ADRIAN.TERHORST@ RHEINISCHE-POST.DE

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FOTO: EPD Ein Traktor mit Sprühanlag­e fährt auf einem Maisfeld. Der Bau- und Umweltauss­chusses diskutiert­e am Dienstag über ein Verbot von glyphosata­rtigen Herbiziden auf städtische­n Flächen.
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FOTO: BODENRÖDER Ulrich Timmer sprach sich gegen ein Glyphosat-Verbot aus.
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FOTO: ARCHIV Ophelia Nick plädierte für ein Verbot von Glyphosat.

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